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30-jähriges Dienstjubiläum 30-jähriges Dienstjubiläum: Revierförsterin kümmert sich um Annaburgs Wälder

Von Gabi Zahn 01.01.2014, 18:34
Auf den Tag genau vor 30 Jahren nahm Revierförsterin Heike Hinz ihre Arbeit in Annaburg auf. Hier kennzeichnet sie in einem Wald bei Gadegast Kiefern, die gefällt werden sollen.
Auf den Tag genau vor 30 Jahren nahm Revierförsterin Heike Hinz ihre Arbeit in Annaburg auf. Hier kennzeichnet sie in einem Wald bei Gadegast Kiefern, die gefällt werden sollen. Thomas Christel Lizenz

Annaburg/MZ - Wenn sich jemand nach 30 Jahren wünscht, möglichst noch eine lange Zeit seinen Beruf in der angestammten Dienststelle ausüben zu können, dann ist dieser Mensch ohne Zweifel mit seiner Arbeit tief verwurzelt. Heike Hinz kann das im wahrsten Sinne des Wortes von sich sagen. Am Donnerstag begeht die Revierförsterin ihr 30-jähriges Dienstjubiläum im Betreuungsforstamt Annaburg. An ihrem ersten Arbeitstag, dem 2. Januar 1984, war es allerdings noch der frühere Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb. Damals hatte sie etwa 1 000 Hektar Waldfläche in ihrer Obhut, heute sind es fast 5 000.

Für die 52-Jährige ist der „Grünrock“ ihr schönstes Kleid. Sie hat ihren Beruf von der Pike auf gelernt – mit jedem Schritt durch Wald und Flur, mit jedem Handgriff beim Bäume pflanzen, bei der Pflege, beim Einschlag und beim Pflanzenschutz – bis hin zur forstlichen Führungstätigkeit.

In Forsthaus aufgewachsen

Verwunderlich ist das nicht, schließlich wuchs sie in einem Forsthaus in der Dübener Heide auf, und Vater Werner Kammer war Revierförster. „Obwohl ich ihn schon als Kind bei seinen Streifzügen begleitet habe, wollte ich nie Försterin werden. Vati hat mich aber hartnäckig überzeugt, dass ich es zumindest versuche.“

Nach Abschluss der 10. Klasse der Polytechnischen Oberschule in Weidenhain erlernt sie in Söllichau den Beruf eines Forstfacharbeiters/Mechanisators und arbeitet ein Jahr in einer Waldarbeiterbrigade. „Ich spürte schon in der Lehrzeit, dass ich weitermachen will“, bekennt sie heute. Heike Hinz absolviert von 1980 an drei Jahre lang die Forstliche Fachhochschule in Schwarzburg in Thüringen und beendet diese mit einem Ingenieurabschluss. Danach arbeitet sie kurze Zeit als Revierförstergehilfin und wechselt am 2. Januar 1984 nach Annaburg, wo ihre Bewerbung als Revierförsterin angenommen wurde. Landeswald und Privatwald sind zu dieser Zeit noch eins. Bis zu sechs Waldarbeiter erledigen unter ihrer Leitung alle Arbeiten, die auf den 1 000 Hektar Fläche anfallen.

Gravierende Veränderungen

Im Zuge der politischen Wende vollziehen sich 1989 tiefgreifende Veränderungen: Landes- und Privatwald werden getrennt. „Die Eigentümer bekamen ihre Flächen zurück. Unsere Aufgabe bestand nun vorwiegend darin, sie in der Bewirtschaftung zu beraten und die Beantragung von Fördermitteln für den Umbau von reinen Kiefern- in Mischwälder zu unterstützen“, erinnert sich Heike Hinz an die Zeit von 1990 bis 1995. Sie lobt: „Mithilfe der Öko-Tour Sanierungsgesellschaft und der ABM-Kräfte wurde in diesen und den Folgejahren viel Gutes getan.“

2002 bekommt Heike Hinz einige Flächen in Kremitz, Premsendorf Holzdorf und Mönchenhöfe hinzu. Damit erweitert sich ihr Zuständigkeitsbereich auf etwa 3 000 Hektar. Nächster Meilenstein wird die Forststrukturreform des Landes Sachsen-Anhalt zum 1. Januar 2006 (mehr dazu unter „Aufgaben noch vielseitiger“).

Seit 2011 gehören sogar mehr als 30 Gemarkungen mit etwa 5 000 Hektar Fläche zu ihrem Aufgabenbereich. Die Annaburger Revierförsterin ist damit Partnerin für die Forstbetriebsgemeinschaften Haidchen-Purzien, Elbe-Fläming, Ruhlsdorf, Lüttchenseyda, Bethau und Gentha.

„Jede Reform hat Veränderungen mit sich gebracht. Doch letztlich haben wir nur ein Ziel, den Wald gesund zu erhalten. Ich merke, dass es immer besser gelingt, die Eigentümer zu überzeugen, wirtschaftlich zu denken, zumal die Holzpreise in den vergangenen Jahren recht stabil geblieben sind.“ Allerdings wägt sie ab: „Wir haben in jüngster Zeit viel Mischwald angepflanzt, dürfen aber nicht aus den Augen verlieren, dass die Kiefer nach wie vor unser Brotbaum bleibt. Unsere Vorfahren haben genügend davon angebaut. Sonst könnten wir heute nicht so viel ernten. Wenn aber die Kiefer 120 Jahre gestanden hat, ist eine Verjüngung angebracht. Erfreulich ist, dass etwa 90 Prozent der Waldbesitzer dankbar sind für jeden Rat, den sie in Hinblick auf ihre Flächen bekommen.“

Noch etwas möchte Heike Hinz unbedingt gesagt haben: „Ohne die enge Zusammenarbeit zwischen Eigentümern, Forstbetriebsgemeinschaften, Kommunen und Förstern würden witterungsbedingte Schäden, wie sie nach Hochwasser, Windbruch oder Trockenheit immer wieder passieren, verheerende Folgen für die Natur haben.“ Das gelte auch für den Pflanzenschutz: „Da müssen wir gemeinsam über den Waldrand hinaus schauen.“

„Finja“ als stete Begleiterin

Gern würde sie den ganzen Tag lang draußen zu Fuß unterwegs sein, „doch zu meinem Leidwesen muss ich aufgrund der langen Strecken meist das Auto nehmen“, bedauert sie. Außerdem seien die Schreibarbeiten umfangreicher geworden, was eine Verlängerung der Bürozeiten nach sich zieht. Obwohl die Frau im „grünen Rock“ tagsüber trotzdem noch reichlich Waldluft schnuppert, frönt sie in ihrer Freizeit dem Weidwerk – und teilt diese Leidenschaft mit ihrem Lebenspartner. Immer mit dabei ist „Finja“, die fünfjährige Dachsbracke, eine ausgebildete Schweißhündin. Was Heike Hinz sowohl als Försterin als auch als Jägerin in Rage versetzt, sind Berge von Unrat, die die Natur verschandeln. „Manche Leute glauben offensichtlich, der Wald gehöre niemandem“, zürnt sie. „Gerade deshalb ist uns die waldpädagogische Arbeit mit Kindern so wichtig. Wer beizeiten sieht, wie die Bäume wachsen, oder was sie daran hindert, wer die Spur von Wildtieren lesen lernt, der wird gewiss nicht gedankenlos Äste abbrechen oder gar Müll im Wald entsorgen“, zeigt sie auf. Heike Hinz weiß, dass ihre Kollegen ebenso denken.

Dankbar für Anregung

Dass sie der Anregung ihres Vaters gefolgt ist und Försterin wurde, hat sie nie bereut: „Ich bin ihm zigtausendmal dankbar dafür, dass er so viel Überzeugungskraft aufgebracht hat. Leider ist er viel zu früh verstorben. Doch wusste er bereits, dass ich diesen Weg weiter gehen werde“, blickt die Tochter liebevoll zurück.

Als Forstfachfrau gibt sie vorausschauend zu bedenken: „Wir sind in Bezug auf das Alter der Mitarbeiter in Annaburg gegenüber anderen Dienststellen noch ein relativ junges Forstamt. Doch der jüngste Kollege ist 47. Früher gab es immer eine gute Mischung, die Jüngeren lernten von den Älteren und umgekehrt. Es wäre an der Zeit, diese Entwicklung wieder aufzugreifen.“