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Hochwasser in Friedeburg Hochwasser in Friedeburg: Die Verzweiflung bleibt

Von burkhard zemlin 10.06.2013, 18:46
Sonnabend vor der Schlenzebrücke in Friedeburg, von der sich das Wasser über Nacht zurückgezogen hat. Das Aufräumen ist im Gange.
Sonnabend vor der Schlenzebrücke in Friedeburg, von der sich das Wasser über Nacht zurückgezogen hat. Das Aufräumen ist im Gange. klaus winterfeld Lizenz

friedeburg/MZ - Mit dem Rückgang des Wassers wird in Friedeburg nach und nach das ganze Ausmaß der Flutschäden sichtbar. Monika Hildenhagen ist verzweifelt. Sie steht vor ihrem Haus Alte Mühle 4 und weint angesichts der Risse, die sich im Gemäuer gebildet haben und nichts Gutes verheißen.

Die 53-Jährige ist mit ihrer Mutter bei Verwandten in Freist untergekommen und weiß noch nicht, wann sie in ihre Wohnung zurück kann. Am meisten sorgt sie sich um ihre 80-jährige gehbehinderte Mutter, die seit der Flucht vor dem Wasser nur noch grübelnd im Zimmer sitzt und immer wieder die bange Frage stellt: „Muss ich jetzt ins Heim?“

Schock sitzt tief

Monika Hildenhagen weiß es nicht. Der Schock vom Mittwoch sitzt ihr noch immer in den Knochen, als sie aus Hettstedt von der Arbeit kam und erfuhr, dass sie mit ihrer Mutter ganz schnell raus müsse aus dem Haus, weil das Wasser kommt. Wie ihr erging es vielen Friedeburgern im Unterdorf, die jedoch nicht vor der Saale flüchten mussten, sondern vor dem Wasser der Schlenze, das von der Mündung zurück ins Land drückte, aber nun Zentimeter für Zentimeter wieder zurückgeht. Aber wie nun weiter?

Am schlimmsten sei die Ungewissheit, sagt Monika Hildenhagen, die noch nicht weiß, was werden soll. Ihre Nachbarin Marie-Luise Leopold vermag das auch nicht zu sagen, dazu hat sie noch gar keine Zeit. Mit ihren Kindern und Schwiegerkindern versucht sie ihr Heim zu retten, die Decke abzustützen, damit sie nicht einstürzt. „Irgendwo muss man ja anfangen“, sagt die Rentnerin, die sich trotzdem „am Ende“ fühlt, wie sie sagt, weil von der Versicherung wohl nicht allzu viel zu erwarten ist. Die hat ihr nämlich erklärt, was ein Elementarschaden ist, nämlich Wasser, das bei einem Unwetter von oben kommt. Hochwasser ist nicht dabei. Wie viele solche Härtefälle mag es geben in Friedeburg? Ortsbürgermeisterin Ute Schneider kann das noch nicht zu sagen. Aber sie weiß, dass es einige Familien richtig schlimm erwischt hat.

Am Wochenende war sie mit Mitarbeitern der Energieversorgung unterwegs, die sich bemühten, die Stromversorgung auch im letzten Haushalt wieder herzustellen, damit wieder der gewohnte Alltag einkehren kann.

Wasser weiter auf dem Rückzug

Insgesamt beginnt sich das Leben im Ort zu normalisieren, zumindest äußerlich auf den ersten Blick. Das Wasser ist auch gestern immer weiter zurückgewichen, so dass aufgeräumt werden kann. Doch wie viele Häuser bis auf Weiteres unbewohnbar bleiben müssen, weil erst noch Sanierungsarbeiten erforderlich sind, vermag noch keiner zu sagen.

Betriebe helfen mit Technik

Der 20-jährige Robin Dettmer arbeitet im Schweiße seines Angesichts am Sportplatz, wo vom Hochwasser kaum noch etwas zu sehen ist. Er ist Mitarbeiter der Firma Brunnenbau Friedeburg, deren Chef Heiko Ortmann am Dienstag kurz entschlossen mit aller verfügbaren Technik zu Hilfe eilte. Die Sandsäcke, die mit anderen Helfern gefüllt wurden, müssen nun wieder ausgekippt und weggeräumt werden. Patrick Hoffmann macht mit. Heiko Ortmann weist derweil den Radlader von der Gerbstedter Agrar GmbH ein, der den nun nicht mehr benötigten Sand von der Kreuzung vor der Sportplatz schaufelt. Bald werden auch diese Spuren beseitigt sein.

Marie-Luise Leopold weiß nicht, ob ihr Haus die Schäden übersteht.
Marie-Luise Leopold weiß nicht, ob ihr Haus die Schäden übersteht.
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Ilse Lehm kann es nicht fassen, der Fußboden ihrer Wohnung ist kaputt.
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