20. Rawata 20. Rawata : 1.000 Radfahrer sind bei Jubiläumstour dabei

Jessen - Rainer Domnich ist mit seiner Schreckschuss-Pistole extra aus Berlin angereist. „Ich bin der Onkel von den beiden Veranstaltern Karsten und Heiko Klöpping“, erzählt Domnich, der sich selbst zu den Stammgästen des Rawata zählt und es als Pflicht ansieht, seine Neffen bei der 20. Auflage zu unterstützen.
„Die beiden Frauen habe ich auch schon eingewiesen“, sagt er und zeigt dabei auf Weinkönigin Nicole Steckbauer und Heidekönigin Lisa Becker, die bei der Jubiläumslauflage zusammen den Startschuss abfeuern. „Es macht Spaß, Königin für ein Jahr zu sein“, meinen sie unisono. „Vor allem auf Wein- und Winzerfesten“, so Jasmin Steckbauer, deren Lieblingssorte ein Kerner halbtrocken vom Weingut Hanke ist. Die beiden Königinnen betonen, dass sie in ihrer Freizeit gern Fahrrad fahren. „Mein Hund läuft an der Leine nebenher“, verrät Lisa Becker.
Neulinge und Stammgäste fahren beim 20. Rawata in Jessen mit
Der Parkplatz an der Festwiese füllt sich mit jeder Minute. Gisa und Bernd Giese aus Coswig laden ihre Fahrräder ab und halten mit Christa und Dieter Neumann noch ein Schwätzchen. „Wir sind das erste Mal dabei. Es ist sozusagen unser Schnupperkurs“, sagt Gisa Giese und fügt an, dass sie mit ihren Freunden auf der Fahrt durch die Glücksburger Heide vor allem Spaß haben wollen.
Rita und Albrecht Leutloff parken ein paar Meter weiter. Das Ehepaar aus Selbitz gehört zum Kreis der gestählten Pedalritter. Rawata, Regio Pedale, MZ-Tour in Halle - sie sitzen immer im Sattel. „Wir haben für zehn Teilnahmen an der MZ-Tour sogar die goldene Klingel bekommen“, sagen sie stolz. Was gefällt ihnen am Rawata? „Schöne Strecken, perfekte Organisation, super Party.“
Noch fünf Minuten. Etwa 1.000 Radler warten auf den Startschuss. Veranstalter Karsten Klöpping, Jessens Ordnungsamtschef Daniel Lehmann sowie die beiden Königinnen wünschen den Teilnehmern eine schöne Fahrt durch die Glücksburger Heide - und ab geht die Post zur 27 Kilometer langen Tour!
Auf dem ersten (Seyda, Nordheide) von vier Stempelpunkten ist die Party schon in vollem Gange. Bei Blasmusik schwingen viele Frühschoppen-Fans das Tanzbein. Ursula und Jürgen Noack haben bereits eine zweistündige Anreise hinter sich. Das Ehepaar aus Ruhland (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) ist Fan der Jessener Blasmusikanten und reist das ganze Jahr über verschiedenen Bands hinterher. „Im vergangenen Jahr waren es 64 Stationen“, erzählen Ursula und Dieter Noack.
An der Stempelstelle haben die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. Es geht ruckzuck, Fragen nach dem Weg werden fachmännisch beantwortet. Viele Pedalritter vernaschen am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein noch flugs eine Bratwurst, dann geht es durch die Glücksburger Heide weiter dem nächsten Haltepunkt entgegen.
Stempel vom Kurfürst August I. von Sachsen und Anna Augusta
Auf der Jessener Hirtenwiese regiert der Adel. Gerald Kretzschmann und Doris Kuitzsch von der Interessengemeinschaft „Altes Annaburg“ verteilen als Kurfürst August I. von Sachsen und Anna Augusta fleißig Stempel und erzählen, dass sie Premiere feiern. „Wir haben uns um die Ausrichtung auf der Hirtenwiese beworben“, sagt die Namensgeberin der Stadt Annaburg und ergänzt, dass die 15-köpfige Interessengemeinschaft stets auf der Suche nach Nachwuchs ist.
Ihr „Gatte“ betont, dass die Stimmung auf der Hirtenwiese gut ist. Wer nicht spurt, macht Bekanntschaft mit dem Pranger. „Das ist keine schöne Sache“, meint das kurfürstliche Paar und erklärt, dass es den Pranger selber ausprobiert hat.
Auf dem Waldweg zwischen Fest- und Hirtenwiese hat sich eine Gruppe Radfahrer verirrt und sucht den nächsten Stempelpunkt. „Uns hat man in die falsche Richtung geschickt. Nach Seyda geht es doch dort entlang“, sind sie sich nach eingehender Diskussion einig. Die meisten Pedalritter kennen sich in der Gegend aus.
Gegen Mittag erreichen sie die Festwiese und belohnen sich für 27 Kilometer auf dem Sattel. Der Tenor ist eindeutig: Tolle Landschaft, super Organisation, klasse Strecken. Die Teilnahme an der 21. Auflage ist Ehrensache. Karsten Klöpping freut sich. „Alles easy gelaufen“, sagt er und hofft, dass er den Rawata auch mal als Radler erleben darf. „Das nehme ich mir schon seit vielen Jahren vor.“ (mz)



