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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Schweizer ziehen nach acht Jahren Türkei ins Einetal

Von jörg müller 11.09.2012, 17:25

Welbsleben/MZ. - Das Ehepaar, das aus der Schweiz stammt, hat dort in verschiedenen Orten und später acht Jahre in der Türkei gelebt. Jetzt hat es die beiden nach Welbsleben verschlagen: Vor kurzem haben sie in dem Dorf im Einetal ein Haus gekauft und sind dabei, sich einzurichten. Ihre ersten Erfahrungen sind sehr positiv: "Wir sind nett und warm aufgenommen worden", sagt Margrit Helbling (66).

Sie hat in der Schweiz zunächst als Arztgehilfin gearbeitet, ihr Mann als Lehrer. "Ein schöner Beruf", sagt Walter Helbling, "aber alle paar Jahre musste ich immer wechseln und etwas Neues machen." So arbeitete er nach seiner ersten Schulanstellung als Erzieher in einem Heim für verhaltensauffällige Kinder, danach leitete er sechs Jahre lang ein Jugendhaus in einer Züricher Vorort-Gemeinde, "ein sozialer Brennpunkt", wie er sagt. Das Konzept, das Helbling dort entwickelte - ein selbstverwalteter Treffpunkt, wo die Jugendlichen viel Verantwortung übernehmen - interessierte auch andere Gemeinden, so dass Helbling in der Folge als freiberuflicher Berater in Sozialfragen tätig war. Der Bedarf war groß: "Es war die Zeit der Jugendunruhen in Zürich Anfang der 80er Jahre." Allerdings habe er bald das Gefühl gehabt, seine Arbeit sei lediglich ein "Alibi für die Politiker", so Helbling.

"Ich habe dann mein Hobby zum Beruf gemacht": Helbling, der seit seiner Kindheit Klavier spielt und als Student in einer Kneipe die Freude am Improvisieren entdeckte, fing als Hotel-Pianist an. Gemeinsam mit seiner Frau übernahm er später sogar den Betrieb von Hotelbars. Anschließend kehrte er wieder in seinen ersten Beruf zurück und unterrichtete sieben Jahre. Während dieser Zeit reifte die Idee, in die Türkei überzusiedeln. "Wir hatten uns in das Land verliebt", sagt Margrit Helbling. Nach acht Jahren in der Türkei entschlossen sie sich aus verschiedenen Gründen - unter anderem die klimatischen Verhältnisse sowie politische Veränderungen -, das Land zu verlassen. "Wir haben uns überlegt, nach Deutschland zu gehen", so Margrit Helbling. "Wir haben ja immer irgendwo neu angefangen." Das Ehepaar sah sich Häuser in mehreren Gegenden an - "und wir haben uns dann recht schnell für Welbsleben entschieden". "Wir sind durch den Ort gelaufen, haben die Kindertagesstätte und die Schule gesehen - und das ist ja ein Zeichen, dass hier Leben ist", sagt Helbling. Auch die Lage und die Infrastruktur im Dorf sowie die wunderschöne Landschaft hätten sie überzeugt. Nicht zuletzt sei damals gerade Dorffest gewesen, "und wir haben gleich Leute kennengelernt".

Dass sich Helblings ihrer neuen Heimat bereits verbunden fühlen, zeigt auch ihre Internet-Seite "Welbsleben online". Walter Helbling berichtet in dem Blog über Ereignisse im Dorf und der Umgebung und weist auch auf MZ-Artikel hin. Die Resonanz habe ihn selbst überrascht, so Helbling: Immerhin 30 bis 60 Zugriffe pro Tag verzeichne seine Seite.