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Einmal durchs Alphabet gezüchtet

Von H.-Dieter Kunze 22.06.2006, 15:45

Annaburg/MZ. - Zira, Zora, Zorro und Zorko, von ihren künftigen Besitzern so benannt, sind vier von acht putzigen und drolligen Welpen, die verspielt auf dem Anwesen herumtollen und von Mutter Wendy aufmerksam und liebevoll umsorgt und gesäugt werden. Über zehn Wochen sind sie alt. Mit dem "Z" ist nach 24 erfolgreicher Jahren Zucht der letzte Buchstabe für die Namensgebung erreicht. Uwe Vogt muss bei der Taufe des nächsten Wurfes wieder bei "A" beginnen. "Das Alphabet ,durchzuzüchten', war aber mein Ziel", meinte er stolz.

Angefangen hatte alles vor 26 Jahren. Zwar nicht so lange wie auf einen "Trabi" musste er auf das erste Tier dieser Rasse warten, in die er vernarrt war und ist. Immerhin drei Jahre Vorbestellung dauerte es aber schon. Alona und Andy waren es unter anderem, die von der ersten Mutter 1982 zur Welt gebracht wurden. Mittlerweile sind es 144 Welpen von fünf Hündinnen, die im "Zwinger vom Annaburger Schützenplatz" geboren wurden und immer wieder ein begeistertes Frauchen oder Herrchen fanden.

Berner Sennenhunde sind gutmütige und sehr kinderliebe Tiere. Es gibt sie in vier verschiedenen Rassen, die sich nach Art und Färbung des Felles und der Größe unterscheiden. Bis zu 60 Kilogramm bringt ein ausgewachsener Rüde schon auf die Waage. Ihre ursprüngliche Heimat ist die Schweiz, wo sie vor allem als Hüte-, sowie Hof- und Wachhunde eingesetzt wurden und werden. Aber bei den Sennenhunden geht es mittlerweile äußerst international zu. Wendy brachte Uwe Vogt in die Schweiz zum Rüden Nana's Mowgli zum Decken. Der stammt aus Österreich, sein "Großvater" aus Dänemark. Eine Woche lang war Uwe Vogt in der Schweiz, bis es zwischen Wendy und Nana's Mowgli endlich "gefunkt" hatte. 1 500 Kilometer lang waren Hin- und Rückfahrt insgesamt. Uwe Vogt ist Mitglied im Zuchtverband Schweizer Sennenhund, der dem Verein deutsches Hundewesen (VDH) angehört. Die Auflagen sind streng, nach jedem Wurf kommt ein Zuchtwart, um die Welpen zu begutachten und mit einem Zertifikat die Reinrassigkeit zu bescheinigen. Dabei werden lange Ahnentafeln aller beteiligten Tiere gewälzt, bis die Welpen einen Chip am Hals implantiert bekommen. Mit einem Scanner ist damit jederzeit die Abstammung per Strichcode nachweisbar. Das unterscheidet diese Vierbeiner eindeutig von Nachfahren aus unkontrollierten Zuchten.

Ein leichtes Brot sei die Zucht von Berner Sennenhunden keinesfalls und sehr kostenintensiv. Viele Züchter hätten deshalb nach der Wende das Handtuch geworfen, weiß Uwe Vogt aus Erfahrung und meinte, dass es in den neuen wesentlich mehr Züchter dieser alpenländischen Rasse als in den alten Bundesländern gebe. Der erfolgreiche Annaburger Hundezüchter möchte auf jeden Fall weitermachen. Vielleicht schaffen es seine Berner ja, das Alphabet zum zweiten Mal zu durchlaufen.