Traditionsband nimmt in Elster Abschied Deshalb wird das Abschiedskonzert der Band Adoxa Boreal im Schiffchen in Elster besonders emotional
Noch einmal treten Adoxa Boreal im Schiffchen in Elster auf. Wen die Musiker um Günther Schmidt treffen. Wie es musikalisch für sie weiter geht.

Elster/MZ. - Was am Samstag für die Metaller in Battin gilt, passt bei den Gästen des Schiffchens in Elster erst recht. Auch die Besucher des Abschiedskonzerts der Band Adoxa Boreal sind heiß wie Frittenfett. So brauchen die sechs Musiker keine zehn Takte, um das Publikum von den Stühlen zu reißen. Noch während des ersten Titels ist die Tanzfläche proppevoll.
Mehr Gäste als Stühle
Nach knapp 50 Jahren Adoxa Boreal und 36 Jahren Bühnenpräsenz verabschieden sich die Musiker in die Rockerrente. Das Spektakel lockt die Gäste in Scharen ins Schiffchen. „Ich habe 130 Stühle reingestellt, aber das sind immer noch zu wenige“, sagt Michael Kulze.

Der Betreiber des Schiffchens hat kurz zuvor mit der Band entschieden, die eigentlich als Open Air geplante Veranstaltung in den Saal zu verlegen – draußen hatte es mittlerweile zu regnen begonnen. Technischen Problemen wie beim Helheim-Open-Air in Battin (die MZ berichte) wollte man von vornherein aus dem Weg gehen.

So beginnen Bärbel mit Günter Schmidt, Cordula mit Hans-Joachim Baß, Günther Malke und Peter Hornich kurz nach 19 Uhr mit ihrem Konzert. Doch nach zwei Liedern ist vorerst Schluss. „Ich habe mich selbst nicht gehört“, berichtet Günter Schmidt nach dem Gig. Doch der Fehler in der Technik ist schnell gefunden – ein Schalter an seiner Monitorbox war falsch betätigt, erläutert der Keyboarder. Dann läuft es offensichtlich wie am Schnürchen. „Wir haben bis 0.45 Uhr gespielt“, blickt Günther Malke zurück. Als Schlagzeuger sei er im Saal gut ins Schwitzen gekommen. „Ich hätte lieber draußen gespielt.“
Emotionale Momente
Generell habe es den Leuten gefallen. „Es waren Fans der ersten Stunde“, ordnet der Mann an den Trommeln und Becken ein. Dies bestätigt der Keyboarder Günther Schmidt. „Wir haben alte Weggefährten getroffen“, sagt der Schmilkendorfer. Beispielsweise saß der erste Techniker der Band im Publikum. „Dieses hatte uns bis dato gut in Erinnerung und sollte uns auch so in selbiger behalten.“ Schlussendlich sei es eine runde Sache gewesen.

Emotional sei es zu späterer Stunde geworden. „Henri Schneider erklomm für zwei Titel die Bühne.“ Der einstige Gitarrist der Band hatte extra die Titel „Cocaine“ von J.J. Cale und „Green River“ von Creedence Clearwater Revival geübt. „Vor allem letzteren hatte er früher brillant gespielt“, erinnert sich der Keyboarder.
Doch ein Schlaganfall habe ihm einige körperliche Einschränkungen beschert. „Deshalb war das Publikum erstaunt, dass er nochmals zur Gitarre griff“, meint der Schlagzeuger. Während der beiden Titel habe niemand getanzt. „Vielmehr skandierten die Leute Henris Namen“, berichtet Günther Schmidt.
Blick nach vorn
Nun gelte es, erstmal eine Pause einzulegen. „Abschalten“, meint Günther Schmidt. In naher Zukunft werde sich die Truppe bestimmt einmal in Rosenfeld oder Schmilkendorf zu Proben oder einer Jam-Session treffen. „Vielleicht kommen noch ein paar kleinere Auftritte bei beispielsweise privaten Feten hinzu“, wagt das Adoxa-Urgestein einen Blick in die Zukunft. Der Schlagzeuger Günther Malke sieht es ähnlich. „Wie es weitergeht, ist tatsächlich die Frage. Wir müssen den Abend erstmal auswerten“, hält der Elsteraner alles offen. Es sei auch der Terminplan der Familie Baß zu berücksichtigen. „Schließlich sind sie als Duo Accord B. immer noch unterwegs.“

Es ist bereits der zweite Abschied. „Der erste war berufsbedingt 1992“, sagt Günter Schmidt. Der Schmilkendorfer Keyboarder ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied aus dem Jahr 1975. Die anderen beiden waren Gerhard Heinze und Reinhard Müller. Bärbel Schmidt als Sängerin und Gitarrist Henri Schneider ergänzten ab 1976 das Personal.

Mit dem Prädikat „Sonderstufe“ gehörten sie seit 1980 quasi zur Oberliga der DDR-Amateurbands. Im Jahr 2006 formiert sich die Combo neu. Aus alten Tagen bleiben nur Schmidts der Gitarrist und der seit 1985 dazugehörende Dieter Jenzsch am Bass. Neu dazu kommt Schlagzeuger Günther Malke. Seit 2019 spielt Hans-Joachim Baß die Gitarre. Für den 2023 verstorbenen Bass-Mann ist Peter Hornich eingesprungen.