Bauabenteuer in Mügeln Bauabenteuer in Mügeln: Aus Kyrill-Gehölz wird Blockhaus

mügeln - Ja, es ist etwas geworden. Was im Januar 2007 als schemenhafte Träumerei begonnen hatte, steht nun als „Naturstammhaus“ im Garten von Andreas Bräse in Mügeln. Damals hatte Sturm Kyrill viele kräftige Bäume umgeworfen, drei von ihnen „falteten“ Bräses Gartenzaun zusammen.
Mit drei fing es an
Theoretisch hätte Andreas Bräse die zu Brennholz verarbeiten können. Doch zum Verheizen ist das Holz zu schade, befand der Mügelner. Nur, so ganz richtig wusste Bräse zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wofür er die Bäume verwenden könnte. Doch dann kam ihm die Idee: Lass uns ein Blockbohlenhaus bauen. Diese war aber nur mit wesentlich mehr Holzstämmen und einem gewissen Finanzaufwand realisierbar. Dazu kam, dass Andreas Bräse nicht jeden Tag so ein Haus errichtet.
Wo andere spätestens beim Aufzählen dieser Punkte aufgegeben hätten, fing der Mügelner mit der Realisierung an. Erste Idee: Er half in Mügeln bei der Beseitigung von Sturmschäden und bekam dafür das nötige Holz. Da kam mächtig was zusammen: 160 Stämme, zur Hälfte mit einer Länge von sechs Metern, der andere Teil mit vier Metern, stapelten sich alsbald im Garten. Auch wenn sie keine Traummaße hatten (schnurgerade waren die wenigsten), Bräse war begeistert.
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Heute bekennt er: „Zum damaligen Zeitpunkt konnte ich überhaupt noch nicht erahnen, was wirklich auf mich zukommt.“ Da galt es den Umgang mit der Motorkettensäge zu perfektionieren, um die mehrere hundert Kilogramm schweren Stämme richtig zu bearbeiten. Bräse besorgte sich außerdem Fachliteratur und musste sich natürlich auch mit den erforderlichen, behördlichen Genehmigungen auseinandersetzen. „Ich war einfach zuversichtlich und wusste, dass ich auch hart für ein Ziel kämpfen kann.“
Stammkunde beim Schrotthändler
Lange bevor der erste Stamm an seinen Haus-Platz gesetzt werden konnte, galt es sich durchzukämpfen. Das bleischwere Material ließ sich nicht einfach per Muskelkraft bewegen. Also hieß es die entsprechende Technik zu besorgen. „Der Schrotthändler war in dieser Zeit ein guter Bekannter geworden. Es entstand neben Hebel, Karren und Seilzugtechnik mit Rädern sogar ein Sägegatter, auf welchem ich ohne weitere Hilfe die Stämme längs trennen konnte. Einen Traktor oder ähnliches hatte ich nicht. Mein Allradauto und die Muskeln waren die einzigen Antriebe.“ Am Ende lagen 160, von der Rinde befreite Stücke auf dem Grundstück. Doch an eine sofortige Weiterverarbeitung war nicht zu denken. Jetzt hieß es Geduld zu beweisen. Das Holz musste jahrelang fachgerecht lagern.
Aber der Mügelner nutze die „holzfreie“ Zeit eifrig. Schließlich galt es tausende Detailfragen zu klären. Bräse bildete sich weiter. Wie löse ich das Problem der Eckverbindungen? Wie werden die Stämme richtig aufeinandergefügt? Welches Dach wird aufgesetzt? Dies waren nur einige Fragen, die Andreas Bräse im Kopf herumschwirrten und beantwortet werden mussten.
Die Gedanken reiften Stück für Stück zu einem festen Bild des künftigen Hauses. Mit einem Schmunzeln erinnert sich Andreas Bräse daran, „dass ich ständig einen Zeichenblock und Bleistift in Reichweite hatte, um praktikable Einfälle festzuhalten.“ Letztlich war klar, dass es ein Naturstammhaus werden sollte. Nur ein Problem gab es. „Ich habe wirklich nur ein brauchbares Buch gefunden, in dem einem Laien der Bau eines solchen Hause erläutert wird.“ Und Bräse hatte Glück. Just in dieser Zeit veranstaltete der Buch-Autor einen Praxis-Lehrgang, zu dem der Mügelner natürlich kurz entschlossen hinfuhr. Eine Woche lang sammelte er Erfahrungen.
Geld in die Hand genommen
Dann war es soweit. Der eigentliche Bau begann. Zuvor musste Bräse aber noch in nötige Werkzeuge investieren. „Da habe ich gemerkt, dass ich anfangs den finanziellen Aufwand unterschätzt habe.“ Nun konnte es losgehen. Zuallererst galt es das Fundament zu gießen. Dann wurde laut genehmigtem Bauantrag verfahren. Vier Wände, eine Zwischendecke, zwei Fenster, eine Tür und ein Satteldach mit einseitig langem und abgestütztem Dachüberstand, so lautete der Plan.
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Bei allem Arbeiten an dem Haus durfte und wollte Andreas Bräse zwei Dinge nicht vergessen. Die Familie durfte nicht zu kurz kommen und auch das große Grundstück einschließlich Damwildgehege galt es weiter zu pflegen. Diese Balance zu finden, war nicht immer leicht, wie sich Bräse heute erinnert. „Ich bin daher meiner Frau und den Kindern unendlich dankbar. Sie alle brachten sehr viel Geduld auf.“
In kleinen Schritten vorwärts
Schrittweise ging es dann vorwärts. Viele kleine Schritte wurden gegangen. Nummernschilder an den Stämmen halfen bei der Orientierung, welcher wohin kommt. Helfer, ohne die Bräse dieses Vorhaben nicht geschafft hätte, galt es anzuleiten und einzuweisen. Und beim Dach holte sich der Mügelner dann doch die Hilfe von Profis. Und, was sehr wichtig war, die Bauaktivitäten sollten keinen Unmut bei den Nachbarn erzeugen. „Und das ist mir zum Glück gelungen. Danke für deren Verständnis, wenn es auch mal an einem Sonntag lauter wurde.“
Noch immer nicht fertig
Vor circa einem Jahr war es soweit. Bräses konnten ihr Blockbohlenhaus in Besitz nehmen. Aber fertig war und ist es noch lange nicht. Ein Holzhaus braucht passende Möbel - auch jene für die überdachte Terrasse. Und bis auf wenige Ausnahmen wurden diese ebenfalls selbst gebaut. Andreas Bräse hatte der Ehrgeiz gepackt. Und unterm Dach kann man zwar nicht stehen. „Aber dafür wunderbar übernachten.“ Im kommenden Frühjahr will Andreas Bräse sein Werk abschließen, die Außenanlage wird fertiggestellt.
Und Lust, ein zweites Mal zu bauen? „Es war eine tolle Erfahrung, aber einmal reicht aus“, stellt ein zufriedener Bauherr fest. (mz)

