Eine Spende fürs Kinderheim
Holzdorf/Annaburg/MZ. - Zwei Kleintransporter machten sich von Holzdorf und Annaburg aus auf den Weg in den Landkreis Dahme-Spreewald. An Bord des einen waren Bundeswehrangehörige, in dem des anderen, gesteuert von Zweiradhändler André Bachmann aus Annaburg, vier Kleinfahrräder. Der Hintergrund: Eine Spendenaktion für Kinder im Heim der "Kleeblatt GmbH" in Drahnsdorf bei Dahme. Initiiert wurde sie von Luftwaffenangehörigen der Einsatzführungskompanie 31 am Standort Schönewalde / Holzdorf. Seit zehn Jahren spenden Soldaten Erlöse aus der Jahresabschlussfeier für humanitäre Zwecke.
Sehr engagiert dabei ist Oberfeldwebel Nancy Matthai. Sie ist Redakteurin der Zeitschrift "Der Luftgucker", die einmal jährlich zur Jahresabschlussfeier der Einheit erscheint. Mit viel Esprit und hintergründigem Humor gemacht, findet sie bei den Luftwaffenangehörigen reißenden Absatz. Eben dieses Geld wird für Spendenaktionen verwendet.
Im Jahr 2005 waren es 1 350 Euro, 2006 kamen 1 110 Euro zusammen. Das Geld wurde auf ein speziell eröffnetes Konto überwiesen. Es war bestimmt für 15 Waisenkinder, die nach dem Tsunami in Indonesien Eltern und Angehörige verloren hatten. Jeweils für ein Jahr konnte damit für die Kinder ein Schulbesuch finanziert werden.
Dieses Mal sollten die Erlöse vom "Luftgucker" in der Region bleiben. Oberleutnant Stefan Lischka, Jägerleitoffizier in der Einsatzführungskompanie 31, hatte da eine Idee. Er wohnt in Schönewalde, Landkreis Elbe-Elster, und erfuhr über die dortige Stadtverwaltung von der "Kleeblatt" GmbH.
Es handelt sich um eine gemeinnützige Einrichtung auf privater Trägerschaft, 1992 gegründet. Seit dem 1. Juli 1996 agiert sie unter dem Namen "Kleeblatt". In den Landkreisen Teltow-Fläming, Oberspreewald-Lausitz und Dahme Spreewald betreuen 60 Mitarbeiter an 16 Heimstandorten 85 Kinder. Sie alle stammen aus zerrütteten Familienverhältnissen, wurden verstoßen, geschlagen und auch sexuell missbraucht. Die meisten sind also buchstäblich "durch die Hölle" gegangen. Das jüngste Kind ist erst vier Wochen alt. Seine Mutter suchte mit dem Säugling Obhut in einem der "Kleeblatt"-Heime. Geschäftsführerin der GmbH und Heimleiterin in Drahnsdorf ist Yvonne Hey. Die engagierte Frau kennt aus ihrer Tätigkeit viele Schicksale. "Wir versuchen, den Kindern so gut es geht, ein neues zu Hause zu geben. Trotz allem, was den Kindern widerfahren ist, gegen das Heimweh und den Wunsch nach einer geborgenen Familie können wir nichts tun. Blut ist eben dickflüssiger als Wasser", meinte sie nachdenklich.
All die Sorgen der Kinder aber waren in dem Augenblick verflogen, als die Luftwaffensoldaten aus Holzdorf die vier Fahrräder auf den Hof des Kinderheimes schoben. Sofort schwangen sich die Kinder in die Sättel und drehten erste Runden auf dem Gelände mit den nigelnagelneuen Rädern. Daniel, sieben Jahre alt, versprach spontan, dass er sich selbstverständlich um das Putzen eines Fahrrades kümmern werde. Zur Verfügung gestellt, montiert, zusätzlich mit Beleuchtung ausgerüstet und fahrtüchtig gemacht hatte die Räder André Bachmann aus Annaburg, Inhaber des Fachgeschäftes "Zweiradservice" in der Heidestadt. Er zögerte keinen Augenblick, als die Luftwaffensoldaten aus Holzdorf ihr Anliegen an ihn herantrugen. Er spendierte zusätzlich noch Luftpumpen und Schlösser für die Fahrräder. 500 Euro für die Aktion kamen aus dem Fliegerhorst Holzdorf, knapp 300 Euro steuerte André Bachmann aus der eigenen Geschäftskasse bei.
Die Kinder und Erzieherinnen von Drahnsdorf bedankten sich mit einem selbst gestalteten Bild sowie Blumen aus Papier bei den Spendern aus Holzdorf und Annaburg. Sichtlich gerührt, aber auch nachdenklich verabschiedete man sich dann. Oberstabsfeldwebel Uwe Weitz, "Spieß" der Einsatzführungskompanie 31, meinte: "Man sollte diese neu gewonnene Beziehung der Luftwaffe zum ,Kleeblatt'-Heim in Drahnsdorf weiter pflegen. Dafür werden wir uns mit aller Kraft engagieren."