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Kabel oder Freileitungen?  Kabel oder Freileitungen? : Gleichstromtrasse Suedostlink sorgt für Diskussionen in Gerbstedt

Von Fabian Wagener 28.05.2017, 16:00
Manch einer hält die Strommasten für eine Verschandelung der Landschaft.
Manch einer hält die Strommasten für eine Verschandelung der Landschaft. Archiv/Lukaschek

Gerbstedt - Detlef Matthews nimmt kein Blatt vor den Mund. „Unsere Position ist glasklar“, sagt der Bürgermeister des Gerbstedter Ortsteils Friedeburgerhütte. „Keiner hier will einen 70 Meter hohen Mast vor seinem Vorgarten haben.“

Mit seiner unmissverständlichen Haltung bezieht Matthews Stellung in der Diskussion um die Gleichstromtrasse Suedostlink, die zukünftig Windstrom aus Norddeutschland von Wolmirstedt aus nach Bayern transportieren und in der Vorzugsvariante des zuständigen Netzbetreibers neben dem Seegebiet Mansfelder Land auch durch Teile von Gerbstedt führen soll.

Gerbstedter Stadtrat diskutiert über Frage: Erdkabel oder Strommasten?

Es ist eine Diskussion, die bereits im Gerbstedter Stadtrat zu heftigen Kontroversen führte und im Kern um folgende Frage kreist: Wenn die Trasse schon durch Gerbstedt läuft, was wäre dann besser: Erdkabel oder Strommasten?

Eigentlich ist der Suedostlink grundsätzlich als Erdkabeltrasse geplant, vier Leitungen sollen in etwa 1,5 Meter Tiefe auf einem knapp 20 Meter breiten Streifen verlegt werden. Doch anders als etwa Matthews sehen manche in Freileitungen die womöglich bessere Lösung. Der Grund: Sie befürchten negative Auswirkungen durch die Erdkabel, insbesondere für die Landwirtschaft.

Es gebe einige Dinge, die den Landwirten Sorgen machten, sagt Helgard Wiegand, Geschäftsführerin beim Bauernverband Mansfeld-Südharz. So werde davon ausgegangen, dass sich der Boden durch die Erdkabel um zwei bis drei Grad erwärme, was dessen Struktur verändere. „Der Boden würde weniger Wasser halten“, sagt Wiegand.

Bauernverband Mansfeld-Südharz befürchtet Auswirkungen auf Landwirtschaft durch Erdkabel

Außerdem sei es angesichts eines Projektes dieser Größenordnung unsicher, welche Auswirkungen die entstehenden elektrischen und magnetischen Felder hätten. Man befürchte, dass die landwirtschaftliche Technik durch diese beeinflusst werde. Zudem würden die Flächen durch Erdkabel an Wert verlieren. Die Masten gefielen auch ihr nicht gerade, und sie könne die Einwände emotional verstehen, dennoch halte sie diese Variante für besser.

Schon im Dezember habe man sich mit möglicherweise betroffenen Landwirtschaftsbetrieben zusammengesetzt und über das Thema gesprochen, berichtet Wiegand weiter. Die Anwesenden hätten sich dabei einstimmig für Freileitungen ausgesprochen, weshalb man die Stadt Gerbstedt und die Einheitsgemeinde Seegebiet Mansfelder Land angeschrieben habe, die daraufhin von der Möglichkeit Gebrauch machten, bei der Antragskonferenz der für die Genehmigung zuständigen Bundesnetzagentur einen Antrag auf Prüfung einer Freileitung zu stellen. Der Netzbetreiber muss die Anträge nun prüfen.

Im Gerbstedter Stadtrat gibt es Kritik für Antrag auf Freileitungen

Dass die Stadt Gerbstedt eben jenen Antrag stellte, sorgte allerdings nicht überall für gute Stimmung. Bereits in der Stadtratssitzung Anfang Mai hatte es neben Zustimmung auch deutliche Kritik gegeben. Ein Vorwurf: Die Stadt habe ohne Rücksprache mit dem Stadtrat gehandelt, man habe das alles nur durch einen Artikel in der MZ erfahren.

Diesen Kritikpunkt teilt auch Matthews. Er sei „von den Socken gewesen“, als er davon gelesen habe, sagt der Bürgermeister von Friedburgerhütte. Für ihn ist klar, dass er gegen eine Freileitung kämpfen wird. Die Masten seien eine Verschandelung der Landschaft, sagt er. Und er weiß mit dieser Position einige hinter sich: Bereits im März hat der Ortschaftsrat seine Empfehlung für Erdkabel gegeben. „Auch die Bevölkerung will keine Freileitungen“, sagt Matthews, der darauf hinweist, dass die Ortsteile Friedeburgerhütte, Ihlewitz und Zabenstedt von der Trasse betroffen wären.

Die Stadt Gerbstedt indes will ihren Antrag nicht als ein Votum für den Bau von Freileitungen verstanden wissen. Es gehe an diesem Punkt lediglich darum, zu prüfen, inwieweit Freileitungen möglich wären, heißt es.

Klar jedenfalls scheint: Das Thema wird auch in Zukunft noch für Diskussionen sorgen. Ortsbürgermeister Detlef Matthews zumindest prognostiziert: „Das wird noch haarig werden.“ (mz)