Strom in Meisberg Strom in Meisberg: Arbeit unter Hochspannung

Meisberg/MZ - Es ist schon ein beeindruckendes Bild, wenn ein Hubschrauber die Hochspannungsleitungen zur Kontrolle überfliegt. Denn es sieht aus der Ferne so aus, als sei er direkt auf einem der Kabel der Trasse unterwegs, die von Bad Lauchstädt nach Wolmirstedt und auch durch das Mansfelder Land führt. „Das sieht nur so aus, da ist noch richtig viel Platz“, erklärt Thomas Möbius, ein Techniker der Betreiberfirma 50Hertz. Dass „viel“ relativ ist, klärt sich dann in seinem nächsten Satz: „Es sind ja immer noch sechs bis zehn Meter Luft zwischen der Trasse und dem Heli.“ Dabei muss man sich allerdings vor Augen halten, dass in jedem Moment etwa 380.000 Volt und bis zu 1.500 Ampere durch die Leitungen jagen.
Ein paar Tage später kommen dann die Monteure und wechseln die fast 40 Jahre alten Isolatoren aus. Insgesamt müssen in vier Wochen an 45 Masten die Isolatoren ausgetauscht werden.
Für die drei Monteure, die auf den rund 60 Meter hohen Gittermasten arbeiten, ist der Job voller Spannung, denn es wird immer nur eine Seite der Trasse abgeschaltet, auf der anderen Seite der Masten liegt dann immer noch der volle Strom an. An dieser gesperrten Seite der Hochspannungstrasse hängen rote Flaggen. Die Arbeiter dürfen nur an der grün beflaggten, also abgeschalteten Seite zu ihrem luftigen Arbeitsplatz empor klettern. Denn näher als drei Meter darf niemand an die Leitungen heran, solange sie noch unter Spannung stehen. Sonst kann es zu einem sogenannten Überschlag kommen. Das heißt, der Strom springt dann einfach auf denjenigen über, der ihm zu nahe kommt. Das Magnetfeld ist sogar so stark, dass einem bei bestimmten Wetterverhältnissen die Haare zu Berge stehen können, wenn man schon am Boden unter der Trasse steht.
Schwere Unfälle gebe es auch nur äußerst selten
Unter den Monteuren ist auch Pattrick Einenkel. Der Sachse hat eigentlich Dachdecker gelernt und ist vor einem Jahr zu der baden-württembergischen Montagefirma gewechselt. „Da verdient man einiges mehr, als im Handwerk“, sagt er. Und abwechslungsreich sei der Job allemal.
Schwer ist die Arbeit allerdings auch. Denn so eine Dreierkette mit Isolatoren wiegt immerhin mehr als 100 Kilo, erklärt Möbius. Überhaupt sei die Arbeit desjenigen, der wie Einenkel am Boden bleibt, am schwierigsten, findet Möbius. „Der muss die Winde bedienen, dabei gleichzeitig seine drei Kollegen und die Umgebung im Auge behalten“, sagt der erfahrene Techniker, der die Baustellen immer wieder kontrolliert.
Schwere Unfälle gebe es auch nur äußerst selten. „Wir achten hier strengstens auf die Sicherheit“, erklärt Möbius. Meist handele es bei Unfällen nur um kleinere Quetschungen an den Händen, die sich die Arbeiter dort oben bei der Montage der schweren Isolatoren zuziehen.
Er kann sich aber noch gut an einen Unfall erinnern, als vor ein paar Jahren ein tschechischer Kohlelaster seine Fracht von einem Langmuldenkipper unter einer Hochspannungsleitung entladen wollte. Der hat die Kabel nicht einmal berührt. Da Kohle aber ein recht guter Leiter ist, stellte deren Staub die Verbindung zwischen der Leitung und dem Laster her. In Sekundenbruchteilen hatte der Lkw keine Reifen mehr. „Die waren einfach vollständig weggeschmort“, erinnert sich Möbius. Dem Fahrer ist dabei übrigens nichts passiert. In seiner Kabine war er, dank dem Prinzip des faradayschen Käfigs, absolut sicher.
