Bowling-Turnier Bowling-Turnier: Schrauber lassen die Kugel rollen

Jessen - Es geht temperamentvoll zu beim vierten Bowlingturnier, zu dem die Kraftfahrzeug-Innung der Kreishandwerkerschaft Wittenberg eingeladen hat. Aus Pretzsch kommend haben die Kollegen der Autrac GmbH die weiteste Anreise auf sich genommen. Alle freuen sich auf das sportlich-spaßige Kräftemessen.
Genau 1004 Mal rollt die Kugel innerhalb von dreieinhalb Stunden, so hat Ralf Hentschel, Inhaber des Jessener Schlosspark-Bowlings, für die MZ nachgerechnet. Jeder Strike und jeder Spare wird kräftig gefeiert, bei den „Ratten“ hört sich das Echo freilich anders an.
Als die letzten Pins gefallen sind, steht der Sieger fest: Das Autohaus Gottwald aus Jessen gewinnt. Die Mannschaft verteidigt zugleich ihren Vorjahrestitel und ist damit höchst verdächtiger Anwärter auf den Wanderpokal. Zweiter wird der Autoservice Jan vor dem Autohaus Schandert – beide aus Wittenberg.
Zum zweiten Mal wird die Veranstaltung in Jessen ausgetragen. „Hier hat es uns vor einem Jahr so gut gefallen, dass wir gern wiedergekommen sind“, erklärt Innungs-Obermeister Dieter Köppe (Auto-Center Nußbaumweg Wittenberg).
Kfz-Meister Uwe Schöne (freie Autowerkstatt in Jessen) hadert zwar etwas mit sich und seinem Team wegen des undankbaren vierten Platzes: „Immerhin waren wir schon mal Zweiter. Aber was soll’s. Die nächste Chance ist unsere“, kündigt er an und kommentiert: „Wichtig ist, dass wir wieder etwas gemeinsam unternehmen.“
Die Betriebe seien untereinander zwar auch Mitbewerber, „aber zugleich sind wir Kollegen unter Kollegen. Wir haben ähnliche Herausforderungen zu stemmen, und die brauchen Kraft und Erfahrungsaustausch.“
43 Mitgliedsfirmen zählt die Kfz-Innung der Kreishandwerkerschaft Wittenberg. Die größte Herausforderung: Fast in allen Unternehmen fehlt qualifizierter Nachwuchs. „In diesem Jahr haben wir endlich wieder eine Klasse von Auszubildenden voll bekommen: 27 Mechatroniker im Pkw- und Nutzfahrzeugbereich sowie Zweiradmechatroniker werden dreieinhalb Jahre lang ihre Berufsausbildung absolvieren“, informiert Dieter Köppe.
Dennoch seien zwischen Bitterfeld, Wittenberg, Bad Schmiedeberg und Jessen immer noch mindestens 20 Azubi-Stellen im Kfz-Handwerk unbesetzt. „Hinzu kommt, dass sich die Reihe der Bewerber nach dem Auswahlverfahren extrem lichtet. Die Voraussetzungen sind oft nicht gegeben, weil bestimmte persönliche Einstellungen und Leistungskriterien nicht erfüllt werden. Dazu gehören Teamfähigkeit, Lernbereitschaft und die Lust, sich auch mal die Finger schmutzig zu machen“, zählt Köppe auf.
Doch selbst, wenn die Jugendlichen ausgelernt haben, bleiben sie den hiesigen Handwerksfirmen oft nicht erhalten. Uwe Schöne, zugleich Prüfungsmeister der Innung, berichtet: „Zu Jahresbeginn hatten wir elf Freisprechungen. Doch von den frisch gekürten Facharbeitern sind im gesamten Innungsbereich nur drei geblieben. Die meisten anderen wurden von großen Autokonzernen abgeworben. Die jungen Leute, die wir ausgebildet haben, arbeiten jetzt größtenteils in der Nähe von Leipzig. Wir bieten zwar Löhne, die zum Teil über dem Tarif liegen, aber mit den ganz Großen in der Branche können sich Mittelständler und Kleinbetriebe nicht messen.“
Schöne könne verstehen, wenn junge Facharbeiter zuallererst in die Lohntüte schauen, wägt jedoch ab: „Geld ist nicht alles. Wir bieten unseren Angestellten an ihrer wohnortnahen Arbeitsstelle zugleich ein gut funktionierendes soziales Netzwerk.“ Dieser Bonus werde von vielen jungen Leuten noch nicht wirklich als Wert erkannt. Das brauche noch einige Zeit. Das Thema wird auch übers Jahr aktuell sein, wenn sich die Kfz-ler zum 5. Bowlingturnier treffen. Dann wieder in Wittenberg. (mz)