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177. Schul- und Heimatfest 177. Schul- und Heimatfest: Dankbar für friedvolle Zeit

Von Gabi Zahn 11.08.2015, 18:45
Als „Hans im Glück“ fühlt sich „Goldjunge“ Hans-Jürgen Bour zwischen zwei charmanten ehemaligen Schulfreundinnen: links Brigitte Sievi, geborene Wystrach, die aus der Schweiz anreiste, und Petra Nerlich, geborene Bertsch.
Als „Hans im Glück“ fühlt sich „Goldjunge“ Hans-Jürgen Bour zwischen zwei charmanten ehemaligen Schulfreundinnen: links Brigitte Sievi, geborene Wystrach, die aus der Schweiz anreiste, und Petra Nerlich, geborene Bertsch. G. Zahn Lizenz

Jessen - Festlich gedeckte Kaffeetafeln vor barocker Altarkulisse – dieses beeindruckende Bild gibt es nur einmal im Jahr in Jessen: Wenn sich am Schulfest-Samstag die Jubelkonfirmanden treffen, zieht Caféhaus-Stimmung ins Gotteshaus ein. Aufs Beste vorbereitet vom Gemeindekirchenrat um Corinna Trebbin und Küster Lutz Kleinert konnten vor wenigen Tagen 80 Damen und Herren – es sind die goldenen, diamantenen und Gnadenkonfirmanden – dieses besondere Ambiente genießen. Umso mehr, weil sich die altehrwürdigen Mauern von St. Nikolai auch bei über 30 Grad Celsius Außentemperatur als zuverlässige Klimaanlage erweisen.

Wenn Menschen zusammenkommen, die vor mehr als einem halben Jahrhundert konfirmiert wurden, dann gibt es viel Gesprächsstoff. Das hat Pfarrer Tobias Bernhardt oft erlebt – und er wird nicht müde, dieses Erzählen, Nachfragen, und vor allem auch das miteinander Scherzen geradezu herauszufordern. Bei 80 Anwesenden, die aus ganz Deutschland und der Schweiz angereist sind, könnte man meinen, dass die Vorstellungsrunde eine recht langwierige Angelegenheit wird. Doch die Jubelkonfirmanden beweisen das Gegenteil. Sie bezeugen ihre Dankbarkeit für viele friedvolle Jahre, sind neugierig aufeinander und hören interessiert zu, was die anderen berichten: Brigitte Sievi, geborene Wystrach, ist 1982 in die Schweiz ausgewandert. Doch weil sie in 1-A-Jessener Hochdeutsch redet, muss sie erst „Switzerdütsch“ plaudern, bis man ihr die lange Anreise auch wirklich – augenzwinkernd – glaubt. Mit der zahlenmäßig stärksten Nachkommenschaft punktet Erika Fritzsche, geborene Bösche aus Dornburg/Saale: „Ich habe vier Kinder, zehn Enkel und 14 Urenkel, berichtet die diamantene Konfirmandin.

Schon als Schuljunge war Hans-Jürgen Bour für seinen Humor bekannt. Dass er diesen auch in harten Arbeitsjahrzehnten als Bäckermeister nicht verloren hat, beweist er wie folgt: „Ich bin ein Goldjunge“, stellt er sich und seinen Konfirmationsjahrgang vor. Damit sorgt er natürlich prompt für schallendes Lachen. Außerdem gesteht er: „Wenn ich den Jessener Kirchturm drei Tage nicht sehe, werde ich schrecklich krank.“ Für so viel Heimatliebe bekommt der „Hans im Glück“ (er sitzt zwischen zwei charmanten Schulfreundinnen) noch einmal kräftigen Beifall.

Ein Raunen geht durchs Kirchenschiff, als Ingrid Fiala aus Jena ihren Mädchennamen sagt: „Gramatte“. Die Tochter des in Jessen hochverehrten Kurt Gramatte wird im Anschluss an das Kaffeetrinken zum Mittelpunkt einer angeregten Gesprächsrunde. Gramatte, 1975 verstorben, hatte von 1947 an das kulturelle Leben der Stadt entscheidend geprägt, unter anderem als Lehrer, Organist, Orchester- und Chor- und Kantoreileiter. Einige seiner ehemaligen Schüler sind unter den Jubelkonfirmanden, auch Dr. Wolfgang Bürger aus Erfurt: „Kurt Gramatte war mein Klassenlehrer. Was er uns beigebracht hat, habe ich nie vergessen“, sagt er bewegt.

Beseelt von vielen Gesprächen lädt Pfarrer Bernhardt nach dem Kaffeetrinken zum Spaziergang und zur Besichtigung des neuen Mehrgenerationenhauses ein. In dessen Vorgängerbau wurde der Jahrgang von Anneliese Albrecht aus Jessen vor 60 Jahren konfirmiert. Für den Abend hat sie gemeinsam mit ehemaligen Schulfreunden ein Klassentreffen organisiert. So werden in der „Alten Brauerei“ noch einmal viele Erinnerungen aufgefrischt. (mz)