20. Pferdemarkt 20. Pferdemarkt Linda: Kinder erfüllen sehnlichsten Wunsch von verstorbenem Organisator

Linda - Der Aussteller- und Besucherandrang beim nunmehr 20. Pferde- und Bauernmarkt auf einer Waldlichtung bei Linda war wie in jedem Jahr enorm. Unzählige Autos fuhren im Schritttempo umher, um endlich einen freien Parkplatz zu ergattern. Aufgeweichte Böden, Schlamm und immer wieder teils heftige Regenschauer waren zwar unangenehm, aber für viele längst keine Gründe, dem Markt fernzubleiben.
Organistion von Pferdemarkt Linda in neuen Händen
Die Tradition, diesen Markt zu veranstalten, wurde nach dem plötzlichen Tod des Initiators Helmut Schmidt von seinen drei Kindern übernommen. Neuer Marktleiter ist nun Peter Schmidt. Unterstützung erhält er von seinen beiden Schwestern Sandra und Christine.
„Es war immer der sehnlichste Wunsch unseres Vaters, dass wir sein Werk fortsetzen“ sagte Peter Schmidt. Seine Schwester Sandra ergänzte: „Wir hätten uns in Grund und Boden schämen müssen, wenn wir diesen Wunsch ignoriert hätten.“
Der Markt war wie immer gut besetzt mit Autos, Anhängern und Ständen. Um die Meile wenigstens einmal zu umrunden, mussten die Gäste schon reichlich Zeit mitbringen. Na, und die Imbissstände und Gulaschkanonen, an denen es lecker duftete, konnten die meisten ja auch nicht einfach links liegen lassen. Das Angebot war international, reichte von deutscher Bockwurst über Brühpolnische, Krakauer, echt russischen Borschtsch und Pelmeni, original Schweizer Käse, Gurken aus dem Spreewald, Rollerkäse aus dem Harz bis hin zu Fischprodukten aus Mecklenburg-Vorpommern.
Ironie des Tages, auch geschlachtete Pferdeprodukte gab es beim Pferdemarkt, der Andrang war beachtlich und vielleicht auch verständlich. Denn so mancher hat gewaltigen Respekt vor den doch großen Mähnen- und Schweifträgern. Als Wurst sind sie eben völlig ungefährlich.
Auf dem Tiermarkt gab es im Prinzip nichts, was es nicht gab. Allerdings, Pferde waren in zurückliegenden Jahren schon mehr zu sehen. Wer suchte, der fand sicher dennoch sein Traumross. Und Kleinvieh, das ja nicht nur sprichwörtlich auch Mist macht, war in reichlicher Stückzahl zu sehen und vor allem, wichtig für Kinder, zum Anfassen und Streicheln.
Unmöglich, alle Arten aufzuzählen, aber es gab ausgesprochene Lieblinge. Wie die Minischweine von Jaqueline Sterling aus Königs Wusterhausen. „Ich komme seit Jahren schon sehr gern nach Linda“, meinte sie. Die Schweinchen züchtet sie selbst, ebenso Geflügel.
Ledernes Zubehör für Pferde, wie Halfter, Kummets oder Zugleinen fand man. Da Sattler ein ziemlich rar gewordener Beruf ist, kommen diese Artikel zunehmend aus polnischen Manufakturen - Töpfe, Schüssel, Zinkbadewannen lagen aufgestapelt da, auch Handwaschbretter. Musiker, die ab und an darauf „spielen“, waren also in Linda richtig.
Handgeflochtene Korbwaren, echte handgemachte Filzlatschen und auch rustikale Haushaltsgegenstände bot Holger Kreße aus Lampertswalde bei Großenhain feil. 15 Jahre schon kommt er auf diesen Markt. Er setzt dieses Gewerbe in alter Familientradition fort.
Sein Urgroßvater hatte es vor 90 Jahren aufgebaut. Enrico Werner aus Freital ist von Anfang an dabei. Er verkauft unter anderem Lederwaren, auch originelle Sicherheitsgeldbörsen. „Da ist mit Sicherheit kein Geld drin“, meinte er allen Ernstes. Stimmt aber nicht ganz, man sieht nur nicht gleich die Scheine rausgucken.
Handgefertigte Geräte größter Renner auf Traditionsmarkt
Auffallend viele Besucher verließen den Trubel mit handgefertigten Gartengeräten. Vor allem hölzernen Harken, die wie eine Trophäe zum Auto gebracht wurden. So wie Günter Milbradt aus Holzdorf. „Ich hole mir jedes Jahr hier eine neue Harke“, versicherte er. Die braucht er zur Futtergewinnung für seine Ponys.
Keine Pferde oder Gartengeräte brauchte dagegen Kevin Pisarsky aus Silverlake im US-Bundesstaat Ohio. Er ist derzeit zu Gast bei Sabine und Bernd Hoffmann in Elster. In Ohio, erzählt er, gäbe es zwar viele Viehmärkte, aber so etwas Originelles, wie hier in Linda, habe er dort noch nicht gesehen, sagte er amüsiert.
Schließlich wendete sich alles noch zum Guten. Der Regen hörte auf und über dem Getümmel ließ sich die Sonne blicken, als wäre nichts gewesen. Nur die Schuhe trockneten nicht so schnell. (mz)
