Nach tödlichem Unfall in Hettstedt Nach tödlichem Unfall in Hettstedt: Krisenteam hilft Feuerwehrleuten

hettstedt/MZ - Die Hettstedter Feuerwehrleute haben bei ihren Einsätzen schon viel mit ansehen müssen. Die Bilder vom tödlichen Unfall in der Ascherslebener Straße in der vorigen Woche bekommen nun aber einige der Retter nicht mehr aus dem Kopf. Bereits in der Unfallnacht wurden einige zum Durchchecken ins Krankenhaus geschickt, weil sich die Einsatzleiter sorgten, dass gerade die jüngeren Feuerwehrleute das Gesehene nicht so gut verarbeiten.
„Wenn es ein ganz normaler Unfall ist, geht es noch. Wenn es aber ein völlig sinnloser ist, der durch Rücksichtslosigkeit beziehungsweise Raserei entstanden ist, haben auch wir daran knabbern“, erklärt Wolfgang Steinbach von der Feuerwehr. Dabei kommt es den Rettern zufolge nur selten vor, dass einigen von ihnen schon Unglücksort das Geschehene zu schaffen macht. „Da greift bei uns ein Automatismus“, erzählt ein Feuerwehrmann, der am Donnerstagabend nach einer Gesprächsrunde mit dem Kriseninterventionsteam im Landkreis Mansfeld-Südharz.
Kriseninterventionsteam betreut vor Ort
Bei dem tödlichen Unfall in der Ascherslebener Straße in Hettstedt ist ein 51-jähriger Familienvater auf einem Fußgängerüberweg von einem Pkw erfasst und tödlich verletzt worden. Inzwischen ist eine rege Diskussion über Ursachen und mögliche Lösungen entbrannt. Auch die Stadt überlegt, wie man solche Unfälle verhindern kann. Sie erwägt, Schikanen zu errichten. (jr)
Zum Nachdenken sei bei solchen Ereignissen erst einmal keine Zeit, sagte er zur MZ. „Das Grübeln und Verarbeiten kommt dann erst, wenn man wieder runterfährt und zu Hause zur Ruhe kommt“, so Wolfgang Steinbach. „Reden hilft da zwar, aber wehe man hat dazu niemanden“, findet Veit Horesta von der Feuerwehr in Hettstedt. Er macht sich aber vor allem um allein lebenden Mitglieder Sorgen. Das Problem für die Retter waren diesmal die besonders tragischen Umstände des Unfall. „Der Anblick von dem Trümmerfeld und das Betreuen der Augenzeugen hat uns zu schaffen gemacht“, erinnert sich eine der Feuerwehrfrauen. Das übernimmt zwar eigentlich das Kriseninterventionsteam aber erst, wenn die Einsatzkräfte wieder abrücken. „Wir sind das letzte Glied der Rettungskette“, meint Sandra Knothe. Sie hatte vor einigen Jahren einen eigenen Schicksalsschlag zu verkraften und nach der anschließenden Hilfestellung durch das Kriseninterventionsteam beschlossen, dort mitzumachen. Eigentlich sei das Team dafür zuständig, Menschen nach traumatischen Erlebnissen, nur kurze Zeit zu betreuen.
Manchmal sind das nicht nur Angehörige, sondern auch Rettungskräfte, wenn sie sich schwer tun, die Geschehnisse an Unfallorten zu verarbeiten. Die meisten der Feuerwehrleute wollen auf jeden Fall das am Donnerstagabend gemachte Gesprächsangebot vom Kriseninterventionsteam annehmen.