Jugendliche aus Niedersachsen Jugendliche aus Niedersachsen: FSJler arbeiten an der Bösenburg

Bösenburg - Es ist nur ein kleiner Friedhof an einer kleinen Kirche. Doch die erhaltenen historischen Grabsteine zeugen von der großen Bedeutung, die der Gottesacker auf dem Burgberg in Bösenburg (Stadt Gerbstedt) einmal hatte. Viele der einst prächtigen Grabsteine haben freilich im Laufe der Jahrhunderte schwer gelitten. So wie jener, mit dem sich der Berliner Steinmetz Renzo Cavallin und eine Gruppe junger Leute gerade beschäftigen.
Nur der Sockel habe noch gestanden, erzählt Cavallin, der Rest habe in mehreren Teilen auf dem Friedhof gelegen. Die jungen Leute gehören zur Jugendbauhütte im Landkreis Stade (Niedersachsen) und absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Denkmalpflege. Bereits zum zweiten Mal ist die Jugendbauhütte für eine Woche in Bösenburg zu Gast. Die 17 Teilnehmer arbeiten unter Anleitung von Cavallin und dem Rottelsdorfer Steinmetz Tobias Jung auf dem Friedhof und an der Kirche. Im Anschluss werden sie eine Woche auf Schloss Mansfeld tätig sein - unter anderem am Torhaus und einem Pavillon.
Cavallin und seine Gruppe haben sich als erstes den beschädigten Grabstein vorgenommen. Zunächst bringen sie den Sockel wieder in die richtige Position. „Danach werden die Einzelteile mit einem Steinkleber wieder zusammengefügt“, sagt Cavallin. Der Grabstein stamme vermutlich aus dem 19. Jahrhundert. „Es gibt zwar eine Aufschrift, aber die ist nicht zu entziffern.“ Im vergangenen Jahr hat der Steinmetz mit den Jugendlichen einen Obelisken sowie drei Grabsteine wieder aufgestellt. „Das ist eine schöne Arbeit.“
Das findet auch Joshua von Stanislawski. Der 17-Jährige kommt aus einem Ort bei Hamburg. Er will Kunstschmied werden und sich auf Metallrestaurierung spezialisieren. „Ein FSJ in der Denkmalpflege kann ich nur jedem empfehlen. Das ist sehr interessant.“ Friederike Mai (23) aus Baden-Württemberg bereitet sich mit dem FSJ auf ein Studium der Restaurierung vor. Ihr ist die handwerkliche Arbeit wichtig. „Als Abiturientin hatte ich davon überhaupt keine Ahnung.“
Junge Leute sind motiviert und engagiert
Steinmetz Tobias Jung (37) leitet seit mehreren Jahren Theorie- und Praxis-Seminare bei der Jugendbauhütte. Projekte wie in Bösenburg und Mansfeld seien immer besonders schön. „Das ist eine sinnvolle Arbeit, und die jungen Leute sind total motiviert und engagiert.“ Jung hat vor zwei Jahren eines der Turmfenster der Kirche rekonstruiert und einen Teil des Mauerwerks am Turm neu verfugt. „Dabei ist die Idee entstanden, hier mit der Jugendbauhütte zu arbeiten.“ Im vergangenen Jahr hat Jung mit einer Gruppe am Turm-Anbau gearbeitet. Jetzt geht es an der Nordseite des Turms weiter. Dort ist extra für die eine Woche ein Baugerüst gestellt worden.
Nachdem lose Fugen ausgeräumt worden sind, zeigt der Steinmetz den jungen Leuten, wie mit Kalk, Sand und Wasser Kalkmörtel gemischt wird. Mit diesem Mörtel wird das Mauerwerk verfugt.
Was die Steinmetze und die Leiterin der Jugendbauhütte, Eva Pfennig, in Bösenburg besonders begeistert, ist die „große Anteilnahme im Dorf“. „Wir werden komplett verpflegt“, sagt Pfennig, „die Leute kochen und backen jeden Tag für uns.“ Das habe sie woanders noch nie erlebt. Untergebracht ist die Gruppe auf dem Hof von Familie Scheffler. Auch die Kirchengemeinde und die Stadt Gerbstedt unterstützen das Projekt.
„Gerade für eine kleine Kirchengemeinde wie Bösenburg ist es ein Segen, wenn so viele junge Leute hier eine Woche arbeiten“, sagt der Gerbstedter Pfarrer Martin Binder-Kienel. „Und das Projekt strahlt auf das ganze Dorf aus. Das ist sehr schön.“ Auch Steinmetz Jung sagt, man spüre, „dass den Bösenburgern ihre Kirche wichtig ist“. Er würde sich deshalb freuen, wenn es auch im nächsten Jahr einen Einsatz der Jugendbauhütte geben würde. „An der Kirche ist noch genug zu tun.“ (mz)

