Bundeswehr sucht Nachwuchs Bundeswehr sucht Nachwuchs: Tarnen und Lernen für 60 Jugendliche

Holzdorf/Rosenfeld - Ein Nachtmarsch und morgens zeitiges Wecken statt Ausschlafen; Leben im Felde statt Bequemlichkeit auf der heimischen Couch. 60 Jugendliche aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg nahmen in diesem Jahr am Heidecamp der Bundeswehr teil.
Verzicht in den Sommerferien
Ihre Sommerferien erachten einige Jugendliche auch als Chance, sich in Betrieben und Institutionen in einem möglichen Beruf zu erproben. Für diejenigen, die es zum Militär zieht, bietet die Bundeswehr das sogenannte Heidecamp. Jeweils 30 Jungen und Mädchen waren es in diesem Jahr, die sich am Montag dieser Woche am Kasernentor Holzdorf meldeten.
Nach kurzer Einkleidung ging es für sie weiter ins Truppenlager Rosenfeld. Hier, inmitten der Annaburger Heide, bezogen die Jugendlichen Quartier und warteten auf das Abenteuer, das ihnen bevorstand.
„In diesem Jahr war es die sechste Auflage des Camps. Das Interesse daran war erneut groß. Einmal mehr hatten wir deutlich mehr Bewerber als freie Plätze zur Verfügung standen“, betonte Hauptmann Christian Kapahnke, Leiter des Karrierecenters der Bundeswehr in Wittenberg. Das Programm, das er und sein Unterstützerteam vorbereitet hatten, glich im Wesentlichen dem der Vorjahre.
Die Jugendlichen lernten viel über die Grundlagen des Soldatenlebens, etwa das Leben im Felde. Aufgaben, etwa Wie orientiere ich mich mit Karte und Kompass?, Wie entfache ich ein Lagerfeuer, wie funktioniert der Zeltbau mittels Plane oder was muss ich tun, um mich im Gelände perfekt zu tarnen, standen auf dem Ablaufprogramm. Unterstützung und Hilfe erfuhren die Jungen und Mädchen hierbei durch erfahrene Soldaten, Aktive wie Reservisten gleichermaßen.
Immer mal aufkommende Kritik am Werbeverhalten der Bundeswehr kontert Oberstleutnant Andreas Kolitsch als Regionalleiter der Karrierecenter Sachsen-Anhalt: „Die Teilnehmer des Camps haben zu keinem Zeitpunkt Zugang zu Waffen. Hier geht es lediglich darum, ihnen die Chance zu geben, in die Bundeswehr hineinzuschnuppern. Wie anders sollen sie sonst erfahren, ob das der richtige Job für sie wäre“, fragt er. Zudem seien alle Jugendlichen freiwillig gekommen, opferten bewusst einen Teil ihrer Ferien für die Berufsorientierung.
Dass man dafür auch etwas weniger Schlaf und durch reichlich Sport vielleicht sogar einen Muskelkater in Kauf nimmt, nötigt Kolitsch Respekt und Anerkennung ab. „Ginge es nach dem Interesse bei den Voranmeldungen, könnten wir wesentlich mehr Jugendliche aufnehmen. Aber bei der aktuellen Zahl wird es bleiben“, betonte er und ließ nicht unerwähnt, dass viele derjenigen, die schon einmal dabei waren, gern ein zweites Mal in das Camp einziehen würden.
Denn neben Schweißperlen gab es für alle auch jede Menge Spaß, ganz besonders bei der obligatorischen Bootsfahrt auf der Elbe von Torgau nach Prettin.Eher selten ist es, dass Geschwisterpaare unter den Teilnehmern zu finden sind wie Ella (18) und Elli (16) Funke aus Zörnigall bei Wittenberg.
Während Ella nach dem Abitur ein Wirtschaftsstudium aufnehmen möchte und dabei auch die Bundeswehr in Betracht zieht, gilt Ellis Interesse wohl grundsätzlich einem Job in Uniform. „Ich habe bereits ein einwöchiges Praktikum bei der Bundespolizei absolviert und wollte nun einen Vergleich zur Bundeswehr“, erklärte sie ihre Teilnahme.
Klare Vorstellungen
Recht klare Vorstellungen hat indes Charles Lorenz aus Herzberg. Der 15-Jährige will zur Bundeswehr und unternimmt alles, was dafür nötig ist. Einschließlich eines Praktikums in der Truppe. „Hier ist es genau so, wie ich es mir vorgestellt habe“, beschreibt er seine Eindrücke aus dem Camp. Dass er unter allen Teilnehmern keinen einzigen Bekannten hat, stört ihn dabei wenig. „Man lernt neue Freunde kennen“, betont er selbstbewusst.
Nebenbei konnten die Jugendlichen auch das Deutsche Sportabzeichen erwerben. Auch 2020 wird es ein Heidecamp geben, erklärt Kapahnke. (mz)