Ausbildungsmesse 2025 Drei Stunden Berufsmarathon beim 14. Tag der Berufe in Jessen
Am 14. Tag der Berufe können sich Schüler mit über 70 Unternehmen und Institutionen über Ausbildungsmöglichkeiten austauschen. Was die Jugendlichen interessiert.

Jessen/MZ. - „Ich bin glücklich über eine so große Auswahl an Ausbildungsmöglichkeiten in unserer Region“, sagt Michael Jahn (SPD). Gemeinsam mit den Schulleiterinnen Ute Simon, Gymnasium, und Steffi Rost, Sekundarschule Nord, eröffnet Jessens Bürgermeister den 14. Tag der Berufe. Oder wie es die Chefin des Gymnasiums ganz treffend beschreibt, den dreistündigen Berufsmarathon. Über 70 Aussteller stellen sich und die verschiedensten Berufe, die die Schüler erlernen können, vor. „Damit haben wir die maximale Auslastung erreicht!“, sagt Steffi Rost, die wie ihre Amtskollegin vom Gymnasium von der Leistung des Organisationsteams, bestehend aus vier Lehrerinnen und zwei Mitarbeitern der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt Ost, beeindruckt ist.
Handwerk am Eingang
Direkt am Eingangsbereich findet sich ein Handwerk, welches seit einigen Jahren nicht mehr auf der Messe vertreten war. Madeline Doering überlässt ihrem Azubi Marc Peters den Lockenstab, mit dem er Christina Liatskou im Handumdrehen einen neuen Look verpasst. Die 18-Jährige, die derzeit ihr Abitur in Dessau macht, möchte auf der Messe ihre beruflichen Möglichkeiten ausloten. „Entweder würde ich eine Ausbildung im Bereich Tourismus oder ein Lehramtsstudium machen.“ Neben Ausbildungsbetrieben sind auch drei Universitäten am Start.
Madeline Doering würde sehr gern einen zweiten Lehrling ausbilden, wäre aber auch an Rückkehrern in den Beruf interessiert. Über ihre Position direkt an der Tür ist sie sehr froh. „Wir sind genau an der Pole-Position. Wir sehen jeden zuerst.“ Ihre Ausbildungsphilosophie bringt sie schnell auf den Punkt: „Der Azubi muss wollen, alles andere bringe ich bei.“
Diesen Ansatz könnten viele Verantwortlichen der anwesenden Unternehmen unterschreiben. Daniel Kranz bestätigt, dass mit entsprechender Motivation viel erreicht werden kann. „Wir haben einen Azubi, der seine Ausbildung verkürzt abschließt.“ Frank Eppendorfer, Werksleiter der MEG Jessen GmbH, fügt hinzu, dass gewisse Grundlagen von den Azubis mitgebracht werden müssten. „Bei uns sind Zahlen wichtig, ein Grundverständnis wäre notwendig.“

Neben den Schülern aus den beiden Jessener Schulen von den Klassenstufen sieben bis zwölf zieht Matthias Faust, Einrichtungsleiter der BVIK, mit einem Dutzend geflüchteten Jugendlichen durch die Halle. „Hier haben die Jungs die Möglichkeit direkt zu erfahren, welche Voraussetzungen sie für eine Ausbildung mitbringen müssen“, sagt Faust. So sei für die Ausbildung als Einzelhandelskaufmann das Sprachniveau B2 notwendig.

Viele der potenziellen Arbeitgeber bekunden den Eindruck, dass die jungen Besucher sich vorrangig einen Eindruck über ihre Möglichkeiten verschaffen.

„Viele sind noch in der Findungsphase“, fasst es Andrea Arndt, Stadtverwaltung Jessen, zusammen. Angelika Thun, Personalchefin der Jütro Tiefkühlkost GmbH & Co. KG in Jessen, berichtet, dass sie viele gute Gespräche geführt hätten, das Interesse sich jedoch nicht auf Ausbildungen beschränkt habe. „Es gab auch Anfragen zu Praktika oder Ferienjobs.“
Gezielt gesucht
Andere Besucher gehen ganz gezielt vor. Für Lukas Müller beispielsweise gibt es nur einen Stand, an dem er sich über seine beruflichen Chancen informieren möchte. „Ich möchte etwas Gutes für Deutschland tun“, sagt der 15-Jährige, der sich in seiner Freizeit bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. Stabsfeldwebel René Morgenstern empfiehlt dem Hauptschüler, dass er sich gezielt Gedanken über mögliche Berufsbilder machen sollte. „In der Bundeswehr gibt es dreitausend Tätigkeitsfelder.“ Um diese zu klären, empfiehlt der Berufsberater dem Schüler, den Boysday, einen Truppenbesuch oder auch den freiwilligen Wehrdienst in Betracht zu ziehen. Dadurch hätte er die Möglichkeit, sich unverbindlich einen Eindruck über die Bundeswehr zu machen.

Dass sich die Messe für alle Beteiligten lohnt, bestätigt die Vielzahl an Azubis, die ihre Firmen an den Ständen präsentieren. Viele von ihnen sind durch die Messe auf ihre Ausbildungsbetriebe aufmerksam geworden.

Aliza Ulbricht und Kira Ockert, beide lernen Tierwirt bei Seydaland Vereinigte Agrarbetriebe GmbH & Co. KG, haben auf diesem Weg ihre Lehrstelle gefunden. „Sie können besser als ich erklären, was eine Ausbildung bei Seydaland ausmacht“, ist sich Geschäftsführer Ralf Donath sicher.

Einige Unternehmen haben den Eindruck, dass weniger Schüler die Messe besucht hätten. „Der Eindruck täuscht. Im vergangenen Jahr war alles sehr voll und konzentriert. Deswegen haben wir in diesem Jahr die Messe von zwei auf drei Stunden verlängert“, erklärt Jördes Müller-Wolf vom Organisationsteam.