Maisernte 2024 in der Region Jessen Dafür nutzen die Landwirte in Mügeln, Seyda und Klöden die diesjährige Maisernte
Drei hiesige Agrargesellschaften berichten, was sie eingebracht haben. An wen die Maispflanzen in der Region verfüttert werden und wie die Landwirte die Ernte bewerten.

Jessen/MZ. - Eigentlich ist die Pflanze in unseren Breiten ein Neophyt (gebietsfremde Pflanzen). Ursprünglich kommt die Art aus dem mexikanischen Raum. Dennoch ist sie hier auf zahllosen Feldern vertreten, wird von den heimischen Bauern gehegt und gepflegt. Die Rede ist von Mais, der eine der wichtigsten Kulturen auf den hiesigen Feldern ist. So stehen immer noch Mais-Pflanzen auf etlichen Feldern des Landkreises, zum Beispiel bei Hohndorf.
Für die Tiere
Andere sind dagegen schon abgeerntet. „Wir haben den Silomais komplett eingebracht“, sagt Thomas Rothe. Seit diesem Mittwoch laufe die Ernte des Körnermaises, führt der Chef der Genossenschaft Glücksburg Agrar weiter aus. Damit seien bislang rund zwei Drittel der insgesamt 450 Hektar unter Dach und Fach. Er ist durchaus zufrieden mit der bisherigen Ernte – es sei ein guter Durchschnitt. Ob Körner- oder Silomais – „Beides verwenden wir als Tierfutter.“ Dabei werde beim Silomais die gesamte Pflanze gehäckselt. Es entstehe sogenanntes Raufutter. „Der Kolben ist der eigentliche Energielieferant für die Kuh.“
In der Elbaue bei Klöden wird seit Jahren nur noch Silomais angebaut. Auch hier dient der Mais als Tierfutter. „Aber für Bakterien“, erläutert Thomas Baier. Die Agrargesellschaft Klöden beliefere mit dem Silomais die Biogasanlage Jessen, verdeutlicht der Geschäftsführer der Klödener Firma. Dieses Jahr wurde eine Fläche von 111 Hektar bestellt. „Innerhalb von zwei bis drei Tagen war die Ernte erledigt.“ Dabei habe ein beauftragter externer Unternehmer die Pflanzen gehäckselt. Wie sein Kollege am Rand der Glücksburger Heide ordnet er die Ernte als gut ein. Allerdings hätte auch in der Elbaue der Mais etwas länger reifen dürfen. Zwar sei die Qualität gut, doch nun stünde der Mais immer noch auf dem Feld und trockne vor sich hin.

„Die Abreife ging zu schnell“, meint demzufolge auch der Klödener Landwirt. Das Problem dabei: Je trockener der Mais, desto schlechter lasse sich dieser verdichten für die Silage. Dort soll der Mais unter anaeroben Bedingungen (ohne Luft) zu einem methanhaltigen Kraftgas vergären. Außerdem hat dies Auswirkungen auf den Erlös für die Silage. „Für die Biogasanlage liegt der Referenzpunkt bei 33 Prozent Trockenanteil.“ Ausgehend von diesem Dreh- und Angelpunkt entscheidet sich der erzielbare Preis für das geerntete Material.
Wäre es sinnvoll, die Körner als Nahrungsmittel zu gewinnen? „Im Prinzip ja, aber im Kolben, insbesondere den Körnern, steckt nun mal die meiste Energie“, ordnet Thomas Baier ein. Drum wird auch der Kolben verarbeitet.

Auffällig ist die abschnittsweise Ernte der einzelnen Schläge. Außenrum sind geschätzt zwei Bahnen gemäht, der Rest des Feldes steht noch ein paar Tage. „Erfahrungsgemäß sind das Jagdstreifen“, erläutert Thomas Baier. Dabei ginge es den Wildschweinen in den Maisfeldern an den Kragen. Die Schäden durch die Schwarzkittel seien nicht zu unterschätzen.
Die Ernte des Silomaises ist bereits am sechsten September abgeschlossen worden. „Das ist das bisher früheste Ernteende“, sagt Jens Fromm. Laut dem Geschäftsführer der Seydaland Vereinigten Agrarbetriebe liegt dies am trockenen Wetter im August. So seien auch seine Pflanzen sehr zeitig abgereift und dann quasi auf den Feldern getrocknet. Deswegen werde die Futterqualität der Silage eher eine mindere sein. „Der Anteil der Trockensubstanz steigt durch das Abtrocken.“ Wie ein Futtermittelhersteller auf seiner Website informiert, führen hohe Trockenanteile zu Energieverlusten im Futter, weniger Schmackhaftigkeit und schlechterer Verdaulichkeit.
Für den Futtermittelmarkt
Im Gegensatz dazu läuft die Ernte des Körnermaises noch bei Seydaland. „Wir planen bis Mitte Ende Oktober.“ Die Dauer der Maisernte ist hierbei durch die Kapazitäten der Dresch- und Trocknungsanlagen ab. Auch der Körnermais werde als Futter fürs eigene Milchvieh genutzt. Überschüsse würden auf dem Futtermittelmarkt verwertet. „Ich erwarte generell einen guten Ertrag dieses Jahr.“ So wird sicherlich ein Teil des Seydaland-Maises auch verkauft werden.
„Es war definitiv ein Maisjahr“, lautet Jens Fromms Fazit. Etwa ein Drittel der Flächen werde bei Seydaland für den Maisanbau genutzt – rund 2.000 Hektar.

Warum wird nur Tierfutter angebaut? „Weil der Markt für Speisemais in Deutschland zu klein ist“, ordnet der Geschäftsführer ein. Dieser zerfalle grob in Maissorten für Mehl zum Backen, für Popcorn und Gemüsemais.
Der Regen der vergangenen Tage habe auf die Ernte kaum einen Einfluss gehabt, eher schon auf die Ernten des kommenden Jahres. „Das Wasser kommt unseren aktuellen Aussaaten zugute.“ Dies seien die Wintergetreide Roggen, Gerste und Weizen, die im Sommer 2025 geerntet werden. Ebenso profitieren Zwischenfrüchte und die Landwirte selbst. „Schließlich staubt es kaum noch auf den Feldern und die Maschinen arbeiten effektiver.“ Apropos Staub- und Dreck: „Wir achten bei der Ernte schon aufs Wetter, um bei der Ernte die Anwohner so wenig wie möglich zu belasten.“
Feuer auf einem Maisfeld
Die Hilfe von Feuerwehren aus der Umgebung ist am Freitagnachmittag bei der Ernte von Körnermais auf einem großen Schlag an der Straße zwischen Purzien und Löben benötigt worden. Dort war es gegen 14.15 Uhr zum Brand an einem Mähdrescher gekommen. Auch Teile des Maisfeldes fingen Feuer. Doch die Gefahren konnten rasch gebannt werden, berichteten die Einsatzkräfte.
Alarmiert worden waren die Feuerwehren von Löben, Premsendorf, Annaburg und Holzdorf/Reicho. Annaburgs Stadtwehrleiter Roland Karthäuser äußerte sich erleichtert, das die Feuer schnell gelöscht werden konnten. Auch stellte er fest, dass er in seiner langen Feuerwehr-Laufbahn noch nie brennenden Mais gesehen habe. „Man lernt nicht aus.“