30 Grad plus oder 30 Grad minus?
Morxdorf/MZ. - Ute Scharmentke und Lothar Kohl könnten diesen Schritt jeden Tag gehen, ebenso ihre Mitarbeiter. Nur ganz ehrlich gesagt, im ersten Moment ist der Temperaturschock zwar eine Labsal, aber bereits nach wenigen Sekunden wird das Verlangen nach einem Wintermantel sehr groß. Für die Dinge, die in der Kühlhalle lagern, sind die frostigen Grade hingegen genau richtig. Zwar nicht auf den ersten Blick von außen zu erkennen, liegen in Massen von Kartons Eis, Torten und anderes.
Ute Scharmentke und Lothar Kohl sind für die Waren verantwortlich. Die Beiden bilden das Chef-Duo. Sie hat bei "Eis & Friends" das Sagen, er steht dem Warenhandel Kohl vor. Die beiden Unternehmen haben in Morxdorf ihr Zuhause. Den Kohlschen Warenhandel gibt es schon seit Anfang der 90-er Jahre, die Eisfirma ging daraus hervor, wurde 2002 gegründet. Und seit 2002 ist man in Morxdorf heimisch.
Klein, aber fein, so nennen die beiden ihre Unternehmen. Klein, denn mit zehn Mitarbeitern rangiert man wohl eher in der unteren Riege heimischer Firmen. Was aber nicht bedeutet, nicht groß mitmischen zu können. Zumindest in ihrem Segment, dem Großhandel mit tiefgekühlten Waren.
Ute Scharmentke und Lothar Kohl gelang es nämlich, neben vier anderen die einzigen Händler in den neuen Bundesländern zu sein, die vom Langnese-Konzern vergebene Großhandelsverträge bekommen haben. "Das war natürlich schon beinahe so etwas wie ein Sechser im Lotto", erinnert sich Lothar Kohl. Diesem Vertrag ist es zu verdanken, dass "Eis & Friends" gegründet wurde. "Schließlich gab es uns 2002 noch nicht", so Ute Scharmentke.
Jetzt könnte man mutmaßen, dass es letztlich egal sei, wessen Produkte vertrieben werden. Im Gespräch wird aber schnell deutlich, dass es den Geschäftsführern nicht unwichtig ist. "Langnese hat dieses Image von Lebensfreude, von guter Laune. Das finden wir sehr gut, damit können wir uns identifizieren. Denn bei allem Stress haben auch wir Lust an der Arbeit und am Leben", so Lothar Kohl.
Und wie laufen die Geschäfte mit der guten Laune? Wohl nicht schlecht, wobei die Morxdorfer Firmen nicht zum Endverbraucher kommen. "Wir haben keine Eiswagen, die wie bei anderen Unternehmen eine Runde durch das Dorf drehen und dort direkt die Waren an den Kunden bringen. Wir beliefern ausschließlich die Zwischenebene. Zum Beispiel Gaststätten oder Veranstalter von Festen", erklärt Ute Scharmentke. Das Gebiet ist nicht klein, in dem man aktiv ist. Das zeigt bereits eine riesige Karte im Büro, an der Unmengen von Stecknadeln die Lieferorte kennzeichnen. Dazu gehören sogar über die Grenzen von Deutschland weithin bekannte Orte. Neben anderem der Filmpark in Babelsberg oder gastronomische Einrichtungen der Potsdamer Schlösser im Park von Sanssouci. Darauf ist man in dem Unternehmen schon spürbar stolz. "Auch wenn es bei diesen Verträgen einen Gebietsschutz gibt, wenn wir unzuverlässig arbeiten würden, könnte der Vertrag ebenso ganz schnell weg sein", betont Lothar Kohl. Da heißt es, sich zu konzentrieren, denn oftmals fallen erst am Morgen die Entscheidungen, was in welchen Mengen wohin geht.
Trödeln können die "Frost-Menschen" nicht. Zum einen rollen in der Hochsaison spätestens gegen 7 Uhr die Auslieferungsfahrzeuge vom Hof. Die müssen vorher natürlich noch alle beladen werden. Ist die Fracht unterwegs, wird es ein wenig ruhiger. Aber nicht lange, spätestens gegen 9 Uhr werden die Aufträge für den kommenden Tag klar gemacht. Nicht selten kommt es außerdem zu Nachlieferungen. Da sind flexible Arbeitszeiten eine unabdingbare Notwendigkeit. Das gehe gar nicht anders, so Lothar Kohl.
So, wie ist das aber nun in diesen heißen Tagen, ist Eis der Renner? Ja und nein, meinen beide. "Wird es zu heftig mit den Temperaturen, dann kann es passieren, dass die Leute keine Lust mehr haben, sich ins Eiscafé zu setzen. Es passiert also, dass der Eisverzehr zurückgeht.
Da haben wir jedoch Glück, denn wir bieten nicht nur Eis an. Wer also lieber ein leckeres Stück Obstkuchen haben möchte, dem können wir genau das liefern", berichtet Ute Scharmentke. Sie gab übrigens unumwunden zu, dass sie einer Verkostung neuer Sorten nicht widerstehen kann. "Aber in Maßen, nicht in Massen."