Mz-Weihnachtsserie Was Rettungskräfte an den Feiertagen im Kreis Wittenberg erleben
Die Feiertage stehen bevor. Doch nicht jeder hat frei. Auch die Mitarbeiter der Rettungswachen im Jessener Altkreis arbeiten über Weihnachten.

Jessen/MZ - Rettungskräfte stehen Tag und Nacht, 365 Tage im Jahr bereit, um im wahrsten Sinne des Wortes Leben zu retten. Im Altkreis Jessen haben die Lebensretter für ihre Arbeit in Schweinitz und Annaburg jeweils einen Rettungswagen (RTW), der rund um die Uhr in Bereitschaft ist, zur Verfügung. In Jessen gibt es neben dem RTW noch ein sogenanntes Notarzteinsatzfahrzeug.
Fast alles wie immer
Diese Dauerbereitschaft schließt selbstverständlich die Weihnachtsfeiertage und den Übergang vom alten in das neue Jahr mit ein. Andy Richter, der Leiter der Rettungswache Jessen, sagt über die Dienste an den Festtagen, „die sind wie immer“. Der 49-Jährige hatte in den zurückliegenden Jahren des Öfteren Dienst am Heiligen Abend ebenso zu Silvester. „Die Arbeitsweise ist dieselbe wie an allen anderen Tagen. Es gibt vielleicht einen Unterschied in der Stimmung und die Einsatzorte sind anders.“ Mit anders meint er die festlich geschmückten Häuser und Wohnungen, und dass er und seine Kollegen meist einer versammelten Familie gegenüberstehen. Es können mehrere Generationen vor Ort sein.
Ein Einsatz an einem Heiligen Abend sei ihm unauslöschlich in Erinnerung geblieben, verrät der Elsteraner. Damals arbeitete er in Gräfenhainichen. Er und sein Kollege wurden nach Einbruch der Dunkelheit zu einem Einsatz gerufen. Ein Schild am Gartenzaun warnte, dass hier ein Hund Wache schieben würde, daneben sei „ein Bild von einem Rottweiler“ gewesen.
Am Ende des langgezogenen 25-Meter-Grundstückes, das spärlich von Lichterketten erleuchtet war, wartete tatsächlich der Hüter des Hauses. „Wir baten die Besitzer mehrfach, den Hund zu entfernen, aber die meinten immer nur, der würde nichts tun.“ Wie sich herausstellte, war dieser stoische Aufseher eine Hundefigur.
Einen lebendigen „Zerberus“ gab es dann aber dennoch im Haus. „Das war ein großer alter schlafender Hund“, erinnert sich Andy Richter an das Tier, das für die Männer in Rot keinerlei Interesse zeigte. Meist sei auch in den Krankenhäusern die Stimmung eine andere. Manche Schwestern würden mit Weihnachtsmannmütze durch die Gänge laufen. Natürlich verrichten alle weiterhin ihre Arbeit, aber die Atmosphäre sei etwas ausgeglichener.
Der Leiter der Wache übernimmt ganz gerne die Schicht am Heiligen Abend. Der 24-Stunden-Dienst beginnt für gewöhnlich gegen 7 Uhr. „Für die Übergabe ist man meist bereits halb sieben da.“ Dem folgt der übliche Fahrzeugcheck. Die Kontrolle beginnt bei den Medikamenten und endet bei der Funktionstüchtigkeit der Geräte und der Autos. Diese müssen zu 100 Prozent bereit sein, genauso wie die Rettungskräfte. Wenn der Pieper schweigt, folgt für gewöhnlich ein gemeinsames Frühstück der zwei Notfallsanitäter, dem Rettungsassistenten und dem Notarzt. Überhaupt würden die Diensthabenden immer dann essen, wenn es die Zeit hergibt.
Warten auf den Einsatz
Dann beginnt die Zeit des Wartens. Mit der Anspannung, ständig für einen Noteinsatz bereit zu sein, ginge jeder Kollege anders um. Manch einer liest, andere schlafen. „Ich bin meist mit Büroarbeit beschäftigt.“ Andy Richter erinnert sich an Feiertagsdienste, die vollkommen ruhig abgelaufen sind. Das seien dann immer die Besten. „Wenn wir nicht raus müssen, heißt das, den Leuten geht es gut“, fasst er zusammen.

Die Schichten zu Silvester seien mit alltäglichen zu vergleichen. „Da herrscht der ganz normale Wahnsinn.“ Am Tage würde selten etwas Herausragendes passieren. Allerdings sei Mitternacht eine magische Stunde. Nicht selten sei Punkt null Uhr der Pieper im Dauereinsatz gegangen.
„Silvester ist selten schlimm. Neujahr ist stressiger.“ Es ist schon vorgekommen, dass sie ab dem Zeitpunkt für den Rest des Dienstes durchgefahren sind. Einmal sei er erst um 7 Uhr morgens wieder zurück gewesen, nachdem sie einen Patienten in die Dessauer Klinik gefahren hatten. Denn bei jedem Patienten gilt der Grundsatz, ihn in das geeignete Krankenhaus zu bringen. Bei Erkrankungen im Bereich Hals-Nasen-Ohren sind diese in Riesa, Dessau oder Bitterfeld.