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Flugtag Oehna-Zellendorf Flugtag Oehna-Zellendorf: Ein Streifzug durch Luftfahrtgeschichte

Von H.-Dieter Kunze 21.06.2004, 15:00

Oehna/MZ. - Tradition seit Jahren sind mittlerweile die Flugtage der Fläming Air GmbH auf dem Verkehrslandeplatz Oehna-Zellendorf. Geschäftsführer Rudolf Hackel und sein Team hatten sich wieder alle Mühe gegeben. Rund 4 000 Gäste erlebten Samstag und Sonntag ein tolles Spektakel am Himmel und auf der Erde.

Fläming Air hatte im Vorfeld kräftig die Werbetrommel gerührt, verteilte Flyer und Plakate und war unüberschaubar am Himmel, auch in der Region Jessen, mit einem Bannerschlepp präsent. "90 Jahre Luftfahrt", unter diesem Motto stand der diesjährige Flugtag. Der Nachbau einer "Ettrich-Taube", entwickelt im Jahr 1912, schaffte mit ihrem Piloten Bernd Koschmieder problemlos den Anflug von Fürstenwalde nach Oehna und stellte dabei gleichzeitig einen Weltrekord auf. "So weit ist noch nie eine Taube geflogen", stellte Rudolf Hackel fest. Bernd Koschmieder setzte aber noch einen drauf. Er holte so ganz nebenbei auch noch seinen Doppeldecker "Albatros", Erstbaujahr 1913, vom Hangar am Strand der Spree an den Rand des Flämings. "Kein Problem für uns", meinte lachend Rudolf Hackel, "wir haben den Piloten einfach nur ein bisschen hin- und hergeflogen." Besonders stolz war er darauf, dass die historischen Maschinen außer auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin bisher nur in Oehna zu bewundern waren.

Bernd Koschmieder ist ein Flieger mit Leib und Seele, lernte sein Handwerk perfekt als MiG-Pilot bei der ehemaligen NVA der DDR. Der Weltmeister im Motorkunstflug Klaus Schrot war zwar in diesem Jahr nicht dabei, aber sein Teamkollege Dr. Ludwig Hofmann, Anästhesist aus Berlin, zeichnete ähnlich gekonnt Figuren mit Farbstreifen an den Himmel über Oehna. Mit plus und minus der zehnfachen Erdbeschleunigung setzte er mit seiner "Extra 300 S" scheinbar alle Gesetze der Physik außer Kraft und erntete dabei den Applaus der Gäste. Ein Modell des zukünftigen Kampfjets "Eurofighter" der Bundesluftwaffe hatte Heiko Hornburg, hessischer Meister im Motorkunstflug, mit "im Gepäck". Auf immerhin 300 Stundenkilometer brachte es das funkferngesteuerte und mit einem kerosinbetriebenen Ministrahltriebwerk und 225 Zentimeter lange Flugzeug. "Der einzige Eurofighter, der dem Steuerzahler keine müde Mark kostet", meinte lapidar Klaus Neumann aus Herzberg, der gemeinsam mit Ingo Rau aus Berlin mit sehr viel Sachkenntnis die Flugshow in Oehna moderierte. Dem Konstrukteur und Piloten an der Fernbedienung  kostete das Modell allerdings 7 000 Euro aus eigener Tasche. Die Gäste konnten sich aber nicht nur vom Boden der Tatsachen aus die Vorführungen anschauen. Besonders Mutige setzten sich als Kopilot in eine Kunstflugmaschine.

Eher beschaulich und sehr ruhig ging es dagegen bei den Rundflügen an Bord einer AN 2 zu. Der größte noch flugfähige Doppeldecker der Welt war mit seinem Pilotenteam aus Dessau gekommen. Auch wenn es für die Passagiere den Anschein hatte, das gutmütige Fluggerät russischer Bauart stünde in der Luft, meinte Pilot Peter-Christian Klein vom Anhaltischen Verein für Luftfahrt Dessau nur schmunzelnd: "Die Anna ist immerhin 150 Stundenkilometer schnell."

Fläming-Air-Geschäftsführer Rudolf Hackel konnte nach dem diesjährigen Flugtag jedenfalls eine äußerst positive Bilanz ziehen. "Es war wohl das meiste an Fluggeräten, die wir je hier hatten. Und alles verlief wie immer ohne Zwischenfälle."