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Konflikt in Thondorf Konflikt in Thondorf: Biotop oder Photovoltaik?

Von Wladimir Kleschtschow 29.04.2014, 17:25
Friedrich Pistorius (r.) und Uwe Hoppstock treten dafür ein, die naturbelassene Fläche als wertvolles Biotop zu erhalten.
Friedrich Pistorius (r.) und Uwe Hoppstock treten dafür ein, die naturbelassene Fläche als wertvolles Biotop zu erhalten. Klaus Winterfeld Lizenz

Thondorf/MZ - In der Nähe von Thondorf, einem Ortsteil von Siersleben, soll eine Photovoltaikanlage entstehen. Dort, wo einst eine Mülldeponie war, soll künftig die Sonnenenergie in Strom verwandelt werden. Der Stadtrat von Gerbstedt - Siersleben ist eine Ortschaft der Stadt - hat vor einem Monat der Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes für die 6,6 Hektar große Fläche - rund 400 Meter vom Ortsrand Thondorfs entfernt - zugestimmt. In der Vorlage hieß es sinngemäß, deren Nutzung für eine Photovoltaikanlage berge kaum Konfliktstoff in sich.

Das tut sie aber doch. Der örtliche Unternehmer und Naturfreund Friedrich Pistorius kann nicht verstehen, wie die Stadt dem Anliegen der Investoren zustimmen kann. Pistorius, der selbst als freier Wähler dem Stadtrat angehört, war einer der wenigen Stadträte, die sich gegen das Vorhaben der Alsleben Land GmbH aus Düsseldorf ausgesprochen haben. Sein Argument: Eines der wenigen kleinen Naturparadiese in der Gegend darf nicht verschwinden.

Die Flurstücke, auf denen die Anlage entstehen soll, gehören unter anderem der Stadt Gerbstedt und der ev. Kirche. Die Investoren wollen sie kaufen oder pachten.

Die Stadt hofft auf Einnahmen durch den Verkauf. Verwiesen wird auf Ersatzpflanzungen, die die Investoren als Ausgleich vornehmen würden. Außerdem hofft die Stadt, die Ex-Deponie auf diese Weise los zu werden.

Die Öffentlichkeit soll im Prozess der Planung beteiligt werden. (wkl)

Was Pistorius besonders aufregt: Von den Stadträten kennt nur eine kleine Minderheit die Fläche, auf der die Photovoltaikanlage errichtet werden soll. Also lud er die MZ zu einem Ortstermin ein. Hinzu gekommen ist auch Uwe Hoppstock. Er hat in der Gegend seit einem Jahr sein Jagdrevier und kennt die Fläche, die bei den Einheimischen unter dem Namen „Auf dem Dampf“ bekannt ist, bestens.

„Es handelt sich erstens nicht nur um die ehemalige Deponie, sondern auch um die angrenzenden Freiflächen“, informiert Pistorius. „Von der Deponie selbst ist außerdem nicht mehr viel zu sehen. In der Vergangenheit wurden hier Linden, Ahorne, Buchen und andere Bäume gepflanzt.“ Pistorius und Hoppstock zeigen die Baumreihen, das saftige Grün. „Hier finden Rehe, Hasen und Fasane noch ihren Rückzugsraum und Futter“, weiß der Jäger. „Ich habe hier sogar Rebhühner gesehen - und die sind wirklich sehr rar geworden.“

Plötzlich zeigt er unter ein halbverfaultes Holzstück: „Schaut her, ein Feuersalamander!“ Tatsächlich hat sich eine Amphibie mit der typischen auffälligen Färbung unter dem Holz Schutz gesucht. „So ein schönes Stückchen Erde darf man doch nicht einfach mit einer Planierraupe vernichten“, bemerkt Pistorius. „Woanders werden Ahorne und Buchen neu gepflanzt und hier sollen sie weg?“, empört sich Hoppstock.

Die beiden sind nicht die einzigen, die sich Sorgen um das Biotop machen. Auch Mario Schneider, Ortschaftsrat von Siersleben, ist der Meinung, die Fläche darf nicht verschwinden. „Ich muss zugeben, dass auch ich kein Problem mit der geplanten Anlage dort hatte“, so Schneider gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Dann habe er sich vor Ort umgesehen. Die Fläche sei vor Jahren renaturiert worden. „Die gepflanzten Bäume und Sträucher haben schon eine stattliche Höhe“, sagt Schneider. „Es ist sehr bedauerlich, dass sich unser Stadtrat mit dieser Thematik so lapidar beschäftigt. Ich hoffe, dass sich noch einige Leute finden, die gegen die Zerstörung des Gebietes sind.“

Dieser Teil der Fläche ist ideal für Hasen und Fasane.
Dieser Teil der Fläche ist ideal für Hasen und Fasane.
Klaus Winterfeld Lizenz
Ein Feuersalamander
Ein Feuersalamander
MZ/Archiv Lizenz