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Handwerk Die Netzwerker aus Holzdorf

Die Pandemie beschert Elektro-Scholz in Holzdorf keinen Abbruch an Aufträgen. Warum die Situation dennoch gegenwärtig nicht rosig ist.

Von Klaus Adam Aktualisiert: 27.07.2021, 09:40
Christian Scholz (li.) und sein Meister Andy Bergholz an einer Ladestation für das firmeneigene E-Auto.
Christian Scholz (li.) und sein Meister Andy Bergholz an einer Ladestation für das firmeneigene E-Auto. (Foto: Klaus Adam)

Holzdorf - Im Mai kommenden Jahres, freut sich Christian Scholz, wird sein Elektro-Fachbetrieb 30. Das Jubiläum möchte der Elektromeister gerne mit Kunden und Geschäftspartnern begehen. Doch bis dahin bleibt noch einiges zu tun. Die Auftragsbücher sind voll, berichten Scholz und sein Meister Andy Bergholz bei einer MZ-Visite in dem Handwerksbetrieb in Holzdorfs Siedlung. An Aufträgen habe es in Zeiten der Pandemie kaum einen Abbruch gegeben. Im Gegenteil. Allerdings sind die Bedingungen, diese Aufträge zeitnah zu erfüllen, seit Pandemiebeginn nicht eben günstig.

Erhebliche Preissteigerungen

„Für die normalen Kupferleitungen, die zu jeder Steckdose führen, gab es zum Januar Preissteigerungen von bis zu 60 Prozent“, so Scholz. Verbrauchsmaterial stieg im Preis um zehn bis zu 150 Prozent. Vieles hängt damit zusammen, dass der Kupferpreis zeitweilig um 40 bis 70 Prozent zulegte. Im Moment allerdings ist der wieder etwas rückläufig, berichtet der Chef des Betriebes mit gegenwärtig sieben Mitarbeitern. Der im übrigen händeringend noch Techniker für Service und Montage sucht.

Zulieferer, die etwa Gehäuse für Schalter und ähnliches selbst fertigen, haben große Probleme, das Kunststoffgranulat dafür zu bekommen. Dazu kommen die in Medienberichten bereits vielfach beschriebenen Engpässe bei Chips für elektronische Bauteile. „Wir haben zum Beispiel Fehlerstromschutzschalter, besser bekannt als FI-Schalter, im April bestellt. Die sollen in der 50. Kalenderwoche, also Weihnachten kommen“, nennen Scholz und Bergholz ein weiteres Beispiel.

„Ladestationen für Elektrofahrzeuge haben wir Anfang Februar bestellt und bis jetzt noch nicht geliefert bekommen. Wenn wir jetzt welche ordern, ist die Anlieferung für 2022 prognostiziert. Auf Solarmodule warten wir je nach Hersteller zwei bis drei Monate, bei Speicheranlagen bis zu vier Monate.“ Diese Situation erfordert ein völlig und bislang ungewohntes Bestellmanagement, erläutern die beiden erfahrenen Handwerksmeister. Das auch deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt als gewohnt.

Kunden zeigen Verständnis

„Wenn wir jetzt einen Auftrag annehmen, dann bestellen wir sofort alle Komponenten. Selbst wenn die Arbeiten erst in einigen Monaten stattfinden werden.“ Das bedeutet eben auch, dass ein neuer Auftrag nicht gleich und sofort ausgeführt werden kann. „Aber unsere Kunden zeigen Geduld. Wir erklären ihnen die Situation und sie sind einverstanden. Da wird nicht gemurrt“, wertschätzt Christian Scholz.

„Es nützt auch niemandem etwas, wenn ein Projekt begonnen wird und dann pausieren muss, weil noch nicht alle Teile da sind“, ergänzt Andy Bergholz. Apropos Kunden: Immer mehr von ihnen möchten ihr Haus „intelligent“ ausgestattet haben, wenn sie einmal damit anfangen etwas neu zu bauen. Intelligent oder eben auch „smart“, wie heutzutage der gängige Begriff dafür ist. Da geben sie lieber auch etwas Geld mehr aus, ist die Erfahrung der beiden Handwerksmeister. „Man bezahlt inzwischen dafür aber auch kein Vermögen mehr. Die Preise sind ‚bezahlbar‘ geworden“, so Scholz.

„Schlaue“ Lösungen im Trend

Dieser Trend nach den „schlauen Häusern“ verstärkt sich seit etwa zwei Jahren. „Wir müssen dafür nicht einmal groß werben. Die Kunden kommen mit diesem Wunsch auf uns zu“, berichtet Scholz. Sie wissen aber auch, dass sich der Holzdorfer Handwerksbetrieb seit langem auf diese neuen Technologien eingestellt hat und in der weiteren Region da eine gewisse Vorreiterrolle spielt.

Das gleiche trifft auf die Photovoltaikanlagen zu. Vernetzung ist hier das Stichwort. Der Holzdorfer Handwerksbetrieb hat sich ein Stück weit darauf spezialisiert, komplette Lösungen anzubieten. Von der eigenen Energieproduktion auf dem Dach über deren Speicherung bis hin zum Steuern der verschiedenen Komponenten im Haus. „Die Nachfrage nach Speichern von Solarstrom verdoppelt sich jedes Jahr“, erläutert Scholz. „Im vergangenen Jahr haben wir allein 0,5 Megawatt an Speichern installiert. Das ist für so einen kleinen Betrieb wie unseren eine enorme Leistung, wird uns öfter bescheinigt.“

Ein weiteres Standbein sind Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Nicht zuletzt auch, weil sie vom Staat mit 900 Euro gefördert werden. Leider haben Kommunen diesen Trend noch nicht erkannt. Es gibt kaum öffentliche Ladestationen in der Region. (mz)

In der vergangenen Woche installierte die  Firma Scholz  wieder die Heimatfestkronen in der Langen Straße in Jessen.
In der vergangenen Woche installierte die Firma Scholz wieder die Heimatfestkronen in der Langen Straße in Jessen.
(Foto: Klaus Adam)