Faszination Unwetter Tornadojäger aus Mansfeld-Südharz als Stormchaser in USA

Seeburg/Wippra - Umgeknickte Strommasten und Bäume, abgedeckte Dächer: Es ist genau vier Jahre her, dass ein Tornado über die Gemeinde Seegebiet zog und eine Schneise der Verwüstung hinterließ.
Ein ähnliches Bild gab es 2017 nach einer Windhose in Morungen. 2018 gab es in ganz Deutschland nach MZ-Informationen 23 bestätigte Tornados sowie 114 Verdachtsfälle.
Unwetter in Sachsen-Anhalt werden intensiver
Diese und ähnliche Extremwetterlagen hat ein Team von Tornadojägern aus dem Süden Sachsen-Anhalts im Blick. Einer von ihnen ist Roy Rockmann aus Wippra.
„Wir sind fasziniert von Unwettern, wollen sie dokumentieren und verstehen, wie sie sich entwickeln“, erklärt Rockmann. Dabei komme es den Tornadojägern nicht darauf an, sich an Unwetterschäden zu ergötzen.
Rockmann und der Teamleiter der „Stormchaser Sachsen-Anhalt“, Justin Wenk, sind sich einig, dass Unwetter in der Region zwar zahlenmäßig nicht zunehmen. „Aber die Intensität wird stärker“, sagt Wenk.
13.000 Kilometer durch die USA
Die Tornadojäger haben sich nun einen großen Traum erfüllt, der alles, was sie bislang in Sachsen-Anhalt beobachtet haben, in den Schatten stellt. Knapp vier Wochen lang sind sie zur Tornadosaison durch den Mittleren Westen der USA gereist.
„Jeden Abend haben wir uns mit den aktuellen Wetterkarten befasst, sind dann in die Nähe von möglichen Superzellen gefahren und haben fotografiert und gefilmt“, berichtet er. Dabei hat das Vierer-Team mehr als 13.000 Kilometer im Auto zurückgelegt.
„Die Dimensionen in den USA sind einfach so viel größer als in Deutschland“, sagt Rockmann. „Sieht man auf dem Radar zwei Gewitterzellen nebeneinander, trennen sie oft viele Kilometer.“
Lebensgefährliche Aufgabe
Spezielle Apps und Programme halfen ihnen dabei, Gewitterzellen mit Tornado-Potenzial zu orten. Jeder Stormchaser hatte eine komplette Kamera-Ausrüstung dabei, dazu Tablets, Laptops und Handys, auf denen die aktuellen Radarbilder beobachtet wurden. Denn: Allzu nahe sollte man den Superzellen nicht kommen. Es besteht Lebensgefahr.
„In den USA gibt es ein Warnsystem, das automatisch eine Nachricht an alle Handys in der Gegend und an die Autoradios sendet, sobald Tornadogefahr besteht“, sagt Wenk. „Wir sind ein paar Mal geflüchtet, teils über Feldwege, da ist uns wirklich das Herz in die Hose gerutscht.“
Trotz des Risikos: Bereut haben die Tornadojäger ihre Reise nicht. „Wir sind jetzt noch dabei, alle Aufnahmen zu sichten“, sagt Rockmann und spricht von der „Faszination Unwetter“. Viele Tausend Aufnahmen seien in den knapp vier Wochen entstanden - von Gewitterzellen, überfluteten Straßen und selbst Regenbögen, die das Unwetter in den Himmel gemalt hat. (mz)
Mehr Fotos gibt es unter www.stormchaser-sachsen-anhalt.de
