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Albaner malt für «Italiener» in Jessen

Von Andreas Richter 08.09.2006, 16:04

Jessen/MZ. - Jessen, Lindenstraße. In einer ehemaligen Gaststätte wird seit geraumer Zeit gehämmert, geschraubt, gebohrt, umgebaut. Wo sich vormals Menschen in geselliger Runde zu einem Gläschen oder einem Happen trafen, sollen noch in diesem Jahr erneut Räume kulinarisch gestimmten Gästen offen stehen. Momentan braucht es allerdings noch Phantasie, um sich Künftiges vorstellen zu können. Dass es für Jessener Verhältnisse wohl etwas Besonderes werden wird, lässt sich gleichwohl bereits erahnen. Jedenfalls beim Blick auf die Wände, drinnen und außen. Farbenfrohe Bildnisse zieren etliche Stellen des künftigen Gourmettempels. Geschaffen hat sie John Geci. Ein Albaner, spezialisiert auf solche Kunstwerke. Und inspiriert von Salvador Dali. "Ganz am Anfang meiner Arbeit als Künstler hatte ich mit Dali eigentlich gar nichts am Hut. Er war mir zu mystisch in seiner Art zu zeichnen, mitunter erschienen mir seine Werke schlichtweg deprimierend." Das habe daran gelegen, dass Geci in seinen Jugendjahren, in der Zeit seines Kunststudiums in der albanischen Hauptstadt Tirana, nie die Möglichkeit hatte, Bilder Dalis persönlich zu sehen.

"Wir waren ja wie die Leute in der ehemaligen DDR eingeschlossen, aber noch schlimmer. Selbst Reisen nach Rumänien oder Ungarn lagen außerhalb des Machbaren. Dinge, die mir nach meinem Studium 1975 und den ersten Arbeitsjahren in meinem Heimatland als Zeichner und Bühnenbilder immer bewusster wurden. Die mich zunehmend bedrückten. Daher nutzte ich 1992 die Chance, aus Albanien wegzugehen, mir hier in Deutschland einen Namen zu machen, hier Arbeit zu finden."

Dies scheint John Geci gelungen zu sein. Denn der Mann hat sich ein beinahe endlos erscheinendes Spektrum an kreativen Aktivitäten geschaffen. Sein Agieren als Kunstmaler, Bildhauer, Grafikdesigner, Bühnenbildner und noch einiges mehr sichert ihm den Lebensunterhalt. Durch diese Flexibilität hat er offensichtlich gut zu tun.

Wenn er nicht in seinem Atelier steht, ist John Geci eben neben anderem als Wandgestalter anzutreffen. Quer durch Deutschland zieht sich mittlerweile seine "Mal-Spur", zu finden in Privathäusern und öffentlichen Einrichtungen wie Gaststätten. In Jessen war er vier Wochen am Arbeiten. Der Maler hat sich sowohl an einigen Stellen im künftigen Gastraum als auch an der gesamten Außenwand der neuen Außenterrasse verewigt. Die Anlehnung an Dali ist unübersehbar. Bewusst. "Der Bezug auf seinen Stil passt in das Ambiente, das ja den Besuchern Sehnsüchte nach der Ferne vermitteln soll, mediterran soll es zugehen, aber auch ein bisschen zum Nachdenken anregen. Vielleicht, wenn künftig hier dazu Zeit bleibt", fügt Jon Geci leicht lächelnd an.

Der Bilder wegen dürfte sich ein Besuch in der Lindenstraße schon einmal lohnen. Bleibt abzuwarten, wie der Rest gelingen wird. Noch wird es ein wenig dauern, bis alles fertig ist. im Hause der Dali-Bilder des Albaners Geci.