Wildunfall in Mansfeld-Südharz Wildunfall in Mansfeld-Südharz: Diese Strecken sind im Landkreis besonders betroffen

Sangerhausen - „Auto fährt Reh an“, „Reh legt Busse lahm“, „Kollision mit Wildschwein“ - diese Schlagzeilen haben sich in der vergangenen Zeit in der MZ gehäuft.
Denn: Im Herbst steigt die Zahl der Wildunfälle in der Region an. Dabei verursachen Rehe laut Polizeiangaben mit großem Abstand vor Schwarzwild die meisten Wildunfälle.
ADAC macht Zeitumstellung verantwortlich
Alexandra Kruse, Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC), macht vor allem die Zeitumstellung dafür verantwortlich.
Rehe, Hirsche und Wildschweine seien auf der Suche nach Futter in der Dämmerung unterwegs. „Wegen der Zeitumstellung ist die Dämmerung nun etwas früher und fällt verstärkt in Zeiten des Berufsverkehrs“, sagt die Sprecherin.
Jäger warnen: Wild zieht zum Äsen über Felder
Das bestätigt auch Peter König, Vorsitzender der Jägerschaft Hettstedt. Da die Felder abgeerntet seien, hätten Wildtiere keine Deckung mehr, sagt König. Zum Äsen würden sie nun vermehrt auf die Felder ziehen und dabei auch Straßen kreuzen.
König appelliert deshalb an Autofahrer, die Geschwindigkeit zu reduzieren. „Wildtiere sind in ihren Bewegungen unberechenbar und können auch ganz plötzlich auf die Straße springen“, sagt König.
Häufungen bei den Unfallzahlen gibt es laut ihm vor allem in den Morgen- und Abendstunden. „Morgens kommen die Tiere vom Äsen und gehen in die Wälder, abends gehen sie zurück, um auf den Wiesen und Äckern zu fressen.“
Effektiver Schutz gegen Wildunfall
Deshalb sollten Autofahrer besonders in der Dämmerung achtsam sein. „Wenn ein Tier auf die Fahrbahn tritt, sollte man abblenden und hupen“, rät Steffi Schwan, Sprecherin des Polizeireviers Mansfeld-Südharz.
„Fühlen sich die Tiere geblendet, hemmt das den natürlichen Fluchtreflex.“ Auf keinen Fall sollten Autofahrer ausweichen. „Man muss außerdem damit rechnen, dass mehrere Tiere die Fahrbahn überqueren.“
Unfallstelle sichern und Polizei alarmieren
Im Fall eines Unfalls rät Schwan dazu, zunächst die Unfallstelle zu sichern, eine Warnweste anzuziehen und in jedem Fall die Polizei zu informieren. „Außerdem muss man vorsichtig sein, wenn man sich dem verletzten Tier nähert, vor allem bei Wildschweinen“, erklärt Steffi Schwan.
Alexandra Kruse vom ADAC rät, ein totes Tier an den Randstreifen zu ziehen. „Wegen der eventuellen Tollwutgefahr sind unbedingt Handschuhe vonnöten.“
Angefahrenes Wild darf übrigens nicht mitgenommen werden. „Das wäre Jagdwilderei“, sagt Steffi Schwan. Deswegen müsse immer ein Jagdpächter hinzugezogen werden, auch wenn das verletzte Tier flüchtig ist. „Häufig sind die Tiere so schwer verletzt, dass man sie von ihrem Leiden erlösen muss“, weiß auch Peter König.
König, seit 50 Jahren Jäger, führt noch andere Gründe für das besonders aktive Wild im Herbst an. Spaziergänger im Wald beunruhigen die Wildtiere: „Wenn zum Beispiel Pilzsammler durch jeden Busch kriechen, schrecken die Tiere auf und sind ständig auf der Flucht.“
In den alten Bundesländern gebe es teilweise Schilder in den Wäldern, die auf die Wildruhezone hinweisen und es verbieten, die Waldwege zu verlassen. „Das würde ich mir hier auch wünschen.“
Geringes Tempo schützt vor Wildunfall
Von Reflektoren und akustischen Systemen, die Tiere von den Straßen fernhalten sollen, hält Peter König allerdings nicht viel. „Die Tiere gewöhnen sich irgendwann daran, lassen sich nicht mehr beeindrucken und treten trotzdem auf die Straße“, sagt er.
Durchaus positive Erfahrungen hat hingegen der ADAC mit den Systemen gemacht. „Voraussetzung ist aus unserer Sicht allerdings die Reduzierung der Geschwindigkeit auf 70 Kilometer pro Stunde“, sagt Alexandra Kruse.
Aktuell laufe ein neues Projekt zur Wildunfall-Prävention in Sachsen-Anhalt. Durch Fahrgeräusche und Scheinwerferlicht werden optische und akustische Warnsignale aktiviert - ein System, das sich in Österreich laut Kruse bereits bewährt hat.
Diese Straßen in Mansfeld-Südharz sind besonders betroffen
Im vergangenen Jahr ereigneten sich im Landkreis laut Erhebungen des Polizeireviers Mansfeld-Südharz insgesamt 922 Wildunfälle. Das waren 81 mehr als im Vorjahr. Im Schnitt gab es 2,5 Unfälle pro Tag.
Besondere Schwerpunkte liegen unter anderem im Südharz auf den Straßen durch die Goldene Aue und in Richtung Harz. Auch im Seegebiet im Bereich Lüttchendorf, Erdeborn, Aseleben und Röblingen kommt es vermehrt zu Wildunfällen, ebenso wie im Bereich Volkstedt, Annarode und zwischen Wimmelburg und Blankenheim.
Zahlt die Versicherung beim Wildunfall?
Der Schaden am Fahrzeug kann über eine vorhandene Teil- oder Vollkaskoversicherung reguliert werden, teilt Alexandra Kruse vom ADAC mit. Die Teilkaskoversicherung ersetzt Schäden am Fahrzeug, die durch einen Zusammenstoß mit Haarwild entstanden sind.
Zum Haarwild gehören beispielsweise Wildschwein, Reh, Hirsch, Fuchs oder Hase. Unfälle mit Vögeln sind dagegen nicht bei allen Versicherungen abgedeckt. Einige Versicherungen bieten Versicherungsschutz für Unfälle mit sämtlichen Tieren an. Abgedeckt sind in diesem Fall sogar Unfälle mit Haustieren.
Wenn man nicht nachweisen kann, dass der Schaden am Fahrzeug durch den Zusammenstoß mit Wild oder infolge von Ausweich- oder Bremsmanövern entstanden ist, kann dieser über die Vollkaskoversicherung reguliert werden.
Zu beachten ist, dass dann möglicherweise eine Rückstufung in eine ungünstigere Schadenfreiheitsklasse erfolgt.
(mz)