Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Süddeutscher Mohrenkopf ganz vorn
WALBECK/MZ. - "Nee, meine Hühner esse ich nicht", meinte Kris Kramer aus Heiligenthal zur Rassegeflügelausstellung am Wochenende in Walbeck auf Fragen von Besuchern, ob seine Hühner im Kochtopf landen.
Der Neunjährige ist jüngstes Mitglied des Geflügelzuchtvereins Hettstedt und Umgebung und züchtet seit zwei Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Kai Kramer Hühner. 24 Hühner der Rasse "Zwerg Rhodeländer" hat das Geschwisterpaar bereits aufgezogen und an ein Ende der Zucht ist nicht zu denken. Neben Ziegen und Gänsen, die auf dem heimischen Hof wohnen, kommen zu Weihnachten zwei Zuchtpaare Tauben noch hinzu. Die Geschwister bekommen die Tauben vom Vorsitzenden des Geflügelzuchtvereins Hettstedt und Umgebung, Horst Weidenhagen, geschenkt.
Der 74-jährige Pensionär hat zu Hause in seinem Schlag über 60 edle Tauben der Rasse "Bärtchen Tümmler" und seine Zucht dieser schlanken Taube mit langem Schnabel geht nachweislich bis auf das Jahr 1896 zurück.
Schon von weitem konnten die Besucher das Krähen der Hähne in Walbeck hören, dass aus dem Dorfgemeinschaftshaus drang. Immerhin mehr als dreihundert Hühner und Zwerghühner stellte der Verein zur Schau aus, darunter auch 200 Tauben.
Zu bestaunen waren unter anderem riesige Hähne, die ein Lebendgewicht bis zu neun Kilogramm auf die Waage bringen können, oder kleinere Exemplare, die aussahen als hätten sie kleine Wisch-Mops an den Krallen. Weiß, braun, goldfarben mit langem Gefieder oder gescheckt war die Farben sowohl der Hühner als auch der Tauben. Diese Vielfalt ließ manchen Besucher staunend vor den Käfigen stehen.
"Die sind doch fast zu schade zum Essen", sagte Marlis Stock aus Walbeck, die die Ausstellung besuchte. Der erfahrene Züchter Heinz Schmölling sah das eher realistisch, denn wie er bestätigte, sei das Fleisch der Tauben "eine der besten Fleischsorten überhaupt" und er berichtete weiter, dass schon zu DDR-Zeiten das Fleisch an Krankenhäuser verkauft wurde. Der Hettstedter ist seit 1966 Mitglied im Verein und züchtet die Rasse "Süddeutsche Mohrenköpfe". "Es war Liebe auf dem ersten Blick", erinnert sich der 59-Jährige gern, denn in seiner frühen Jugend besuchte er gemeinsam mit seinem Vater eine Geflügelausstellung. Seit dieser Zeit gehört seine Leidenschaft den Akrobaten der Lüfte. In seinem Heimatort Hettstedt besitzt er über 50 dieser schwarzweißen Exemplare, die zum Teil in Volieren untergebracht sind und regelmäßigen Freiflug genießen können. Eine seiner Tauben erhielt in Walbeck von den Wertungsrichtern sagenhafte 97 von 100 möglichen Punkten, und somit wurde sein "Süddeutscher Mohrenkopf" der Ausstellungsbeste.
Der Geflügelzuchtverein Hettstedt und Umgebung feierte am 11. November übrigens nicht nur das 117. Jubiläum seines Bestehens. Es ist zu einer festen Tradition in Walbeck geworden, dass die Mitglieder des Geflügelzuchtvereins seit über zwanzig Jahren rund um den Martinstag, also dem Vereinsjubiläum, in dem kleinen Harzort Rassegeflügel ausstellen.
Am vergangenen Wochenende konnten die Besucher nicht nur Geflügel und Tauben der Vereinsmitglieder bestaunen, sondern abends beim Lagerfeuer des "Heiligen Martins" gedenken.