Neuregelung Neuregelung: Wegfall der Praxisgebühr behagt den Ärzten

hettstedt/MZ. - Mit Jahresbeginn ist in den Arztpraxen die sogenannte Praxisgebühr weggefallen, worüber nicht allein die Patienten erfreut sind. Auch in den Praxen wird aufgeatmet. Die MZ hat sich bei Allgemeinmedizinern im Mansfelder Land umgehört, was die Rückkehr zu den bereits vor Jahren üblichen Gepflogenheiten für ihren Alltag bedeutet.
Viel Zeitaufwand fällt weg
Dr. Jörg Schwarz, dessen Praxis sich in Mansfeld befindet, zögert mit der Antwort keine Sekunde. "Das ist auf jeden Fall eine Erleichterung", sagt er und fügt hinzu: "Ein großer Zeitaufwand fällt damit weg." Schwarz schätzt, dass die Kassierung pro Patient etwa eine Minute in Anspruch nahm. An einem Tag kamen da immerhin ein bis zwei Stunden zusammen.
In anderen Praxen wurden ähnliche Zahlen genannt. Schwestern, die tagtäglich neben ihrer eigentlichen Arbeit auch für das Kassieren der Praxisgebühr zuständig waren und dafür von den Patienten so manches zu hören bekamen, ließen durchblicken, dass sie dieses Prozedere allerhand Nerven gekostet habe: Geld kassieren, Quittung schreiben, Kasse verwalten, Geld nachzählen. Und das alles nebenbei für nichts und wieder nichts.
Dr. Hans-Ulrich Wegner, der in Röblingen praktiziert, sprach von einem "riesenbürokratischen Aufwand", der viel Kraft und Energie gekostet habe. Wegner hat Diskussionen mit Patienten in Erinnerung, die anfangs nicht einsehen wollten, weshalb sie in jedem Quartal die zehn Euro bezahlen mussten. Dass das nun endlich vorbei ist, freut den Doktor. "Ich bin richtig glücklich", sagte er.
"Prinzipiell ist es für die Schwestern am Tresen jetzt stressfreier", sagt Dr. Stefanie Brundisch, Hettstedt, die die bisherige Rolle der Ärzte sarkastisch als "Geldeinziehungsknechte" der Krankenkassen beschreibt. "Wir hatten viel Arbeit. Das Geld musste kassiert werden, dann musste man es zur Kasse tragen. Eines Tages kam auch mal eine Tiefenprüfung, die festgestellt hat, dass bei uns alles in Ordnung ist. Aber das alles hat viel Mühe bereitet. Wir haben nichts davon gehabt außer Arbeit", so die Ärztin. Dr. Frank Stahl aus Eisleben macht überdies auf eine "psychologische Hürde" aufmerksam, die die Praxisgebühr mit sich brachte und die er insbesondere bei Hausbesuchen als nicht gerade angenehm empfand. Denn bevor er dort beim Patienten medizinisch irgendwas machen konnte, musste er erst mal die zehn Euro für die Krankenkasse verlangen. Schwer zu beschreiben, wie ihm dabei zumute war. Aber das sei ja nun vorbei. "Es ist eine Erleichterung", fasste er zusammen.
Offene Fragen
Bei aller Freude über den Wegfall der Praxisgebühr, waren von Ärzten zuweilen aber auch nachdenkliche Töne zu hören.
Weil künftig für Patienten, die einen Facharzt aufsuchen, der Weg dorthin nicht mehr automatisch über den Hausarzt führt. Die Überweisung, die dafür bislang zwingend erforderlich war, hatte den Vorteil, dass von dort der Befund auch wieder beim Hausarzt landete, der damit immer auf dem Laufenden blieb, was seinen Patienten betrifft.
Ob das künftig so bleiben wird, erscheint noch unklar. Einige Frage scheinen offen.