1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Hettstedt
  6. >
  7. Hettstedter Grundschule "Am Bahnhof": Hettstedter Grundschule "Am Bahnhof": Eltern formieren Widerstand gegen drohendes Aus

Hettstedter Grundschule "Am Bahnhof" Hettstedter Grundschule "Am Bahnhof": Eltern formieren Widerstand gegen drohendes Aus

Von Wolfram Bahn und Fabian Wagener 10.09.2016, 06:00
Die Zukunft der Schule am Bahnhof steht auf der Kippe. Die Stadt will sie nächstes Jahr schließen.
Die Zukunft der Schule am Bahnhof steht auf der Kippe. Die Stadt will sie nächstes Jahr schließen. Jürgen Lukaschek

Hettstedt - In den Hettstedter Stadtteilen Burgörner und Molmeck wächst der Unmut. Die Menschen, die dort wohnen, fühlen sich zunehmend abgehängt. Zuletzt hat ein Bäcker in Altdorf dicht gemacht. Nun will die Stadt auch noch die einzige Grundschule in der Bahnhofstraße wegen nicht ausreichender Schülerzahlen und einem hohen Investitionsbedarf schließen.

„Das werden wir aber nicht hinnehmen“, kündigte Elternsprecherin Sylvia Gröger gegenüber der MZ an. Sie organisiert den Widerstand gegen das drohende Aus der Einrichtung und erhält dabei auch Rückendeckung von der Kirchengemeinde in Neudorf.

Kirchengemeinde sammelt Geld für den Erhalt der Grundschule

Beim Festgottesdienst zum 80-jährigen Bestehen der dortigen Lutherkirche, an dem auch Vertreter der Feuerwehr Burgörner, des Fördervereins Mansfeld-Museum, der katholischen Kirchgemeinde und Schüler der Grundschule mit einem Auftritt teilnahmen, hatte Pfarrer Matthias Paul zu einer Geldsammlung aufgerufen.

Dabei kamen 300 Euro zusammen. „Die Kirchengemeinde solidarisiert sich damit bewusst und setzt sich für den Erhalt der Grundschule ein“, teilte Pfarrer Paul der MZ mit.

Ob die Aktionen etwas bewirken können, bleibt offen. Immerhin ist das Vorhaben der Stadt, die dritte kommunale Grundschule im Sommer nächsten Jahres zu schließen, umstritten.

Bauausschuss stimmt Beschluss der Stadt zu, im Finanzausschuss fällt er durch

Der Bauausschuss hat zwar in dieser Woche einem entsprechenden Beschlussentwurf der Stadt mehrheitlich zugestimmt. Aber erst nach längerer, teilweise kontroverser Debatte. Und im Finanzausschuss fiel das Begehren der Stadt sogar durch.

Dafür gab es im Schulausschuss Zustimmung von den meisten Vertretern der Fraktionen. Auch die Linken, die eigentlich gegen weitere Schulschließungen sind, haben dort signalisiert, dass sie sich am Montag noch einmal dazu verständigen wollen. Die Argumente, die die Stadt im Beschlussentwurf zur mittelfristigen Schulplanung bis 2021/22 vorgebracht hat, haben ihre Wirkung nicht verfehlt.

Novalis-Schule soll modernisiert werden

Die Stadtverwaltung steht nämlich unter Zugzwang. Bis zum 21. November muss sie den Antrag auf Fördermittel aus dem Stark-III-Programm für die Sanierung der Novalis-Grundschule in der Fichtestraße beim Land eingereicht haben. Sie soll für rund 3,6 Millionen Euro umgebaut und modernisiert werden, um sie langfristig zu erhalten.

Um Fördermittel zu bekommen, hat die Stadt einen sogenannten „Demografie-Check“ zu bestehen. Demzufolge muss die Stadt bei ihrem Antrag darstellen, ob ihr Schulkonzept zukunftsfähig ist.

Berechnungen zeigen: 2030 wird es in Hettstedt 150 Grundschüler geben

„Und das ist es nicht mit drei Standorten“, so Bauamtsleiterin Susanne Löbus. Nach den derzeitigen Berechnungen wird es in Hettstedt im Jahre 2030 - und so weit müssen die Prognosen gehen - nur knapp 150 Grundschüler geben. Heute sind es noch rund 400 Mädchen und Jungen, die eine Grundschule besuchen. Im Jahr 2022 werden es etwa 300 sein. Tendenz: fallend.

Dazu kommt, dass an der Grundschule am Bahnhof die Toiletten marode sind. Auch das Dach braucht dringend eine Reparatur. Die Heizung, die dort läuft, ist ausgeliehen. Die Schäden zu beheben, würde rund 750.000 Euro kosten.

Hettstedt will sich auf Novalisschule konzentrieren

Die Stadt will deshalb diesen Standort aufgeben und sich auf die Novalisschule konzentrieren. Dort könnte man in Zukunft alle Grundschüler der Stadt unterrichten. Mehr noch: Der Platz in der Fichtestraße reicht aus, um noch einen großen Hort und die Bibliothek unterzubringen.

Nicht nur moderne Unterrichtsräume sollen in der Novalisschule entstehen. Nach den Plänen der Stadt soll auch der Innenhof als naturnaher „Erlebnis- und Freizeitbereich“ gestaltet werden. Ein Förderantrag dafür ist bereits beim Bund eingereicht.

Alle diese Überlegungen würden hinfällig, wenn der Stadtrat im September nicht das vorgelegte Schulentwicklungskonzept mit dem Auslaufen der Schule am Bahnhof beschließe, so Bürgermeister Danny Kavalier (CDU). Immerhin bleibe die Grundschule am Markt mittelfristig bestehen, sagte er mit Verweis auf das nun vorliegende Schulkonzept für die Stadt.

Auch Grundschule am Markt soll gesichert werden

Allerdings wird ein Gebäude noch vom Humboldt-Gymnasium genutzt. Der Landkreis als Schulträger will aber nun doch das freigewordene Jobcenter auf der Straße gegenüber als Schulgebäude für das Gymnasium, das aus allen Nähten platzt, nutzen. Neben „Novalis“ soll die Grundschule am Markt mittelfristig gesichert werden.

Auf diese beiden Standorte sollen die Grundschüler vom Bahnhof aufgeteilt werden.Dazu müssen die Schuleinzugsgebiete neu zugeschnitten werden. Nachdem es dazu im Bauausschuss heftige Debatten gab, hat die Stadt den Entwurf auf Eis gelegt. „Wir wollen erstmal klären, welche Schulen denn nun bleiben“, so Kavalier.

Er macht zugleich deutlich, dass es erhebliche Konsequenzen habe, wenn die Stadt das Schulgebäude am Bahnhof aus eigener Tasche herrichten müsste. „Dann haben wir kein Geld mehr für andere Vorhaben“, sagte er. (mz)