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Elsterland Käserei Elsterland Käserei: Bayerische Milchindustrie investiert über zwei Millionen Euro

Von Detlef Mayer 15.01.2015, 13:44
Die Abwasservorbehandlung der BMI in Nachbarschaft des Jessener WAZV-Klärwerks nimmt Gestalt an. Hinten sind die Hochbehälter zu sehen.
Die Abwasservorbehandlung der BMI in Nachbarschaft des Jessener WAZV-Klärwerks nimmt Gestalt an. Hinten sind die Hochbehälter zu sehen. Thomas Christel Lizenz

Jessen - Spaziergängern, die auf ihrem Weg in den Jessener Eichenhain gelegentlich am Klärwerk des Wasser- und Abwasserzweckverbandes Elbe-Elster-Jessen (WAZV) vorbeikommen, ist es sicher schon aufgefallen: Gleich neben dem WAZV-Gelände wird seit einiger Zeit gebaut. Zwei dunkelgrüne Hochbehälter stehen bereits, das Fundament für ein größeres Gebäude ist ebenfalls zu sehen. Des Rätsels Lösung: Hier investiert die Bayerische Milchindustrie (BMI), zu der die Jessener Elsterland Käserei gehört, in eine künftigen Anforderungen genügende Abwasservorbehandlungsanlage.

Wie die MZ auf Nachfrage von Michael Kreisel - bei der BMI, die ihren Sitz in Landshut hat, verantwortlich für Energie und Umweltbelange - erfuhr, nimmt das Unternehmen für dieses Vorhaben über zwei Millionen Euro in die Hand.

Bekenntnis zum Standort Jessen

Die Gesamtmaßnahme umfasst eine bereits weitgehend fertige Abwasserdruckleitung von der Käserei zum Eichenhain mit zugehörigem Pumpwerk (schon 2013 begonnen, Planungen ab 2012) und besagte Abwassservorbehandlung, die seit August 2014 nach und nach neben dem WAZV-Klärwerk entsteht und später die konditionierten Abwässer aus der Käserei dorthin abgeben wird. Im Mai 2015 soll das neue Vorklärwerk nach derzeitigem Stand seinen Probebetrieb aufnehmen.

„Eine derartige Investition in die Infrastruktur ist als deutliches Bekenntnis zum Standort Jessen und den damit verbundenen Arbeitsplätzen zu verstehen“, ließ Michael Kreisel die MZ wissen. Zu den Gründen für die Baumaßnahme führte er Folgendes aus: „Im Zuge des Aufbaus der Produktionslinien für Mozzarella-Kugeln war eine Ertüchtigung der kommunalen Kläranlage des WAZV erforderlich, um die anfallende Schmutzfracht bewältigen zu können.“

Das Jessener Werk der Bayerischen Milchindustrie e.G. (BMI) zählt derzeit 180 Beschäftigte. Die hiesige Elsterland Käserei produziert Kugelmozzarella, Blockmozzarella, Cagliata sowie Schnittkäse (Edamer, Tilsiter und Gauda in Broten und Blöcken).

Zur Weiterverarbeitung stehen laut Michael Kreisel von der BMI in Landshut zusätzliche Linien zur Herstellung und Abpackung von Reibekäse zur Verfügung. Die gesamte Käseproduktion beläuft sich gegenwärtig auf 30.000 Tonnen im Jahr.

Die in der Käserei anfallende Molke wird im Trocknungswerk der BMI, das ebenfalls zum Standort Jessen gehört, zu Molkepulver weiter verarbeitet. Hier beläuft sich die Produktion auf rund 12.000 Tonnen pro Jahr.

Als aktuelles Bauvorhaben sind derzeit Vorbereitungen im Gange, um im Trocknungsbetrieb die Herstellung von Laktose (Milchzucker) aus Molke zu ermöglichen. Damit soll eine Alternative zu der bisherigen Produktion von Molkepulver geschaffen werden.

Als Zwischenlösung ließ die BMI auf ihre Rechnung eine relativ kostenintensive Begasung für die Belebungsbecken des WAZV mit technischem Sauerstoff installieren und trägt laut Michael Kreisel dafür auch die Betriebsaufwendungen. Da diese Variante keine neuerliche Erweiterung zulässt, stand von Anfang an fest, dass noch eine Flotationsanlage (sie nutzt ein physikalisch-chemisches Trennverfahren) zur Abwasservorbehandlung durch die BMI errichtet wird.

Den Standort am Eichenhain hat man nicht nur wegen der für die Abläufe günstigen Nähe zum WAZV-Klärwerk gewählt. Auch die begrenzten Platzverhältnisse auf dem Molkereigelände und gelegentliche Geruchsbelästigungen durch die bisherige Abwasservorbehandlung auf dem Betriebsareal - nebenan befinden sich Gymnasium und Grundschule Max Lingner - ließen nach einem alternativen Standort suchen.

Obendrein bietet die nun von der Stadt Jessen erworbene Fläche ausreichend Potenzial für eine eventuelle Erweiterung. „Auch befinden wir uns mit dem WAZV als Betreiber der kommunalen Kläranlage im Gespräch, ob er personell die Betriebsführung unserer neuen Vorbehandlungsanlage übernehmen kann“, führte Michael Kreisel einen zusätzlichen Aspekt an.

80 Kubikmeter Abwasser pro Stunde

Die im Entstehen begriffene Abwasservorbehandlung besteht im Wesentlichen aus folgenden Komponenten: dem Trommelsieb (auf dem Misch- und Ausgleichstank aufgesetzte Baugruppe zum Abtrennen von Grobstoffen), dem Misch- und Ausgleichstank selbst (circa 2000 Kubikmeter) als Zwischenpuffer und zur Vergleichmäßigung der Abwasserbeschaffenheit, dem Betriebsgebäude (etwa 290 Quadratmeter) mit Chemietanks, der eigentlichen Flotation (bewältigt 80 Kubikmeter Abwasser pro Stunde mit einer Abscheideleistung von circa 60 Prozent der Schmutzfracht), Labor und Sozialräumen, einem Flotatschlammtank (100 Kubikmeter) sowie einem Biofilter, um Geruchsemissionen zu vermeiden.

Die Betriebshalle ist übrigens so bemessen, dass dort bei Bedarf eine zweite Flotationsanlage mit denselben Leistungsparametern nachgerüstet werden kann. „Eine geordnete und zuverlässige Abwasserbeseitigung ist für uns ein Schlüsselaspekt für die weitere Entwicklung des Standortes Jessen“, kommentierte Michael Kreisel das Bauvorhaben. (mz)