Bayerische Milchindustrie Bayerische Milchindustrie : Mehr Bio-Milch soll in Jessen fließen

Jessen - Rosige Zeiten für die Elsterland-Molkerei Jessen. Sie profitiert erheblich von der künftigen Ausrichtung der Bayerischen Milchindustrie (BMi). Die will in die Riege der fünf größten Bio-Milch-Verarbeiter Deutschlands aufsteigen. Bis 2020 möchte man dies erreichen. So verkündete es Peter Hartmann, Vorstandsvorsitzender der BMi mit Stammsitz in Landshut, bei der Generalversammlung der Elsterland Milchliefergenossenschaft. Sie versorgt den Jessener BMi-Standort, die Elsterland Molkerei, Großkäserei und Trockenmilchpulver-Produktion, mit dem weißen Grundstoff.
Weitreichende Konsequenzen
Die Neuorientierung hat weitreichende Konsequenzen, auch für die Molkerei in Jessen. Sie muss - allerdings nicht nur wegen der geplanten steigenden Bio-Milch-Verarbeitung, sondern auch wegen allgemeiner Kapazitätsaufstockungen - umgebaut und erweitert werden. Das betrifft sowohl die Großkäserei als auch das Trockenwerk. Deshalb wurde laut Karl Beck, BMi-Aufsichtsrats-Vorsitzender, für die Jessener Molkerei die „bedeutendste Investitionsentscheidung des gesamten Unternehmens“ für die nächste Zukunft getroffen. Eine konkrete Summe nannten zwar weder er noch Peter Hartmann, aber der Umbau läuft bereits, allein 2015 flossen dafür 10,4 Millionen Euro.
Bei der Käse-Produktion (in Jessen erfuhr sie zwischen 2007 und 2015 eine Verdoppelung auf 39,1 Tausend Tonnen) werde die BMi nach Peter Hartmann demnächst zweigleisig fahren müssen. Da nur für den deutschen Markt die Discounter Bio-Produkte fordern. Auf den Exportmärkten spiele das hingegen noch keine Rolle.
Abzusehen ist, dass die Elsterland Molkerei auch personell weiter zulegen wird. Richard Obermaier, Geschäftsführer der Elsterland Milchliefergenossenschaft, informierte: „Die Zahl der Beschäftigten in Käserei und Trocknung in Jessen erhöhte sich übers Jahr um 25 Leute auf 209 per 31. Dezember 2015, einschließlich 18 Auszubildender.“ Aktuell zählt die Elsterland Molkerei sogar 214 Beschäftigte, hinzu kommen 30 bis 40 Leiharbeiter. Auch für dieses Jahr werden von der BMi in Jessen Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt - für drei milchwirtschaftliche Laboranten, zwei Milchtechnologen und zwei Mechatroniker.
Für 2020 rechnet die BMI mit einer dann zu verarbeitenden Bio-Milch-Menge von rund 70 Millionen Kilogramm. Der Bio-Molke-Anteil soll mit Ausrichtung auf diese Zielmarke in Richtung 13 Prozent des Gesamtaufkommens steigen (2015 waren es rund elf Prozent) und der Bio-Milch-Anteil auf circa zehn Prozent. Allerdings betrug dieser im zurückliegenden Jahr erst vier Prozent.
Anteile verschieben sich
Die Basis für eine derartige Entwicklung ist gegeben bzw. in Vorbereitung. Die verfügbare Milchmenge im Jessener BMi-Einzugsgebiet soll von 178.437 Tonnen 2015 auf 250.000 Tonnen 2019 anwachsen. Für die BMi in Bayern hingegen wird ein rückläufiger Trend prognostiziert: von 500.190 Tonnen 2015 auf etwa 360.000 Tonnen für 2019/20. Im selben Zeitraum will man den Bio-Milch-Anteil (für Bayern und Jessen gemeinsam) von 27.400 auf 70.000 Tonnen hochfahren. Hinzu kommen angepeilte Milch-Zukäufe von 280.000 Tonnen für 2019 (im Vorjahr waren es 108.560 Tonnen), von denen dann bis zu 25.000 Tonnen Bio-Milch sein sollen.
Trend verfestigt sich
Der Trend hin zu Bio-Milch-Produkten scheint unumkehrbar. Und das nicht nur, weil inzwischen auch marktführende Discounter ihre Ansprüche immer höher schrauben. Sie orientieren seit kurzem auf Qualitätsmilch von Kühen, die artgerecht gehalten (Weidegang, ausreichend Stallfläche), nicht mehr mit genverändertem (Soja), sondern mit ökologisch erzeugtem Futter versorgt und im Bedarfsfall möglichst mit homöopathischen Mitteln statt Antibiotika behandelt werden. So stärkt auch die BMi ihren Bio-Bereich schon seit Jahren. Das belegen Absatzzahlen, die Peter Hartmann präsentierte.
Demnach wurden 2011 von dem Unternehmen 10,2 Millionen Kilogramm Bio-Produkte vermarktet. Mit einem jährlichen Durchschnittswachstum von 10,63 Prozent kletterte diese Sparte bislang kontinuierlich auf 16,9 Millionen Kilogramm im vergangenen Jahr. „Vor allem betrifft das Trockenprodukte, und hier speziell Bio-Molkenpulver“, ordnete der BMi-Vorstandssprecher die Zahlen ein und nannte das Baby-Nahrungs-Pulver als Renner.
Bio-Molkenpulver-Derivate legten zwischen 2011 und 2015 nämlich am deutlichsten zu: von 7,1 auf 11,7 Millionen Kilo. Nicht täuschen lassen darf man sich in dieser Hinsicht durch die absoluten Zahlen der Molkenpulver-Produktion in Jessen. Wie Richard Obermaier verdeutlichte, lag sie 2014 bei 9569 Tonnen, 2015 jedoch nur noch bei 9535 Tonnen. Das allerdings lässt sich leicht erklären: „Ursache dafür waren die Umbau- bzw. Erweiterungsmaßnahmen in der Molken-Veredelung. Dadurch mussten circa 3485 Tonnen Molken-Trockenmasse zur Verarbeitung an andere BMi-Standorte umgeleitet werden.“ (mz)