Rassekaninchenschau in Siersleben Rassekaninchenschau in Siersleben: Deutsche Riesen sind wirklich riesig

Siersleben/MZ - Es gibt sicher so einige Hunderassen, die kleiner sind als so manches Kaninchen. Denn die Rasse „Deutscher Riese“, wird bis zu 12 Kilo schwer und die Rammler können immerhin bis zu einem Meter lang werden. „So mancher Dackel würde da sicherlich den Kürzeren ziehen“, ist sich Züchter Lothar Eisentraut sicher. In Sachsen-Anhalt ist diese Rasse nur selten bei Züchtern vertreten, erklärt der erfahrene Züchter aus Volkstedt, bei der 23. Rassekaninchenschau am Wochenende im Sierslebener Haus der Vereine.
Im ganzen Bundesland gibt es nur zwei Züchter, die sich mit diesen wahrhaft riesigen Langohren beschäftigen. Nicht ohne Grund, denn so ganz unkompliziert sind die Vertreter dieser Art beileibe nicht. „Die Häsinnen sind nicht gerade besonders fürsorglich im Umgang mit ihren Jungen“, erklärt der Eisentraut. Mehrmals muss er jede Nacht aufstehen und bei der Kaninchenfamilie nach dem rechten sehen, wenn ein neuer Wurf im Nest liegt. Immerhin können so große Kaninchen auch mal etwas grober zur Sache gehen. Eines seiner Zuchtziele sei daher, die Häsinnen etwas pflegeleichter im Umgang mit ihren Jungen, zu züchten. „Erziehen kann man die ja nun einmal nicht“, sagt er lachend. Außerdem ist die Zucht solcher Mümmelmänner nicht gerade günstig. Ein guter Zuchtrammler kann bis zu 500 Euro kosten, von der Futtermenge ganz zu schweigen. „Die brauchen schon einiges mehr an Futter als ihre kleineren Artgenossen“, sagt Eisentraut. Spätestens, wenn man Auge in Auge in mit einem solchen weißen Riesen steht, schenkt man den Worten des Züchters uneingeschränkt Glauben.
Bei der Ausstellung konnten über 320 Kaninchen von 55 Züchtern aus dem ganzen Landkreis bestaunt werden. Doch die sechs ausgestellten Kaninchen von Eisentraut waren bei den Kindern die unangefochtenen Stars. „Das ist ja riesig“, ruft die 12-jährige Anastasia, als der der Züchter mit der kolossalen Häsin ums Eck bog, um sie auf einem Tisch zu platzieren. Die kleine Sierslebenerin ist mit ihrem jüngeren Bruder in der Erwartung zur Ausstellung gekommen, dort kleine putzige Nager vorzufinden, wie sie sie selbst haben. Denn die beiden Kaninchenfans nennen jeder ein Zwergkaninchen ihr eigen. „Damit kann man schön kuscheln“, erzählt ihr kleiner Bruder Darius stolz. Das XXL-Langohr mit seinen über acht Kilo Lebendgewicht zu streicheln, kostet dann die Kinder doch etwas Überwindung. Minutenlang muss der 68-jährige Züchter die Kinder immer wieder ermuntern Meister Lampe die Hände entgegenzustrecken.
Der Kaninchenzuchtverein "G114 Mansfeld", der Ausstellung ausrichtet, hat immerhin noch 24 Mitglieder. „Wir sind stark aber alt“, sagt der Vorsitzende Karl-Heinz Prause. Spielt damit auf das massivste Problem des Vereins an – den Mangel an Nachwuchs. Interessenten für Kaninchen gebe es zwar genug, aber nicht an der Zucht dieser Nager. So sehr viel Wert auf die Jugend legen sie anscheinend auch gar nicht. „Was sollen wir denn mit Jugendlichen, die sind doch spätestens mit Beginn ihrer Ausbildung weg“, sagt der Vorsitzende ganz klar. Neue Züchter um die 40 sind dem Verein am liebsten, präzisiert Schatzmeister Uwe Recknagel. So eine Zucht sei nun einmal eine langwierige Sache, bis sich die ersten Erfolge einstellen, erklärt er.
Gemessen an der Mitgliederzahl geht es den Sierslebener Züchtern noch richtig gut. Beim Kaninchenzuchtverein „G29 Eisleben“ stellt sich ganze schon viel dramatischer dar. „Wir sind nur noch vier Mitglieder und der Vorsitzende wird auch schon 80“, sagt Eisentraut mit Tränen in den Augen. Denn ihm ist bei seinen Worten wieder bewusst geworden: Geht es mit dem Verein weiter so bergab, wird es bald nicht mehr geben. Da hilft alle Tradition nichts.