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Chorfest in Schweinitz Chorfest in Schweinitz: Dreimal Frauenpower

23.06.2018, 07:46
Mit dem kleinen grünen Kaktus und anderen Evergreens erfreuten Daniela Uhlig und das Ensemble „pro musica“ das Publikum.
Mit dem kleinen grünen Kaktus und anderen Evergreens erfreuten Daniela Uhlig und das Ensemble „pro musica“ das Publikum. Evelyn Jochade

Schweinitz - Es geht eben nicht ohne die lieben Frauen. Das stellte Knut Werner, Vorsitzender des einladenden Männerchores 1847 Schweinitz, beim nunmehr 21. Chor- und Parkfest im schönen Elstermanns Park in Schweinitz fest. Auch wenn der Männergesang in den ersten Jahren zum Fest überwog, die Frauenstimmen haben die Veranstaltung auf jeden Fall bereichert.

So fanden sich bei schönstem Sommerwetter unter den fünf teilnehmenden Sangesvereinigungen diesmal drei Männer- und zwei gemischte Chöre in dem grünen Idyll ein.

Apropos Wetter. So mancher Besucher hatte einen Schirm dabei, der wohl eher die Sonne abhalten sollte. An feuchte Erfrischungen von oben glaubte sowieso niemand mehr. Erfrischungen kamen da eher von der Bühne herunter. Die Sänger aus Schweinitz besangen, wie könnte es anders sein, zum 171. Geburtstag ihres Chores den Traubensaft, der das Menschenherz erfreut. Dennoch gibt es in dieser Weingegend, wie man sehen konnte, auch reichlich Freunde des kühlen Gerstensaftes und die Frauen der Schweinitzer Sänger, die wieder fleißig gebacken hatten, konnten sich über mangelnden Zuspruch für ihre Kreationen ebenfalls nicht beklagen.

Ob unter Schatten spendenden mitgebrachten Schirmen oder dem Laubdach der Bäume - die Stimmung war locker und beschwingt. Dementsprechend sang der Herzberger Männerchor 1836 auch als erstes: „Schwinge dich auf, mein Lied“. Solveig Lichtenstein bestätigte als neue Chorleiterin der gestandenen Herren, dass es eben im Chorleben tatsächlich nicht ohne weibliches Zutun gehe. „,Meine’ Männer sind“, so erzählte sie am Rande, „alle sehr lieb“, was sich sogleich bestätigte.

Sie müsse die von Knut Werner überreichte Flasche Schweinitzer Weines nicht teilen und dürfe sie ganz allein trinken, war von den Sängern zu hören.

„Was braucht der Mensch zum Leben?“, fragten die Sänger vom Männerchor 1846 aus Dahme und beantworteten letztlich diese Frage mit „Wochenend und Sonnenschein“ und dem „Lied der Berge“ gleich selbst. Gern wären sie noch durstig „Im Krug zum grünen Kranze“ eingekehrt, aber die Brandenburger ließen ihr letztes Lied fallen, denn schließlich sollte König Fußball an diesem Nachmittag noch zu seinem Recht kommen. Chorleiterin Ruth Alert und ihre Mannen konnten nicht ahnen, welche Pleite da auf die deutschen Fußballfans wartete...

Da wäre sicher auch manchem Sänger oder mancher Sängerin des Gemischten Chores Elster die „Ode an die Freude“ oder das „Freut euch des Lebens“ im Halse stecken geblieben. Was letztlich auch wiederum sehr schade gewesen wäre. Die dritte Chorleiterin aus Brandenburg, Daniela Uhlig, steht der Chorvereinigung „pro musica“ Herzberg, die bereits 40 Jahre existiert, seit 20 Jahren vor. 2004 seien sie, so Moderator Knut Werner, das letzte und einzige Mal beim Chor- und Parkfest aufgetreten.

Auf den Freiluftauftritt in Elstermanns Park hatten sie sich ganz speziell vorbereitet. „Draußen muss man schwungvolle, laute Lieder singen“, so Daniela Uhlig. „Zarte und noch so gut gesungene verwehen da im Wind. Hier sind kraftvolle Lieder gefragt, die ordentlich Stimmung machen.“

Die Lehrerin, deren Liebe den Evergreens gilt, hatte selbstverständlich mit ihrer normal 35 Sängerinnen und Sänger umfassenden Truppe entsprechendes im Gepäck. Mit „Ein Freund, ein guter Freund“, „Horch, was kommt von draußen rein“ und „Mein kleiner grüner Kaktus“ begeisterten sie das zahlreiche Publikum.

Dies gelang ohne weiteres auch einem 19-jährigen jungen Mann aus Schweinitz. Im Programm kurz angekündigt als Karl Peter Unkrodt, der ein Medley von Udo-Jürgens-, Beatles- und Titeln von Karat zu Gehör bringen wollte. Da den Studenten, der sich in Dresden der Physik widmet, die Wenigsten kannten, waren alle gespannt auf seinen Auftritt.

Am meisten natürlich seine Oma Heidi, die hinter dem Publikum stand und die Daumen drückte. Ja, ja, sie habe früher auch gesungen. Im Prettiner gemischten Chor, antwortete sie sympathisch aufgeregt. Was wiederum überhaupt nicht notwendig war, denn ihr Karli, wie sie ihn liebevoll nennt, ist wahrlich kein Anfänger mehr. Ausgebildet in Stimme und am Instrument, er begleitete sich selbst auf dem Keyboard, fesselte er die Zuhörer und machte sie mit „Ich war noch niemals in New York“, „Yesterday“, „Let it be“ und anderen Titeln zu seinem Publikum.

Die Begeisterung war nach dem Solo- Auftritt derart groß, dass der Sänger mehrfach aufgefordert wurde, sein Physikstudium an den Nagel zu hängen und sich ganz und gar der Musik zuzuwenden. Doch wir wissen ja, mit einem abgeschlossenen Physikstudium kann man alles werden. (mz)