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Abschluss für Bilderwand-Aktion

Von DETLEF MAYER 26.09.2008, 15:50

JESSEN/MZ. - Dort waren bis eben auch die Fotos - einige mit kurzen Beschreibungen zu dem jeweils Abgelichteten - von Einwohnern aus der Elsterstadt und ihren Ortsteilen zu finden. Sie spiegeln kleine Ausschnitte individuell erlebter Geschichte und Geschichten wider. Genau darauf zielte dieses ehrgeizige Vorhaben ab: Bürger waren aufgerufen, mit persönlichen Bildern aus ihrem Lebensumfeld, einschließlich des jüngeren, eine besondere Historienschau mitzugestalten. Was ganz im Sinne des 1856 in Jessen geborenen Geschichtswissenschaftlers Karl Lamprecht gewesen wäre.

Etliche nutzten diese Offerte, reichten zum Teil herrliche Fotos zu interessanten Begebenheiten ein. Beispielsweise Christa Hanke, die ihrem Foto vom Sühnekreuz zwischen Grabo und Battin eine Schilderung beifügte, wie sie als Kind diesen Stein auf ihrem Weg mit den Eltern von Rade nach Jessen zum Ausruhen nutzte. Insgesamt jedoch hätte sich Ines Mann eine deutlich größere Resonanz gewünscht. Auch von der Möglichkeit, sich die im Rathaus ausgestellten Bilder anzusehen, wurde unerwartet selten Gebrauch gemacht.

Zu einem vollen Erfolg wurde hingegen die mit der geschichtlichen Bilderwand in Zusammenhang stehende Aktion "Kinder malen ihre Stadt mitten in der Stadt bzw. im Stadtteil" am 3. Juli. Die dabei von Mädchen und Jungen aus Tagesstätten auf langen Papierbahnen geschaffenen Werke sind beeindruckende Zeitzeugnisse und kreative Beispiele für die kindliche Weltsicht. Diese Schöpfungen waren bis dato ebenfalls in dem Ausstellungsraum im einstigen Rathaus zu bewundern. In ihrem Fall gibt es übrigens wiederum eine Parallele zu Karl Lamprecht, er hatte nämlich ein Vorliebe für Kinderzeichnungen.

Was wird nun aus den Fotos und dem Gemalten? Keine Angst sie gehen nicht verloren. Ines Mann hat sämtliche Einsendungen, ebenso die farbenfrohen Kinderzeichnungen fotokopiert, dafür einen großen Ordner angelegt und sie außerdem auf eine CD gebrannt. Diese können Interessierte auf Nachfrage bei ihr ausleihen. Den Ordner verwaltet Marion Kluge. Die Originale werden ebenfalls ordentlich archiviert, ein Teil davon im Lamprecht-Zimmer (vor allem die Kinderzeichnungen, wegen des Bezugs zu Lamprecht - versuchsweise hat Ines Mann sie obendrein am Computer in Buchform gebracht), der Rest beim Regionalverein.

Ines Mann wies gegenüber der MZ mit Nachdruck darauf hin: Die Bilderwand-Aktion im alten Rathaus ist nun zwar abgeschlossen, das Projekt "Jessen und meine Geschichte" läuft jedoch unbefristet weiter. Sie wünscht sich, dass Jessener und Leute aus den Stadtteilen auch künftig Bilder aus ihrem persönlichen Lebensumfeld mit kurzen schriftlichen Bemerkungen zu dem Abgebildeten beim Regionalverein abgeben. Sie werden der Sammlung dann fortlaufend hinzugefügt. Ziel ist es, damit ein möglichst umfassendes Archiv für nichtkommerzielle Zwecke aufzubauen. Daraus schöpfen - und zwar kostenlos - könnten zum Beispiel Schüler oder Studenten, die für irgendwelche Arbeiten derartiges Material benötigen.

Die Bilderwand soll jedoch noch in einer anderen Hinsicht nicht ohne Nachhall in die Historie eingehen. Als Dankeschön an alle, die mit Fotos zum Grundstock der Sammlung beigetragen haben, spendiert Ines Mann den Betreffenden je ein Exemplar des Bandes "Jessen - Charisma einer ländlichen Großstadt", das sie gemeinsam mit Angelika Reinsch bebildert und verfasst hat. Auch Familie Kuhrmann bekommt ein solches Präsent für ihre Beteiligung an dem Quiz "50 Fragen zu Jessen". Die Bücher liegen, mit Namen versehen, im Büro des Regionalvereins zum Abholen bereit.