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Gesellschaft Das Fundbüro des Jessener Busunternehmens Thier ist gut gefüllt

Verloren und vergessen: Welche Gegenstände ganz selten abgeholt werden und was das Ordnungsamt der Stadt plant.

Von Thomas Tominski 08.02.2022, 12:30
Disponent Tommy Thier deutet  es an:  Schüler  lassen in den  Linienbussen  viel liegen.
Disponent Tommy Thier deutet es an: Schüler lassen in den Linienbussen viel liegen. Foto: Thomas Tominski

Jessen/MZ - „Mützen oder Handschuhe werden ganz selten abgeholt“, betont Tommy Thier und zeigt auf die vollen Regale im Fundbüro des gleichnamigen Busunternehmens. Hier ist alles geordnet. Turnbeutel und Jacken hängen auf der einen Seite, Dinge wie Schals oder Mützen befinden sich in Kartons hinter der dementsprechenden Aufschrift. Der Disponent erzählt, dass er überrascht ist, was in den Linienbussen liegenbleibt - und im Endeffekt keiner in Jessen abholt. Einzige Ausnahme sind Smartphones, selbst wenn das Display - umgangssprachlich Spider-App genannt - völlig defekt ist. Auch eine Brille entwickelt sich im Fundbüro nicht zur „Standuhr“.

Der Disponent berichtet, dass die Initiative in Sachen Wiederbeschaffung eindeutig von den Eltern ausgeht. Und wenn mal ein Kind mitkommt, schaut es bedröppelt nach unten. In einem größeren Karton befinden sich Schulordner, Brotbüchse oder Thermoskanne. Bevor eine Brotbüchse im Regal landet, meint Thier etwas scherzhaft, wird erst eine Schnupperprobe durchgeführt. „Eine Käseschnitte fängt irgendwann an zu duften“, erklärt er das Prozedere. Der Disponent ist erstaunt, dass die Nachfrage nach den in Bussen vergessenen Dingen bei Schülern gering ist. Eine Sporttasche mit Schuhen sowie kurzer und langer Bekleidung ist ein Wert „im guten dreistelligen Bereich“.

Klare Regelung

Thier weist darauf hin, dass Betroffene im Vorfeld telefonisch einen Termin zur Abholung vereinbaren sollen. Alle Informationen sind auf der Internetseite des Unternehmens einsehbar. Wie läuft die Übergabe von Fundsachen ab? Die Eltern der Kinder müssen ihren Personalausweis vorzeigen und detailliert beschreiben, welche Gegenstände sich zum Beispiel in der Sporttasche befinden. Was innerhalb eines Jahres nicht abgeholt wird, landet im Container.

Thier erklärt, dass teilweise stark verschmutzte Sachen nicht zur Spende taugen. „Es ist sogar einmal passiert, dass sich Eltern erst nach einem dreiviertel Jahr bei uns meldeten. Deshalb haben wir uns für die genannte Aufbewahrungsdauer entschieden.“

Raymond Kuhlert vom Ordnungsamt der Stadt Jessen steht auf dem Hof der Roten Schule und schaut zu, wie Mitarbeiter des Bauhofes Fahrräder zur Deponierung im Gebäude abladen. Die neun Drahtesel sind über die Zwischenstation Polizei nun beim Ordnungsamt gelandet und sollen, wie viele andere Gegenstände auch, nach einer Frist - falls sich vorher kein Besitzer meldet - von sechs Monaten auf dem Hof versteigert werden.

Der Klassiker fehlt

Auf dem Schrott, erklärt Kuhlert, landen die Räder auf keinen Fall. Der „Wir“-Verein ist für jede Sachspende dankbar. Seine kleine „Schatztruhe“ ist gut gefüllt. Neben Jacken und Mützen gehören Smartphones, Akkuschrauber oder Brillen mit zum Sortiment. Portemonnaies liegen nicht zur Abholung bereit.

Mitarbeiter des Jessener Bauhofes  bringen  neun Fahrräder.  Die  Fundstücke  werden    bis zur Abholung oder Versteigerung in der  Roten  Schule eingelagert.
Mitarbeiter des Jessener Bauhofes bringen neun Fahrräder. Die Fundstücke werden bis zur Abholung oder Versteigerung in der Roten Schule eingelagert.
Thomas Tominski

„Da fehlt uns ein bisschen der Klassiker“, ergänzt Ordnungsamtsleiter Daniel Lehmann mit einem Augenzwinkern. Im Rahmen der Feierlichkeiten beim Schul- und Heimatfest habe es vor Corona nicht jede Geldbörse bis nach Hause geschafft. Den Besitzern ist der Verlust erst am nächsten Tag aufgefallen. Grundsätzlich, so Lehmann, ist die augenblickliche Menge an Fundsachen noch überschaubar.

„Wir müssen dafür keine Excel-Tabelle anlegen.“ Findet in diesem Jahr eine Versteigerung statt? „Es ist zumindest geplant“, sagt Kuhlert, der erstaunt ist, wie schnell hochwertige Gegenstände in Vergessenheit geraten.