75. Geburtstag 75. Geburtstag: Aus kleinem Buben wurde großer Lehrer
Jessen/MZ. - Doch so kann es sein, das Leben. Es geht mitunter verschlungene Wege, die im Rückblick mit Stationen behaftet sind, die für Höhen und Tiefen stehen. Adolf Pillat wird an seinem Ehrentag vielleicht in Gedanken an die eine oder andere Lebensstation zurückkehren, sich erinnern, wie es war in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Zugegeben, an den Tag seiner Geburt wird er sich nicht mehr so genau erinnern können. Da werden ihm sicherlich die Eltern, der Vater war Eisenbahner und die Mutter arbeitete als Näherin, so manches erzählt haben.
Unbeschwerten Kinder- und Jugendjahren folgten in den Wirren des Krieges Zeiten, wie sie viele damals erlebten. Der Verlust der Heimat, die Umsiedlung, der die Flucht vorausging, der Neuanfang in allen Lebensbereichen nach Kriegsende. Der sah für Adolf Pillat den Start in ein Berufsleben vor, dem er 40 Jahre lang treu blieb. Er wurde Lehrer. Wissen vermitteln, viele heute Erwachsene aus der Schweinitzer Region werden Adolf Pillat persönlich kennen. Jahrzehntelang begleitete er Kinder und Jugendliche durch die Zeiten der schulischen Bildung.
Nach dem Neulehrerkurs in Grochwitz 1946 ließ sich der junge Mann in Lindwerder nieder, hatte hier seine erste Dienstanstellung. Zwischenzeitlich für zwölf Monate in Mügeln tätig, wirkte er in dem kleinen Ort bis 1965 als Lehrer. In jenen Jahren lernte Adolf Pillat seine Frau kennen und lieben, am 1. Oktober 1949 wurde geheiratet. Auch Ehefrau Ursula war Lehrerin. Im August 1950 kam Sohn Ulf zur Welt, 1958 komplettierte Tochter Andrea die Familie. Zwei Welten gab es für Adolf Pillat, in denen er aufging Er war nicht immer leicht, dieser Beruf als Lehrer. In den Anfangsjahren nach dem Krieg hatten die Schulen einen Standard, der heute nicht mehr vorstellbar ist. Da saßen die Mädchen und Jungen der ersten bis achten Klassen in einem Raum, was dem "Lehrkörper" so manch organisatorisches Geschick abverlangte. Bis 1960 wurde so in Lindwerder unterrichtet.
1965 steht für alle Pillats als ein Jahr der großen Veränderungen im Erinnerungskalender. Der Vater nimmt in der Schweinitzer Bildungseinrichtung seine Tätigkeit als Mathematiklehrer und stellvertretender Direktor auf, die Mutter übernimmt die Schule in Lindwerder, Sohn Ulf beginnt seine Abiturausbildung an der damaligen Erweiterten Oberschule in Jessen, die Tochter wird eingeschult.
Schule hieß aber auch damals wie heute, nicht nur Wissen zu büffeln. Nicht zu vergessen sind neben anderem die Kinderferienlager, in die mitunter gleich die ganze Familie mitreiste, oder die zahlreichen Klassenfahrten, die Organisation von Schulmessen, die Teilnahmen an Heimatfesten in der Region. Ein stellvertretender Schuldirektor hatte viel zu tun, ob in oder außerhalb der Schule. Privat folgten in den darauf folgenden Jahren die Silberhochzeit, diese wurde 1974 gefeiert, und die Freude über die mittlerweile stattliche Zahl von fünf Enkelkindern. Adolf Pillat und seine Frau sind stolz auf ihre Truppe, die Kinder, Sohn und Tochter haben studiert, und Enkelkinder gingen und gehen ihren Weg. Heute drücken bereits zwei der Enkel die Bänke in Hochschulsälen.
40 Jahre hielt Adolf Pillat dem Beruf als Lehrer die Treue, 1984 entließ er seine letzte zehnte Klasse nach dem Abschlussball im Jessener Bergschlösschen in das Leben. Nach dem Abschied aus dem Lehrerleben kehrte aber nicht etwa gemächliche Ruhe ein. Wie das so ist, erstens halten Haus und Hof immer genügend Beschäftigung bereit. Die Runde der Enkelkinder komplettierte sich, als letzter im Bunde kam Alexander im Jahr 1987 hinzu. Es blieb die Zeit, gemeinsam auf Reisen zu gehen. Seit Anfang der 90-er Jahre ist Adolf Pillat zudem Mitglied der Jessener Ortsgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft, wirkt seit geraumer im Vorstand mit. Und hält auf diese Weise die Verknüpfung zu seinen eigenen Ursprüngen wach, die vor 75 Jahren in Pokratitz lagen.
GEKÜRZTE FASSUNG
Die vollständige Version lesen Sie bitte in der Regionalausgabe der MZ am 08. Juli 2002.