Dorfleben in Mügeln Dorfleben in Mügeln: Berliner wollen Hochzeitsscheune wiederbeleben

Mügeln - Erst im März hat Mel Loebel sich in Mügeln den Traum vom eigenen Haus verwirklicht und ein leerstehendes Gehöft gekauft. Seither ist sie mit Freunden und Bekannten damit beschäftigt, das Areal zu einer Hochzeitsscheune umzubauen. Über die Idee dahinter und über den bisherigen Baufortschritt konnten sich am Sonntag all jene informieren, die zum Tag der offenen Höfe ins Dorf kamen.
Erstmalig organisiert, soll mit dieser Initiative das Dorfleben wieder etwas angekurbelt werden, verriet Martin Arndt, der Ideengeber und Initiator des Vorhabens. Er habe manchmal das Gefühl, der Ort schlafe stillschweigend ein, betonte er.
Aus diesem Grund habe er im Dorf eine Umfrage gestartet, wer sich beteiligen würde, die „Hoftür für fremde Besucher zu öffnen“. 20 Einwohner hatten sich dazu bereit erklärt. Um der Sache auch thematisch einen Rahmen zu geben, sei verabredet worden, dass jeder auf seinem Gehöft etwas Antiquarisches ausstellt oder zum Kauf anbietet.
Alte Möbel oder Gebrauchsgegenstände hatte Mel Loebel weniger zu bieten, dafür eine neue Geschäftsidee. Die Berlinerin möchte ab September Brautpaaren anbieten, auf ihrem Hof Hochzeit zu feiern (www.landhochzeit.berlin). Romantische, ländliche Hochzeiten, wie sie sagt. Platz sei ausreichend vorhanden, vom Hof bis zur Scheune, die eigens für diese Zwecke umgebaut wird.
„Darüber hinaus möchten wir alles einbinden, was die Region zu bieten hat - vom Bäcker, über den Fleischer, den Blumenladen bis zu den Übernachtungsmöglichkeiten“, verriet sie. Bisherige Gespräche seien diesbezüglich sehr erfolgreich verlaufen. Wie gut das Konzept funktioniert, möchte Loebel im August mit ihrer eigenen Hochzeit testen.
Vom Leben auf dem Dorf überzeugt ist auch Annette Blauth. Noch wohne und arbeite sie mit ihrem Mann in Berlin. Doch den im November 2000 gekauften Hof baue man Stück für Stück aus. „Das Grundstück ist unser Alternativprogramm zu Berlin“, begründet sie mit einem zufriedenen Lächeln die getroffene Standortwahl und bezeichnet sich dabei selbst als „Wochenend-Mügelner“.
Ihre Gäste hieß Blauth am Sonntag mit frisch gebackenen Waffeln, verpackt in Schlagsahne und Erdbeeren, willkommen. Zudem hielt auch sie Antiquarisches sowie selbst gefertigten Schmuck zum Verkauf bereit.
„Ich finde die Idee klasse“, zollte Heiko Hanack aus Schützberg dem Projekt seinen Respekt. Seine Mutter stamme aus Mügeln, weshalb er noch immer Verwandtschaft im Ort habe. Daher war er nicht nur auf die Idee der offenen Höfe gespannt, sondern freute sich auch darauf, viele bekannte Gesichter zu treffen. Für Steffen Zerger aus Wittenberg hingegen war Mügeln ein neues Terrain. Er hatte von den offenen Höfen gehört und war im Besonderen an den angekündigten alten Stücken interessiert.
Neue Gesichter ins Dorf zu locken, gehörte auch zu den Grundgedanken von Martin Arndt. „Wenn wir einige von ihnen ab und an wiedersehen und sie auch zu anderen Veranstaltungen im Ort kommen, haben wir viel gewonnen“, sagte er. Dem pflichtete Peter Kralisch bei, der seinen am Ende des Dorfangers gelegenen Hof geöffnet hatte.
„Wir müssen etwas tun, um das Dorfleben wieder anzukurbeln. Zumal sich der Traditionsverein vor zwei Jahren aufgelöst hat und es auch kein Dorffest mehr gibt“, argumentierte er.
In einer Woche wollen sich alle Beteiligten zusammensetzen und die Premiere in lockerer Runde auswerten. Erst dann, so Martin Arndt, wolle man entscheiden, ob es eine Fortsetzung der offenen Höfe gibt. (mz)
