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Februar 2016 Februar 2016: Vertrauen nicht enttäuscht

Von Ute Otto 27.12.2016, 14:35
Marcus Heisig (re.) und Fred Andreas arbeiten an einem Großbehälter für die Müllabfuhr der Berliner Stadtwirtschaft.
Marcus Heisig (re.) und Fred Andreas arbeiten an einem Großbehälter für die Müllabfuhr der Berliner Stadtwirtschaft. Ute Otto

Linda - Auch zwischen den Jahren, wie man heutzutage sagt, geht bei der Preuss Metallverarbeitung GmbH in Linda die Arbeit weiter. „Ich hatte angeboten, Betriebsferien zu machen“, sagt Firmenchefin Ute Stachowiak. Aber die Mehrheit der 140 Mitarbeiter zählenden Belegschaft habe abgewinkt.

„Und ich bleibe nicht selber zu Hause und lasse die Anderen arbeiten“, sagt sie. Lediglich den 23. Dezember „habe ich mir ertrotzt“, so die Chefin schmunzelnd. Die Festvorbereitungen zu Hause mochte sie nicht allein ihrem Mann und ihrer Mutter, die die große Stütze der Familie ist, überlassen.

Zumal Ute Stachowiak noch immer pendelt zwischen Aken und Linda, wenn auch nicht mehr täglich. Sie hat am Arbeitsort eine Unterkunft über die Woche. Ab dem kommenden Sommer, wenn das jüngste Kind eingeschult wird und das neunjährige ohnehin die Schule wechselt, soll die Pendelei ein Ende haben. Sie seien schon auf der Suche nach einem Haus in Jessen.

Skeptische Auftraggeber

„Komplizierter als gedacht“, sei das zurückliegende Jahr gewesen, so die Chefin. „Ich habe die Firma in einer schwierigen Situation übernommen.“ Manche Kunden hätten sich abwartend verhalten, viele aber seien auf sie zugekommen und hätten um ehrliche Auskunft gebeten, ob die Firma Preuss in der Lage sei, ihre Ansprüche zuverlässig zu erfüllen, hätten ihnen also eine Chance gegeben und seien nicht enttäuscht worden. „Inzwischen kommen Kunden auch wieder zurück“, berichtet die alleinige Firmeninhaberin.

In Linda sowie in der CNC-Dreherei und Fräserei in Jessen werden Stahl- und Edelstahlkomponenten für den Anlagen- und Maschinenbau - vom Kleinteil bis zu Großbaugruppen - gefertigt, die dann von den Auftraggebern weiter verbaut werden. Aktuell sind es unter anderem Fettbehälter für die Lager von Off-Shore-Windkraftanlagen.

Doch sei es nicht allein der Verunsicherung nach dem Inhaberwechsel geschuldet gewesen, dass sich manche Kunden rar gemacht hätten. Das EU-Russlandembargo mache der Maschinenbaubranche zu schaffen, „das bekommen wir hier auch zu spüren“.

Weniger Personal

Um 30 Mitarbeiter habe sie die Belegschaft reduzieren müssen. Gute Fachkräfte in den Hallen, insbesondere an den CNC-Maschinen, und Schweißer seien freilich unverzichtbar. Veränderungen habe es ebenso in der Verwaltung gegeben, auch das Sekretariatsteam sei neu.

„Das ist eine richtig gute Truppe.“ Die Mitarbeiter haben in Eigenregie Büro und Kundenempfangsbereich der Chefin umgebaut und renoviert. Auch neue Auszubildende sind im August aufgenommen worden. Zehn sind es insgesamt über drei Lehrjahre und die Chancen, dass sie übernommen werden, stehen sehr gut, erzählt Produktionsleiter Sven Thieme, als er die MZ durch den Betrieb führt.

Er zeigt auch das Weihnachtsgeschenk, das sich das Unternehmen selbst gemacht hat: eine neue Absauganlage in der Lackierei. Die Chefin denkt derweil schon über eine neue Maschine für die Fertigung nach. Als nächstes soll aber die Energiebilanz verbessert und die Hallenbeleuchtung auf LED umgestellt werden.

Im März hatte Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) mit Mitarbeitern der Wirtschaftsförderungsgesellschaft das Unternehmen besucht und Unterstützung, zum Beispiel bei der Suche nach Förderprogrammen, angeboten. Ob sich daraus etwas ergeben habe?

Ute Stachowiak verneint. Ein Problem, das schon seit Jahren von den Gewerbetreibenden in Linda kritisiert wird, ist die schlechte Straßenanbindung an das Fernstraßennetz. Daran wird sich wohl so schnell nichts ändern.

Der Breitbandausbau soll bis Ende 2018 abgeschlossen sein und schnelles Internet auch im letzten besiedelten Winkel des Kreises anliegen. Im Betrieb hätten sie gutes Netz, sagt Stachowiak. Anders sehe es im Ort aus.

Das habe sie unlängst zu spüren bekommen, als ein Virus sie umgeworfen hatte und sie vom Krankenbett aus per Internet „regieren“ wollte. Letztlich seien Zettel hin- und hergegangen.

(mz)

MZ-Ausriss aus dem Februar
MZ-Ausriss aus dem Februar
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Thomas Schmidt arbeitet hier an der Abkantanlage.
Thomas Schmidt arbeitet hier an der Abkantanlage.
U. Otto