Besuch in eigener Vergangenheit
Löben/MZ/lh. - Jürgen Wagner aus Düsseldorf fragte sich vor etwa 30 Jahren, wo seine Wurzeln sind. Aus dem anfänglichen Puzzle mit Eltern, Großeltern und Urgroßeltern wurde inzwischen eine umfangreiche Materialsammlung über Herkunft und verwandtschaftliche Beziehungen aller Wagners, die sich von seinem Stamm ableiten lassen. Ausdruck seiner Energie und Zähigkeit ist die Tatsache, dass er nachweisen konnte, dass seine Vorfahren um 1530 in Löben wohnten, vermutlich auf dem heutigen Grundstück der Familie Franke.
Viele Urlaubstage verwandte er, um noch in der DDR die Kirchenbücher zu studieren und sich mit Leuten zu unterhalten, um so seine Herkunft zu ergründen. Später konnte er auch in den Staatsarchiven Unterlagen einsehen und so weitere Quellen erschließen. Großen Wert legte Wagner auf die Authentizität dieser Quellen. Ursprünglich war die Recherche vor allem der Kirchenbücher von Löben, Schweinitz, Annaburg, Prettin und Herzberg eine wahre Sisyphusarbeit. Schon das Lesen der deutschen Schrift war anfänglich problematisch. Inzwischen ist es möglich, diese riesigen Datenbanken mit dem Computer zu verwalten. Auch durch das Internet ist der gegenseitige Austausch von Daten leichter und einfacher geworden.
Mit der Erforschung seiner eigenen Familiengeschichte fand Wagner weitere interessante Themen, die von ihm ebenfalls verfolgt werden. So drängte sich ihm die Geschichte der Katharina von Bora als spätere Ehefrau von Martin Luther förmlich auf.
Die von Bora lebten bis zum Ende des 15. Jahrhunderts in Löben, vermutlich an der Stelle, die heute als "Zorns Berg" bezeichnet wird.
Intensiv widmete sich Wagner auch der Löbener Höfegeschichte. So hat er für sämtliche Hofstellen, soweit sie nachweisbar waren, die Eigentümer aufgelistet. Besonders lobend wurde von ihm das Löbener Kirchenbuch erwähnt. Es reicht sehr weit zurück. Hier findet man Erwähnungen, die weit über jene hinausgehen, die man üblicherweise dort findet. Es präsentiert sich neben der Auflistung von Geburts-, Heirats- und Sterbedaten so manche amüsante Erzählung über das damalige Leben, die Sitten und Gebräuche. Im Gespräch deutete Wagner an, dass er auch gerne bereit wäre, mal in Löben über seine Arbeiten zu berichten. Schon über das Löbener Kirchenbuch ließe sich abendfüllend erzählen, meinte er. Die Herzberger Veranstaltung nahm der Düsseldorfer zum Anlass, sich bei den Pfarrämtern für die Möglichkeit der Einsichtnahme und die ihm gewährte Unterstützung zu bedanken.