1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Corona-Tests werden in Jessen und Umgebung teurer und knapper

Schnelltests Corona-Tests werden in Jessen und Umgebung teurer und knapper

Riesiges Kaufinteresse an Schnelltests treibt Preise in Höhe. Was die Apotheker dazu sagen und welche Bemühungen sie unternehmen, Ware zu ordern.

Von Thomas Tominski Aktualisiert: 02.12.2021, 09:28
Die Inhaberin der Paracelsus-Apotheke Zahna, Eva  Stellmach-Schmidt, geht im  Internet  täglich auf Jagd  nach Corona-Tests.
Die Inhaberin der Paracelsus-Apotheke Zahna, Eva Stellmach-Schmidt, geht im Internet täglich auf Jagd nach Corona-Tests. Foto: Thomas Tominski

Jessen/MZ - „Die Preise steigen jeden Tag um 50 Cent“, sagt Eva Stellmach-Schmidt, die ihre Aussage gleich an einem Beispiel festmacht. Ende der vergangenen Woche hat die Chefin der Paracelsus-Apotheke in Zahna die Corona-Einzeltests für zwei Euro das Stück verkauft, aktuell sind 3,50 Euro fällig. „Tendenz steigend“, ergänzt sie, denn die Online-Anbieter haben schnell erkannt, dass mit einem Verkaufsschlager Geld zu verdienen ist. Egal, ob es der Test für den vorderen Nasenbereich, den Rachenraum oder die Speichel-Variante ist: Der Boom hält an!

Die Chefin ist stolz, dass die Firmen in der Region mit Tests aus ihrer Apotheke gut versorgt sind. Der restlichen 200 von 700 sind innerhalb von zwei Stunden restlos ausverkauft gewesen. „Ich bemühe mich regelmäßig um Nachschub“, versichert Eva Stellmach-Schmidt, die trotz ihres Engagements von Kunden wegen des ständig steigenden Preises auch kritisiert wird. „Wenn ich die Rechnungen der Anbieter sehe“, meint sie, „wird mir schwindlig.“

Strategische Planung

Diese Aussage kann Marion Nelle, Inhaberin der Jessener Blumen- und Spitzweg-Apotheke, nur bestätigen. „Die Preise sind explodiert. Alles ist unfassbar teuer“, sagt sie, die noch ausstehenden Rechnungen treiben ihr die Tränen in die Augen. Mit der Öffnung des eigenen Testzentrums (die MZ berichtete) hat Marion Nelle größere Stückzahlen geordert, um für eventuelle Notfälle gewappnet zu sein. „Ich sage mal ganz salopp, dass ich den Schuss bereits vor

Wochen gehört habe“, so die Apothekerin, die es sich auf die Fahne geschrieben hat, die Kunden im Geschäft sowie im Testzentrum gleichermaßen mit Tests gut zu versorgen. Da greift das Sprichwort: Erfolg ist eine Frage der Organisation. In Jessen wie in allen anderen Apotheken aus der Region gilt: Masken sind der Ladenhüter, Tests der Renner.

Peggy Brunn, Leiterin der Löwen-Apotheke Prettin, betont, dass die Nachfrage zwar extrem gestiegen sei, doch mit der Lösung eigenes Testzentrum - Eröffnung im März - bleibe immer ein kleiner Vorrat, um die Kunden glücklich zu machen. „Wir versuchen stets, größere Mengen zu bekommen, doch aufgrund des aktuellen Booms bleibt es eine schwierige Angelegenheit“, so Peggy Brunn, die explizit darauf hinweist, dass die Terminvergabe für einen Corona-Test nur per telefonischer Absprache erfolgt. Geöffnet ist - der Raum befindet sich direkt neben der Apotheke - montags bis freitags von 8.15 bis 10 Uhr.

Getestet wird in der Prettiner Löwen-Apotheke montags  bis  freitag  von 8.15 bis  10 Uhr. Die Terminvergabe erfolgt  nach telefonischer  Absprache.
Getestet wird in der Prettiner Löwen-Apotheke montags bis freitag von 8.15 bis 10 Uhr. Die Terminvergabe erfolgt nach telefonischer Absprache.
Foto: Thomas Tominski

„Corona-Tests sind im Augenblick Mangelware. Egal welche Variante“, erzählt Daniel Helbig. Der Chef der Schloss-Apotheke Annaburg erzählt, dass er diese als Kontingentware zugeteilt bekommt. 50 Stück haben im Schnitt unter zwei Stunden den Besitzer gewechselt, in der vergangenen Woche habe er sich „über zehn auf Zuteilung“ gefreut. „Wir warten täglich auf Nachschub“ , beschreibt der Chef den Ist-Zustand in Annaburg. Helbing freut sich über jede Lieferung, selbst wenn die Menge nicht der Rede wert ist. Ein eigenes Testzentrum ist kein Thema. Dafür stehen weder ein separater Raum noch Personal zur Verfügung.

Überlastete Internetseiten

„Wir müssen“, meint Bettina Wieland, „die Leute an manchen Tagen auf später vertrösten.“ Die Mitarbeiterin der Anker-Apotheke in Elster berichtet, dass Chefin Britta Hoffmann längst zweigleisig fährt. Die Kontingentware deckt nur einen Bruchteil des eigentlichen Bedarfs ab. „Wir bestellen per Fax bei Direktanbietern. Die Internetseiten sind total überlastet.“ Für Bettina Wieland ist es der sichere Weg, um an Ware zu gelangen.

Trotzdem: Die Lieferzeiten sind mitunter exorbitant lang, weil alle Apotheken oder Einzelhändler auf der Jagd nach Tests sind. Wenn eine größere Charge von zum Beispiel 150 Stück eintrifft, ist sie binnen kurzer Zeit verkauft. „Es ist und bleibt ein Engpass. Wir versuchen selbstverständlich, für unsere Kunden preiswert einzukaufen und uns Vorräte anzulegen“, so die Apothekerin. Diese Engpässe gibt es bei der Bestellung des Mund-Nasen-Schutzes nicht. Ausreichend vorhanden, heißt es aus Elster.

Wie sieht es im benachbarten Landkreis Elbe-Elster aus? „Die Ware wird schubweise geliefert“, erzählt Susann Kube, Mitarbeiterin der Phönix-Apotheke in Herzberg. Sie muss täglich schätzungsweise 80 Prozent der Kunden vertrösten, mit dem Hinweis: nichts geliefert! Susann Kube ist täglich mit Großhändlern in Kontakt, um sich bei der Suche breiter aufzustellen. „Das ist wie ein sportlicher Wettkampf.“ Wichtig ist, dass dabei nicht die gute Laune und der Spaß an der Arbeit verloren gehen. (mz)