Bödecker-Kreis Bödecker-Kreis: Schüler schreiben über Melanchthon
JESSEN/MZ. - Was, wie der Schriftsteller aus Leuna vor Jessener Gymnasiasten berichtete, später in die Äußerung der Frau mündete: "Was hätte aus dem Jungen alles werden können, wenn er noch zwei Wochen länger hätte reifen können in mir."
Doch nicht für humorige Plaudereien war der Geschäftsführer des Landesverbandes Sachsen-Anhalt des Friedrich-Bödecker-Kreises (FBK) in die Bildungseinrichtung gekommen. Er hatte drei Schriftsteller-Kollegen mitgebracht. Gemeinsam gestalteten sie den Auftakt für das Projekt "Melanchthon entdecken" am hiesigen Gymnasium. Die Einführungsrunde fand im Forum statt, anschließend wurde in zwei siebten und zwei achten Klassen das Thema vertieft. Wobei jeder der Männer von der schreibenden Zunft sich intensiv einer Klasse widmete.
Mit "Melanchthon entdecken" möchte der Bödecker-Kreis ihm am Herzen liegende Belange wie Lese- und Schreibförderung in die Lutherdekade einbringen, erklärte Jürgen Jankofsky. Die Idee dazu sei auf Anregung der Stiftung Luthergedenkstätten geboren worden. Das Vorhaben erfreue sich der Förderung durch das Land. Alles in allem seien fünf Schulen eingebunden: neben dem Jessener Gymnasium das Luther-Melanchthon-Gymnasium Wittenberg, eins in Stendal sowie die Grundschule in Loburg und eine evangelische Grundschule in Merseburg. Das Spektrum der beteiligten Schüler reiche damit von der zweiten bis zur elften Klasse. Ihre Betreuung erfolge durch insgesamt acht Schriftsteller.
Die Zusammenarbeit mit der Jessener Bildungsstätte verspreche deshalb besonders interessant zu werden, weil hier das Schreib- in Kombination mit einem Theaterprojekt laufe. Die Koordination dafür hat Jutta Rehpenning übernommen. Sie leitet auch die Theatergruppe "Vierzehn" des hiesigen Gymnasiums. Seit August 2009 wird an dem Stück über Philipp Melanchthon gearbeitet und inzwischen eifrig geprobt. Premiere soll es am 25. August dieses Jahres, nachmittags, im Wittenberger Melanchthon-Haus haben. Für denselben Tag, vor der Theateraufführung, ist auch das nächste Treffen aller schreibenden Melanchthon-Entdecker geplant, und zwar im Zuge einer Werkstatt.
Als handfestes Ergebnis der Projektarbeit soll ein Buch mit den Beiträgen der Schüler entstehen. Als Redaktionsschluss gab der Landesgeschäftsführer des Bödecker-Kreises Ende Oktober vor. Die Buch-Vorstellung sei dann für Anfang Dezember in Wittenberg geplant, mit Ministerpräsident Wolfgang Böhmer oder Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (beide CDU). Das Buch selbst gehe anschließend in den Fundus der Stiftung Luthergedenkstätten über. Das stelle für die schreibenden Mädchen und Jungen eine große Chance dar, mit ihren Texten oder Gedichten eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.
Um diese Zeitvorgaben halten zu können, hatte der FBK Wert darauf gelegt, das Auftakttreffen am Jessener Gymnasium, das Jürgen Jankofsky als Casting oder Sichtung von Talenten und am Mitwirken Interessierter bezeichnete, vor den Sommerferien durchzuführen. In der schulfreien Zeit könnten von den Betreffenden schon erste Ideen für Beiträge - eine "sehr freie Auseinandersetzung mit Melanchthon" betreffend - gesammelt werden. Diese wolle man dann zu Beginn des nächsten Unterrichtsjahres vertiefen und zu fertigen Werken vorantreiben. Als eine Möglichkeit dafür bot Jürgen Jankofsky die Landesschreibwerkstatt im Herbst an, an der zumindest einige Akteure aus den Projektgruppen teilnehmen dürften.
Für die Arbeit mit den Jessener Gymnasiasten der siebten und achten Klasse hat übrigens der Schriftsteller Werner Makowski aus Eisleben den Hut auf. Bei der ersten Begegnung wandte er sich der Klasse 8 c zu. Sein Kollege Jürgen Jankofsky nahm sich der 7 a an, Ludwig Schumann (war früher Koch und 13 Jahre Pfarrer) aus Möckern der 7 b und Andre Schinkel (1972 geboren, Rinderzüchter, Germanist und Archäologe) aus Halle der 8 b. Auf alle vier Klassen verteilt beteiligten sich auch die Spieler aus der Theatergruppe "Vierzehn" an der Projektvorstellung.
Werner Makowski, Jahrgang 1950, ist studierter Chemiker und diplomierter Schriftsteller, hat bisher Lyrik, Puppentheaterstücke und Prosa verfasst. Der 8 c stellte er sich neben anderem mit einigen seiner Texte vor, darunter das Sonett "Hamlet, Student zu Wittenberg". Er ging aber auch auf die Persönlichkeit Melanchthons ein, hob besonders dessen Aufbruchslebenshaltung hervor und knüpfte die Frage an, welche Zeitenwenden wohl seine jungen Zuhörer noch erleben werden.