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MZ-Test MZ-Test: Kindpaintball in Hettstedt - "entschärft" bei gleichem Spaßfaktor

Von Anja Förtsch 27.04.2017, 13:00
John und Lucas spielen zum ersten Mal Paintball - und sind begeistert. Für Kinder wurde das Spiel extra „entschärft“.
John und Lucas spielen zum ersten Mal Paintball - und sind begeistert. Für Kinder wurde das Spiel extra „entschärft“. Jürgen Lukaschek

Hettstedt - Es ist ein grauer Freitagnachmittag, ein kühler Wind fegt über die ehemalige Industriefläche in Hettstedt, die Luft riecht wie in einem frisch gestrichenen Zimmer, auf dem Boden liegen unzählige kleine Farbkugeln.

Steffen Ullrich betreibt das Paintballcenter in Hettstedt seit 2013

Gemeinsam mit den zwölfjährigen John, Lucas, Chris und Nils stehe ich auf der wilden Brachfläche. Chris’ Vater, der gut 100 Meter von uns entfernt steht, hebt die Hand in die Luft, sein Sohn antwortet mit der gleichen Geste. „Drei, zwei, eins“, zählt der Erwachsene laut runter. „Los!“ Mein Team läuft auseinander, jeder von uns duckt sich hinter ein anderes Versteck. Mutig blicke ich hinter einer Bretterwand vor, um die Gegner auszuspähen - und „plopp“, plötzlich habe ich einen großen, gelben Fleck mitten auf dem Visier meiner Schutzmaske. Das war’s für mich in dieser Runde, ich hebe zum Zeichen die Hand und gehe vom Spielfeld.

Die Jungs und ich spielen Paintball, genauer gesagt Kinderpaintball. Das bietet Steffen Ullrich in seinem Paintballcenter Hettstedt an. Seit 2013 betreibt der 43-Jährige die Anlage. Nebenher, denn hauptberuflich ist er Ingenieur.

Paintball ist ein Mannschaftssport, bei dem sich die Spieler mit sogenannten Markierern mit kleinen Gelatinekugeln beschießen, die mit Lebensmittelfarbe gefüllt sind. Unter Erwachsenen ist das Spiel schon seit Jahren Trend, Paintball für Kinder hingegen ist noch relativ neu - aber nicht weniger beliebt.

„Eigentlich wollten wir Kinderpaintball nur nebenbei anbieten“, sagt Ullrich. „Jetzt findet es fast jedes Wochenende statt.“ Sportvereine beispielsweise kämen regelmäßig, eine Schulklasse spielt einmal im Monat. Das startete allerdings nicht ganz problemlos. „Der Schuldirektor fand Paintball zu gefährlich“, erzählt Ullrich. „Dann haben wir mit ihm geredet, ihm geschildert, dass alles absolut sicher abläuft und Paintball ein ganz normaler Sport ist. Wenn man den verbieten wollte, dann müsste man auch Karate oder Fechten verbieten. Das hat ihn überzeugt.“

Sicherheit auf Paintballanlage in Hettstedt ist das wichtigste

Sicherheit ist tatsächlich das oberste Gebot auf der Anlage. „Ich will niemanden sehen, der ohne Maske spielt. Die Maske ist euer Schutz und das soll auch so bleiben“, ermahnt Ullrich die Zwölfjährigen vor dem Start. Für Kinderpaintball gibt es noch ein paar zusätzliche Schutzmaßnahmen. So ist etwa stets eine Aufsichtsperson dabei. Außerdem erlaubt das Gesetz Paintballspielen ab acht Jahren, bei Ullrich geht es aber erst ab dem Alter von zehn Jahren aufs Spielfeld. Und die eigens angeschafften Kinder-Markierer schießen mit nur etwa der Hälfte des Drucks, ein Treffer mit einer Kugel schmerzt dadurch so gut wie gar nicht.

Das kann John bestätigen. Der Zwölfjährige wurde getroffen. „Es hat kurz gezwickt“, erzählt er mir in einer Spielpause. „Aber wirklich wehgetan hat es nicht.“ Nicht nur er, auch seine Freunde sind begeistert. „Es macht richtig Spaß“, sind sich alle einig. Mehr als die geliebte Playstation zu Hause? „Auf jeden Fall!“

Die nächste Spielrunde beginnt. Wieder wage ich mich gemeinsam mit den Jungs immer weiter nach vorne, flitze von einem Versteck zum anderen. Dann sehe ich einige Meter vor mir den Gegner, der mich in der vergangenen Runde erwischt hatte. Ich ziele - und diesmal macht es bei ihm „plopp“, ich habe ihn erwischt und mich revanchiert. Und freue mich mehr als auf der Playstation. (mz)