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Aus der Heide bewegte Bilder

Von H.-Dieter Kunze 02.04.2008, 15:57

Jessen/MZ. - Der jetzt fertig gestellte dritte Teil befasst sich mit relevanten themenbezogenen Ereignissen in den Jahren von 1975 bis 1985. Wie in beiden Vorgängerwerken (Teil I 1935 bis 1945, Teil II 1945 bis 1975) beschreibt Heinz Berger mit Akribie und präziser Sachkenntnis die jeweiligen Epochen.

Längst ist noch nicht alles aufgearbeitet, denn je kürzer der Zeitabschnitt her ist, umso umfangreicher und detaillierter wird das Material, das es zu sichten und zu berücksichtigen gilt. Grund genug für den Autor, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen. "Teil IV ist bereits in Arbeit. Da geht es vor allem um die Zeit bis zum Abzug der Streitkräfte Anfang der neunziger Jahre", verrät der 72-jährige Autodidakt, der sich alles technische und gestalterische Know-how in ausdauernder Kleinarbeit selbst angeeignet hat. Berger ist Rechercheur, Chronist, Drehbuchautor, Kameramann, Tontechniker, Kommentator und Schnittmeister in einer Person.

Sein Arbeitszimmer in einer Jessener Neubauwohnung ist längst zum Atelier geworden. Es ist ein Lieblingsplatz, aber erst nach der Glücksburger Heide als solcher natürlich. Dort schöpft er Kraft, beobachtet Flora und Fauna sehr aufmerksam und kümmert sich als Vorsitzender mit seinem Stellvertreter Erhard Fritzsche vor Ort um zahlreiche Dinge. Seine Liebe zur unmittelbaren Heimat ist unverkennbar. Kaum einer kennt wohl das Areal zwischen Jessen, Leipa, Seyda, Mügeln, Lindwerder und Schweinitz besser als der gebürtige Arnsdorfer, der sich gern auch als "alten Heidefuchs" bezeichnet. Das kommt auch im dritten Teil der "Militärstiefelgeschichte" deutlich zum Ausdruck. Immer wieder wechseln Bilder über Flora und Fauna mit Sequenzen aus der Zeit, als "seine Heide" von den sowjetischen, später den GUS-Streitkämpfen gnadenlos geschunden wurde. "Der Truppenübungsplatz Glücksburger Heide war eine große und ideale Spielwiese für Einheiten aus Wittenberg, Forst Zinna oder Wünsdorf beispielsweise. Natürlich alles zur Erhaltung des Friedens und zum Wohle der Bevölkerung", merkt Heinz Berger ironisch an. Die DVD zeigt aber auch Bilder über die Beziehungen, meist der Offiziere, zu den Menschen der unmittelbaren Umgebung. "Die Freunde" halfen auch gern mal und stellten Soldaten für diverse Ernteeinsätze auf den Feldern oder Baumaßnahmen ab. Allerdings, im Sperrgebiet lief kaum eine Übung ohne Wald- und Flächenbrände ab. Die Besatzer nahmen es mit den damit verbundenen Gefahren äußerst locker. Im August 1982 zum Beispiel entgingen Morxdorf und Seyda um Haaresbreite einer verheerenden Brandkatastrophe, die an der Dahmschen Straße ihren Ursprung hatte. Tatenlos musste ein Großaufgebot zahlreicher einheimischer Feuerwehrleute zusehen, bis sich die Flammen zum Heiderand vorgefressen hatten. Denn Löscharbeiten im Sperrgebiet waren ihnen strikt untersagt. Zum Glück gelang es in buchstäblich letzter Sekunde, die Feuerwalze zu stoppen.

Auch Zeitzeugen kommen zu Wort, so Günter Heer. Damals war er Bürgermeister in Mügeln. Er beschreibt einen Vorfall, der sich tatsächlich ereignete. Eine angetrunkene, aber immer noch Wodka durstige Besatzung fuhr mit ihrem Panzer vor die Gaststätte, richtete das Rohr auf das Gasthaus und verlangte "Nachschub". Heinz Berger ließ auch Szenen nachstellen, die sich damals so oder ähnlich zugetragen hatten. Sei es beim Angeln im Seydaer Ententeich, zunächst mit Ruten, dann mit einer Handgranate, die ins Wasser geworfen wurde. Auch beim Jagen hatten "die Freunde" ihre ganz spezifischen Methoden. Mit der MPi ging es auf Wildschwein- oder Rotwildjagd durch die Wälder.

Diese und andere Szenen wurden von "Sowjetsoldaten" aus Knippelsdorf (Elbe-Elster-Kreis) täuschend echt und natürlich mit einem Augenzwinkern und harmlosen Attrappen als Waffen nachgestellt. Den "Knippsdorf'schen Jungs" - mittlerweile nennen sie sich "Filmteam Glücksburger Heide" - machte diese Hobbyschauspielerei großen Spaß. An Uniformen und anderen Originalstücken mangelte es nicht. Denn ihr Anführer im Dienstrang eines Generals alias Horst Däumichen stellte aus seinem reichhaltigen Fundus alles Erforderliche zur Verfügung. "Mit dem Heimatverein und besonders Heinz Berger verbindet uns eine herzliche Freundschaft, wir kommen gern her", versichert Horst Däumichen.

Mit den bisher drei Teilen über die Glücksburger Heide ist es Heinz Berger gelungen, ein beträchtliches Stück Heimatgeschichte aufzuarbeiten und für kommende Generationen anschaulich zu dokumentieren. Schulklassen aber auch Vereine oder Privatpersonen sollten sich diesen Film nicht entgehen lassen. Wer Interesse hat, sollte sich an Heinz Berger Telefon (03537) 213024 wenden.