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Rückzug aus dem Einetal Rückzug aus dem Einetal: Volksbank schließt Filialen in Welbsleben und Mansfeld

Von Anke Losack 13.02.2018, 07:00
Die Volksbank-Filiale in Welbsleben wird am 20. April zum letzten Mal geöffnet haben.
Die Volksbank-Filiale in Welbsleben wird am 20. April zum letzten Mal geöffnet haben. Jürgen Lukaschek

Welbsleben - Hubert Henneberg (81) kommt eines vormittags aus der Apotheke, legt im davor geparkten Auto das Gekaufte ab und läuft über die Harkeröder Straße in Welbsleben. Sein nächstes Ziel: Die Filiale der Volksbank auf der anderen Straßenseite. Er holt Geld und geht zum Auto zurück. „Die Apotheke ist hier, der Arzt, die Bank. Das ist bequem“, sagt er. Von dem Gerücht, dass die Bank im April schließen werde, hat er noch nichts gehört. Henneberg zeigt sich verwundert und meint: „Das ganze Einetal hängt dran an Welbsleben.“

Die Schließung der Filiale der Volksbank Halle (Saale) eG ist kein Gerücht. Sie ist bittere Wahrheit. Im Frühjahr wird der Betrieb in Welbsleben eingestellt. Das bestätigt Vorstandsmitglied Jan Röder im Gespräch mit der MZ. Am 20. April öffnet die Filiale im Einetal ein letztes Mal. Momentan werden die Kunden schriftlich darüber informiert.

Volksbank schließt in Welbsleben und Mansfeld - mobile Filiale wird eingestellt

Auch Bürger aus Mansfeld und Harzorten, die Kunden der Genossenschaftsbank sind, bekommen Post. Denn ebenfalls die mobile Filiale, die etwa Abberode und Molmerswende anfährt, wird eingestellt und die Außenstelle in Mansfeld geschlossen.

„Sicher ist die Schließung einer Filiale erst einmal eine unpopuläre Aufgabe“, so Röder. Die Volksbank setzt im Mansfelder Land eine Neuausrichtung um, bei der es um unternehmerisch kluges Verhalten und Kundenorientierung gehe, erklärt er. Wenn die genannten Filialen schließen, wird gleichzeitig in Hettstedt das sogenannte neue Kompetenzcenter des Geldinstitutes eröffnet.

Röder macht keinen Hehl daraus, dass die Volksbank wie auch andere Banken unter den niedrigen Zinsen leiden. „Die Niedrigzinsen haben sich in den Bilanzen niedergeschlagen“, sagt er. Damit verbunden sei die Ertragslage eine andere als noch vor ein paar Jahren, wo Banken über Einlagen Geld verdient haben.

Volksbank muss bestehende Strukturen neu überdenken

Und natürlich spielen Digitalisierung und die demografische Entwicklung eine Rolle, dass bestehende Strukturen neu überdacht werden müssen. „Wir können es uns nicht leisten, weiterhin Leistungen anzubieten, die kaum genutzt werden. Wir müssen in das investieren, was unsere Kunden nachfragen und brauchen.“

Die Volksbank werde aber in der Fläche bleiben. „Regionalität gehört fest zu unserer strategischen Ausrichtung“, so das Vorstandsmitglied. Knapp eine Million Euro wird nach seinen Worten in den Umbau der Filiale in Hettstedt in ein modernes Center investiert. Beratungen zu Themen wie Geldanlage, Vorsorge oder Finanzierung seien dann dort in vollem Umfang möglich. „Dieses Kompetenzcenter wird eine Strahlwirkung auf den ländlichen Bereich haben“, ist sich Röder sicher.

Entsteht durch Bankrückzug ein Dominoeffekt?

Was ist mit den älteren oder nicht mehr mobilen Menschen in den kleinen Orten, die Bankgeschäfte tätigen wollen? „Diese Sorge nehmen wir sehr ernst“, sagt er, „deshalb haben wir in neue Dienstleistungen investiert.“ So könne man über das Servicecenter Bankgeschäfte von zu Hause aus tätigen oder sich über den Bargeldlieferservice mittels Anruf Geld bis zur Haustür bringen lassen. „Und selbstverständlich kommt auch der Berater zum Kunden“, sagt Röder.

„Das ist eine ziemlich heikle Situation“, sagt der Welbslebener Walter Helbling. Er hat die Befürchtung, dass sich aus dem Rückzug der Bank ein Dominoeffekt entwickelt. Erst ist die Bank weg, dann vielleicht der Arzt, dann der Friseur. „Es könnte eine Kettenreaktion ausgelöst werden“, meint er und macht sich um die Attraktivität des Einetal-Ortes Sorgen. „Wer soll dann noch hier hinziehen“, fragt er. (mz)