Ausbildung im Landkreis Wittenberg Ausbildung im Landkreis Wittenberg: Jugendliche haben Praxisluft geschnuppert

Jessen/MZ - Im Landkreis Wittenberg haben am Mittwoch mehr als 470 Jugendliche die Chance genutzt, in Sachen Zukunftsplanung einen Schritt voran zu kommen. Im Rahmen des Tages der Berufe, der zum siebenten Mal von der Agentur für Arbeit organisiert wurde, konnten Schüler der siebenten bis elften Klassen in nahezu 50 Unternehmen und Institutionen der Heimatregion Praxisluft schnuppern. Auch interessierte Eltern waren dazu eingeladen.
Im Vorjahr hatte sich Lucas Könnecke – er besucht die 9. Klasse des Jessener Gymnasiums – zum Tag der Berufe bereits in einem Hotel umgeschaut. Diesmal ist er einer von fünf Jugendlichen, die sich in der Volksbank Elsterland angemeldet haben und durch Tim Schroeter von der Agentur für Arbeit begrüßt werden. Auch Marvin Hotek aus der 11. Klasse sitzt mit in der Runde und will das Berufsbild Bankkaufmann besser kennenlernen. Darauf hat sich Nico Lange gut vorbereitet. Der 26-Jährige hat die dreijährige Ausbildung bereits 2007 abgeschlossen. Er zeigt sowohl aus Sicht des früheren Lehrlings als auch aus der des mittlerweile erfahrenen Bankmitarbeiters auf, was Jugendliche wissen sollten, wenn sie sich für eine Bewerbung entscheiden. Geschickt macht Lange daraus ein Frage- und Antwort-Spiel, das die Jugendlichen aktiv einbezieht. Dabei wird er von Maria Dahlke unterstützt, die gegenwärtig das zweite Lehrjahr absolviert.
Guter Schulabschluss Bedingung
Die Schüler erhalten zunächst per Power-Point-Präsentation einen Überblick über die Struktur der Bank. Als Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung nennt Nico Lange „mindestens einen guten Realschulabschluss mit guten Noten in Mathematik, Deutsch und Wirtschaft“. Weiterhin würden Teamfähigkeit, logisches Denken, Spaß am Verkaufen, Kreativität sowie Flexibilität in Bezug auf den Einsatz in verschiedenen Filialen verlangt. „Wer eine Fahrerlaubnis besitzt – oder den Mopedführerschein – sollte diese Dokumente eben mit in die Bewerbungsmappe legen wie Nachweise über diverse Praktika, Ferienarbeiten oder Mitgliedschaften in Vereinen. Nicht nur das Zeugnis, sondern auch solche Dinge sagen viel über den Bewerber aus.“
Lehrlingsentgelt interessiert
Die Theorie wird in der Dessauer Berufsschule im Rahmen eines jeweils sechswöchigen Blockunterrichts vermittelt, erfahren die Jugendlichen. Möglich ist in dieser Zeit die Unterbringung im Internat. Dafür hat sich auch Maria Dahlke entschieden, weil ihr Anfahrtsweg aus Elsterwerda sonst zu lang wäre. „Oft bilden sich Fahrgemeinschaften“, erklärt sie. Auf die Höhe des Lehrlingsentgeltes sind die Jugendlichen neugierig: Es liegt, gestaffelt nach Ausbildungsjahren, zwischen 767 und 881 Euro brutto. Davon müssten aber auch einige Unkosten (z.B. Fahrten, eventuelle Internatskosten) beglichen werden.
„Der große Vorteil unserer Ausbildung ist, dass ihr vom ersten Tag an live im Bankgeschehen dabei seid“, verdeutlicht Nico Lange seinen Zuhörern. Wie das aussehen kann, berichtet Maria Dahlke: „Ich musste schon recht bald ein Kundengespräch in Sachen Konto-Eröffnung führen. Auch Verkaufsgespräche für Gewinn-Lose sind ein guter Einstieg. Und man bekommt jederzeit Hilfe durch erfahrene Kollegen.“
Gut zu wissen: Die Bewerber müssen sich einem schriftlichen Einstellungstest unterziehen. Wer diesen meistert, wird zum persönlichen Bewerbungsgespräch eingeladen. „Wir wollen ebenso wie die Jugendlichen herausfinden, ob wir uns aufeinander einlassen können“, begründet Lange. Wer als Lehrling angenommen ist, hat eine Probezeit von vier Monaten, um herauszufinden, ob dieser Beruf auch wirklich der richtige ist. „Das lässt sich aber schon vorher etwas ausloten, weswegen wir ein Praktikum sehr begrüßen.“
Start für Berufsorientierung
Beim Rundgang durch das Haus stellen die jungen Besucher und ihre Eltern fest, dass ein Großteil der Mitarbeiter ihren Beruf bereits im Unternehmen von der Pike auf erlernt hat und mittlerweile viele Jahre beschäftigt ist. Silke Falkenhain vom Vorstand ermuntert die Jugendlichen zudem, ausgiebig Fragen zu stellen und die Möglichkeit eines Praktikums zu nutzen. Für Vanessa Neumann, Michelle Hoppe und Kevin Ermisch, die derzeit die siebenten Klassen der Sekundarschulen in Jessen, Elster und Annaburg absolvieren, ist der Besuch der Volksbank-Filiale gewissermaßen der Beginn einer umfangreichen Berufsorientierung, die auch von den Schulen maßgeblich begleitet wird.
Tim Schroeter von der Agentur für Arbeit merkt dazu an: „Die Jugendlichen brauchen ebenso die Unterstützung ihrer Eltern. In vielen Fällen könnte die etwas intensiver sein, wie unsere tägliche Erfahrung zeigt. Deshalb appellieren wir an die Eltern: Die Schule kann nicht alles leisten. Interessieren sie sich für die Berufswahl ihrer Kinder, unterstützten sie sie bei notwendigen Fahrten.“ Falsch verstanden wäre die Hilfe allerdings, wenn Eltern höchstpersönlich wegen eines Praktikums in den Firmen vorsprechen, so Schroeter: „Das sollten die Mädchen und Jungen schon allein leisten.“