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Auktion Auktion: Eigene Brille ersteigert

Von Gabi Zahn 22.06.2013, 09:48
Was dieses Rad wohl einst transportiert haben mag? „Voll funktionstüchtig und stabil“, stellt Klaus-Dieter Mehlis vom Ordnungsamt bei der Versteigerung fest. Doch niemand will es haben.
Was dieses Rad wohl einst transportiert haben mag? „Voll funktionstüchtig und stabil“, stellt Klaus-Dieter Mehlis vom Ordnungsamt bei der Versteigerung fest. Doch niemand will es haben. Gabi Zahn Lizenz

Jessen/MZ - Den wohl besten Handel hat Ingrid Dohnke am Donnerstag bei der Versteigerung der Fundsachen gemacht, deren Aufbewahrungsfrist abgelaufen ist. Als die stellvertretende Ordnungsamtschefin Kathrin Arndt als Auktionatorin eine Brille mit gold-brauner Fassung hochhält, ruft die Jessenerin spontan: „Das sieht ja aus wie meine Brille, die ich verloren habe!“ – Da außer ihr kein anderer Interesse an der Sehhilfe zeigt, ersteigert sie ihr vermeintliches Eigentum fürs Anfangsgebot von nur einem Euro – und ist sichtlich zufrieden. „Ich hatte die Brille an einer Ausschachtung in Jessen-Nord verloren, als ich gestolpert bin. Das war im Winter“, erinnert sie sich. Nun war sie glücklich und zahlte den geringen Obolus – und geht zufrieden nach Hause.

Kein Interesse am Armband

Aus der Palette des „Kleinkrams“ bleibt die Brille jedoch eines der wenigen Fundstücke, die veräußert werden. Selbst ein edles Armband samt Ring, mit Bernsteinen besetzt und laut Expertise weit über 150 Euro wert, findet für weniger als die Hälfte dieses Preises keine neue Besitzerin. Nur etwa 160 Euro nehmen Karolin Schmischke und Anette Tescher vom Ordnungsamt insgesamt ein. Die Summe kommt auf das Verwahrkonto der Stadt.

Ein Vielfaches hätte es sein können, wenn zum Beispiel auch der Motorroller „unter den Hammer“ gekommen wäre. „14 000 Kilometer gefahren, Höchstgeschwindigkeit 45 km/h, abgebrochener Seitenspiegel“, liest Klaus-Dieter Mehlis einige der Daten vor. Doch das Anfangsgebot von 100 Euro ist für die Interessenten zu teuer. Jemand möchte die Hälfte zahlen, doch die Ordnungsamts-Crew darf bei diesem Stück nicht mit sich handeln lassen. Also verbleibt das Gefährt vorerst in Obhut der Stadtverwaltung. Ebenso wie einige der insgesamt neun Fahrräder.

„Achten“ in den Rädern

Zwei Exemplare „leiden“ an den Folgen eines Sturzes, wovon jeweils eine „Acht“ im Vorderrad berichtet. Ein Mountainbike taugt nur noch zum Bergabfahren, wird gescherzt. Bei ihm fehlt das Vorderrad. Während diese Modelle nun offensichtlich bald zum Schrott wandern, sind einige als Ersatzteilspender interessant und werden für fünf bzw. zehn Euro an den Mann oder die Frau gebracht. So zückt auch Tom Bischoff einen Zehn-Euro-Schein und bekommt dafür ein fast schon antik anmutendes Fahrrad, was durchaus noch funktionsfähig wirkt. „Ich habe zwar schon eines, doch für unsere Abschlusstour der 10. Klasse ist das hier viel interessanter“, frohlockt er. Ein weiteres funktionsfähiges Modell wird sogar bis 40 Euro hochgehandelt.

So sehr sich jedoch Klaus-Dieter Mehlis bemüht, die Vorzüge eines „Dienstrades“ anzupreisen, das beispielsweise für das Ausfahren von Post geeignet ist – oder aber in neuerer Bestimmung als Gaudi für das Festprogramm des Heimatvereins – niemand will es haben. Dagegen zögert Roland Mühlbach nicht lange, als Kathrin Arndt den Auktions-Hit ankündigt. Es ist ein Pocket-Quad, schwarz-silber-gelb. Zwar fehlt der Zündschlüssel, sodass niemand sagen kann, ob das Quad funktioniert. Doch dies scheint zweitrangig zu sein. Bereits beim Anfangsgebot von 50 Euro geht Mühlbachs Hand nach oben – Kathrin Arndt wartet einen Moment, doch niemand folgt. „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten!“, ruft sie – wobei ihr Zeigefinger den legendären Hammer ersetzt. Wenig später zahlt der neue Besitzer – und sieht, dass sich drei Jungs um seinen Neuerwerb gruppieren. „Wir sind leider zu spät gekommen“, bedauern Marc Böttcher und seine Freunde.“ Doch Roland Mühlbach gibt zu verstehen, dieses Gefährt ist unverkäuflich: „Ich will es mit Jessens Jugendfeuerwehr wieder aufbauen und vielleicht sogar rot lackieren“, verrät er.

Ingrid Dohnke ruft erstaunt: „Das sieht aus wie meine Brille, die ich verloren habe!“
Ingrid Dohnke ruft erstaunt: „Das sieht aus wie meine Brille, die ich verloren habe!“
Gabi Zahn Lizenz