Dorffest Mönchenhöfe Dorffest Mönchenhöfe: Rosen und flotte Sprüche

Mönchenhöfe - Dass es heute nicht leicht ist, für Feste passende Künstler zu engagieren, davon können Heimatvereine ein Lied singen. Manche lösen das Problem mit eigenen Programmen. Beim Dorffest Mönchenhöfe, musste aber ein Künstler her, und das kurzfristig.
Zum Glück erinnerte sich Heike Thäle an Michael Schwarz. Zufällig hatte der Meißener Alleinunterhalter am Samstag sowieso einen Auftritt in der weiteren Umgebung. Drei Programme brachte er nach Mönchenhöfe mit. Aber das ahnten die fröhlich gestimmten Gäste im Zelt, unter ihnen Jessens Bürgermeister Michael Jahn mit Gattin, nicht.
Uniformierte Quasselstrippe
Ein Künstler ward angekündigt, doch der verspätete sich scheinbar. Dafür betrat „Micha vom Trinkerhilfswerk“ angesäuselt und nicht gerade korrekt gekleidet die provisorische Bühne. Seine graugrüne Uniform saß hinten und vorne nicht und das Hemd lugte aus dem Hosenschlitz.
Obwohl das Artikulieren ihm bei manchen Worten etwas schwer fiel, quasselte er unaufhörlich. So erfuhren die Mönchenhöfer vom innigsten Wunsch seiner Frau, zehn Kilo abzunehmen und der super netten Reaktion ihres Gatten: „Ursel, das wäre so, als würde von einem 40-Tonner-Lkw eine Zierleiste abfallen“. Da wussten die Zuhörer, wes Geistes Kind der Uniformträger war.
Das zeigte sich auch bei einem Einkauf, den er anpries: Er hatte eine runde Plasteschüssel mit einem eckigen Deckel erstanden und meinte: „Klar, es sieht so aus als passe das nicht. Aber rein rechnerisch ist das dieselbe Größe.“
Man konnte über den Micha sagen, was man wollte. Ein Tierliebhaber und -kenner schien er zu sein. Jedenfalls hatte er herausgefunden, dass die Hunde die klügsten Tiere sind. Wahrscheinlich sogar klüger als die Menschen: „Die Hunde lassen andere für sich die Steuern zahlen.“ Nach dieser Erkenntnis, die möglicherweise manchen im Festzelt an seine noch nicht abgegebene Steuererklärung erinnerte, verschwand der „Micha vom Trinkerhilfswerk“.
Erich Honecker taucht in Mönchenhöfe auf
Da der bestellte Künstler noch immer nicht erschien, füllte man bei über 30 Grad rasch die Getränkevorräte nach. Plötzlich staunten die Mönchenhöfer nicht schlecht. Stand doch vor ihnen ein alter Bekannter - Erich Honecker. Dass er es war, merkten sie nicht nur am Anzug mit „Bonbon“, roter Krawatte und dem obligatorischen Hütchen.
Nein er besaß auch Insider-Wissen. So klagte er über die Hitze, die herrsche: „Das ist ja heißer als in Chile“, und berichtete über das kürzliche Ableben seiner geliebten Margot. Aber das hieße ja, Honecker lebt und sein Tod ist nur konterrevolutionäre Propaganda?
Eine Mission hatte Erich nach Mönchenhöfe geführt. Er wollte „den lieben Genossen Siegfried Globig“ ehren und bat ihn nach vorn. „Ich möchte dich auszeichnen für deine Treue zu unserer sozialistischen Sache besonders in der derzeitigen erschwerten Klassenkampfsituation“, begründete der ehemalige DDR-Staats- und SED-Parteichef seinen Auftritt.
Und Siegfried Globig spielte mit. Wie er hatten viele Mönchenhöfer Lachtränen in den Augen, als Erich ihm eine riesige Wanderfahne der FDGB-Gewerkschaft überreichte und sagte: „Mein lieber Siegfried, was sind schon 40 Jahre DDR gegen 80 Jahre Siegfried Globig!“ Siegfried Globig hatte vor kurzem seinen 80. Geburtstag gefeiert. Noch ganz beeindruckt von dem Ereignis bemerkten die Mönchenhöfer nicht, wie der Genosse Honecker in seinem Tschaika davon brauste. Natürlich nicht ohne leise vor sich hin zu summen: „Venceremos, venceremos!“
Sängerin mit falscher Brille
Endlich konnten die Organisatoren vom Heimatverein aufatmen. Der oder besser die Künstlerin war eingetroffen. Es war keine geringere als Nana Mouskouri. Schwarzes langes Kleid, Hackenschuhe und das Lächeln erst... Hätten die Mönchenhöfer das gewusst, sie hätten weiße Rosen für Nana besorgt.
Doch irgendetwas stimmte an der Sängerin nicht. Und das war nicht etwa ihre Stimme. Die klang fantastisch. Es waren die „aufgefrischten“ Texte und vor allem die Brille. Silbern und rund statt eckig und schwarz. So kam heraus, die Nana war so wenig echt wie Erich Honecker und der Micha vom Trinkerhilfswerk. Aber genau wie diese sorgte auch Nana für tolle Stimmung im Zelt. (mz)

