Ein Leben für den Tierpark Tierpark Walbeck: Karin Schumacher lebt für den Kiosk

Walbeck - „Die Wochen, als hier zu war, waren total schrecklich. Nichts zu tun, das hat mich einfach nur genervt“, sagt Karin Schumacher. Im Tierpark Walbeck betreibt sie seit knapp 30 Jahren den Kiosk. Doch als die Freizeiteinrichtung aufgrund der Verordnungen zur Eindämmung des Coronavirus schließen musste, blieben auch die Kiosktüren zu.
Ganz fernbleiben konnte sie „ihrem“ Tierpark - wie sie ihn immer wieder liebevoll nennt - aber nicht. Bei den Sanierungsarbeiten während der vorübergehenden Schließung packte Schumacher mit an. „Ich lebe einfach für meinen Tierpark“, sagt sie voller Begeisterung.
Karin Schumacher übernimmt den Kiosk im Tierpark Walbeck
Dabei entstand diese Verbindung eher zufällig. Schumacher lernte zu DDR-Zeiten den Beruf der Köchin, arbeitete im Ratskeller in Hettstedt, später auch im Feinkostenladen in der Kupferstadt. Die Überlegung sich selbstständig zu machen, kam ihr da aber eigentlich nie. Was wäre, wenn es nicht läuft? Das war eine Sorge der damals jungen Frau.
Doch im Mai 1991 warf sie ihre Zweifel über Bord. „Nachdem mich der damalige Bürgermeister und der Gemeinderat beschwatzt haben, habe ich den Kiosk übernommen.“ Anfangs aber noch nicht als Betreiberin selbst. Denn bis Herbst 1993 fungierte noch die Gemeinde als Chef im Kiosk. „Doch dann wurde festgelegt, dass sie das nicht mehr machen. Ich habe wirklich lange überlegt, ob ich den Kiosk endgültig übernehme. Ich hatte viele schlaflose Nächte“, sagt Schumacher.
Viele schöne Stunden im Tierpark
Sie entschied sich für den Kiosk und den Tierpark, den sie heute als ihren Glücksbringer bezeichnet. Seit damals seien ihre Nächte auch wieder besser. „Und die Tage verbringe ich fast jeden im Tierpark“, sagt die Walbeckerin und lacht herzlich. Jeden Abend, wenn alle Besucher weg sind, drehe sie noch eine Runde und genieße die Geräuschkulisse der Parkbewohner.
Im Tierpark habe sie schon so viele schöne Stunden erlebt, Kontakte geknüpft und Geschichten gehört, sagt Schumacher. Kinder, die vor fast 30 Jahren Eis an ihrem Kiosk gekauft haben, kommen jetzt mit ihrem eigenen Nachwuchs vorbei. Auch Politiker aus ganz Deutschland saßen bei Schumacher auf der Kioskterrasse, wenn die 2017 verstorbene Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke einlud.
„Ich mache so lange weiter, wie es geht“
„Die wollten dann alle immer Fischbrötchen bei mir essen“, sagt Schumacher. Apropos: Leckere gibt es ebenso in Rostock. Das weiß auch Schumacher, denn ihr Mann stammt aus der Hansestadt. Drei Jahre lebte sie sogar mit ihm an der Küste, während er im Hafen arbeitete. Wenn seine Familie heute zu Besuch kommt, dann steht der Tierpark natürlich immer auf dem Plan. Aber nicht zum Besichtigen. „Es müssen immer alle mit anpacken. Vor allem wenn hier die großen Feste sind und der Tierpark voll ist.“
Ob Räuberfest oder Halloweenparty - Karin Schumacher spannt die ganze Familie mit ein. „Selbst mein Bruder, der in Bayern wohnt, hilft immer mal aus“, erzählt sie. Ans Aufhören denkt die 63-Jährige aber noch lange nicht. „Ich mache so lange weiter, wie es geht“, sagt sie entschlossen. Und mittlerweile habe sie auch wieder mehr Zeit. Denn parallel zum Kiosk betrieb Schumacher seit Anfang der 90er auch die Kneipe im Ort, zog sich hier aber vor drei Jahren zurück.
Ein Nachfolger im Kiosk müsste mindestens genauso viel Herzblut für den Tierpark mitbringen wie sie selbst, sagt Schumacher. Und er würde wahrscheinlich unter dem wachsamen Auge der Walbeckerin stehen. „Ich werde nämlich definitiv mein Leben lang noch meine Runden im Tierpark drehen.“ (mz)