Annaburger Frühjahrsputz Annaburger Frühjahrsputz : Der Wald atmet auf

Annaburg/MZ - „Müllschweine“ nennt sie der Volksmund. Und diesen Namen haben jene Zeitgenossen, die sich in zurückliegenden Jahren und Monaten ihres Abfalls illegal in Annaburgs Wäldern entledigten, zweifelsfrei verdient. Um dem Unrat Herr zu werden, hatte der Bürgermeister der Heidestadt für Samstag eine große Reinemachaktion angeregt. Mit beeindruckender Resonanz.
„Auf die Bäume ihr Affen, der Wald wird gefegt“ trällerten Hauf und Henkler vor dreißig Jahren ins Mikrofon und scheinen gewusst zu haben, wie es noch bis Samstag um die Wälder in Annaburg bestellt war. „Die Bilder sind erschreckend, … es sieht aus wie auf einer Müllkippe“, betonte Bürgermeister Erich Schmidt (SPD) in seinem Aufruf, der an die Einwohner gerichtet war und in dem er zu einem Waldputz aufforderte. „Schöner wäre es natürlich gewesen, wir bräuchten diesen Einsatz nicht“, ergänzte er bei der Begrüßung von etwa 120 freiwilligen Helfern am Samstagmorgen. Zugleich brachte er die Hoffnungen zum Ausdruck, dass die Aktion Schule mache und die illegale Müllentsorgung künftig rückläufig sei.
Sechs Bereiche hatten Mitarbeiter des Forstbetriebes Anhalt und des Annaburger Ordnungsamtes festgelegt, in denen der Wald durchkämmt werden sollte: am Stadion, im Thiergarten, am Lebiener Weg, rings um die Siedlung, in Teilen des Bundesforstes und in Höhe des Schützenplatzes. Da sich alle Gebiete auf Liegenschaften der Kommune, des Landes oder des Bundes befinden, galt es, die Mitwirkenden zuvor ausgiebig zu belehren. „Sie werden zum Teil unappetitliche Dinge finden, aber auch Gegenstände, die Gefahren in sich bergen“, erläuterte Raimund Domrös, zuständiger Revierleiter des Forstbetriebes Anhalt. Auf Glas und rostiges Blech wies er die Helfer hin, aber auch auf Chemikalien, die eventuell in Fässern und Behältern lagern. Besonders prekär könnten mögliche Munitionsfunde im Bundesforst sein, weshalb speziell dieser Bereich von teilnehmenden Soldaten des Bundeswehrstandortes Holzdorf abgesucht und „geputzt“ wurde.
Mit blauen und schwarzen Müllsäcken sowie Handschuhen ausgerüstet, durchkämmten die Annaburger die ihnen zugewiesenen Gebiete. Schnell zeigte sich, dass die Säcke keineswegs reichen würden, weshalb umgehend Nachschub organisiert werden musste. War ein Müllsack voll, wurde er am Wegrand abgestellt, wo ihn später ein Sammeltransport aufnahm und zum Gelände des Bauhofes verfrachtete. Hier standen zwei Container mit je 30 Kubikmetern Fassungsvermögen bereit, den Müll aufzunehmen.
„Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass beide randvoll werden“, zog die städtische Ordnungsamtsleiterin Ingrid Leder ein Resümee. Und bestätigte damit die von Schmidt getroffene Aussage im Aufruf. Für die Entsorgung des Mülls wird der Landkreis aufkommen; Handschuhe, Müllsäcke und ein abschließendes Essen für alle Mitwirkenden, kredenzt aus der Gulaschkanone der Feuerwehr Hohndorf, zahlt die Kommune. „Der Zeitpunkt war gut gewählt“, sagte Raimund Domrös. Die Vegetation ist noch jung, so dass die ausgewiesenen Terrains gut einsehbar sind. Problematisch war nur die erhöhte Waldbrandwarnstufe III, weshalb im Vorfeld speziell an die Vernunft der Raucher appelliert wurde. Dass die Aktion ein Erfolg war, darin waren sich alle Beteiligten einig.
„Die Lebensqualität des Waldes hart sich dadurch wesentlich verbessert“, ergänzte Domrös. Was den zehnjährigen Oliver Groschup zu der Frage führte, warum man solch eine Aktion nicht jährlich durchführen lasse. Erfreulich auch, dass alle Vereine der Stadt sich mit Abordnungen am Waldputz beteiligten. Was wiederum eine Selbstverständlichkeit sein müsste, angesichts des finanziellen Beitrags, den die Kommune jährlich für die Vereine aufbringt.