30 Jahre MZ Hettstedt: Journalistin Angelika Watzek - von der Freiheit zur Mitteldeutschen Zeitung

Hettstedt - 37 Jahre lang - von 1963 bis 2000 - hat Angelika Watzek bei der „Freiheit“ beziehungsweise der Mitteldeutschen Zeitung gearbeitet. „Und ich möchte keinen Tag missen“, sagt die heute 75-Jährige, die seit vielen Jahren in Mansfeld wohnt. Bis auf einige Jahre in Aschersleben ist sie ausschließlich in der Lokalredaktion Hettstedt tätig gewesen und darf deshalb mit Fug und Recht behaupten, dass sie den früheren Kreis Hettstedt, später Mansfelder Land, wie ihre Westentasche kennt. Und natürlich auch viele der Menschen, die hier leben.
Vielleicht ist diese enge Verbundenheit zur Region ein Grund dafür, dass sie den Umbruch von der SED-Bezirkszeitung zu einem unabhängigen journalistischen Medium auch persönlich gut bewältigt hat und sich gern daran erinnert. „Ich komme mit jedem klar“, sagt Watzek. „Ich bin auch in der Wendezeit nie beschimpft oder angefeindet worden. Es ist alles friedlich abgegangen.“
„Es herrschte überall eine Aufbruchstimmung“
Sie habe auch keine Angst um ihren Job gehabt. Sicher habe es immer mal spitze und kritische Bemerkungen in Bezug auf die Vergangenheit gegeben. Aber insgesamt sei das eine spannende und positive Zeit gewesen. „Es herrschte überall eine Aufbruchstimmung“, so die langjährige Redakteurin. „Und die Leute hatten oft ja auch Recht mit ihrer Kritik.“ Sie erinnert sich vor allem daran, dass sie damals viel mehr mit Menschen gesprochen habe, als früher. Dazu gehörten zum Beispiel Vertreter von Umweltgruppen oder dem Neuen Forum, denen die Zeitung regelmäßig redaktionellen Platz einräumte.
Watzek wurde im ostpreußischen Tilsit geboren. Die Familie erlebte auf der Flucht den Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945 mit, kam in ein Auffanglager in Leimbach und wohnte dann in Stangerode und später in Pansfelde. In der Schule entdeckte Watzek ihr Interesse fürs Schreiben. „Aufsätze waren meins. Ich habe immer gern geschrieben“, erzählt sie. So wurde sie zunächst Volkskorrespondentin bei der Hettstedter Kreiszeitung und fing dann Ende 1963 als Redaktionsassistentin in der Hettstedter Redaktion der „Freiheit“ an. Später absolvierte sie berufsbegleitend ein Journalismus-Fernstudium in Leipzig.
Drei Redakteure in der Lokalredaktion in Hettstedt
Drei Redakteure und ein Kraftfahrer, der zugleich Fotograf war, waren damals in der Lokalredaktion tätig. „Wir haben anfangs noch der Sekretärin die Artikel diktiert“, erzählt Watzek. Eine Mitarbeiterin musste die Manuskripte dann mit dem Bus nach Eisleben bringen. Was bedeutete, dass zum Teil bereits mittags Redaktionsschluss für die eine oder zwei Lokalseiten war.
Jörg Müller (52) hat Ende 1997 als Redakteur in der MZ-Lokalredaktion Hettstedt angefangen. Zuvor hatte er nach einem Biochemie-Studium ein Volontariat bei der MZ absolviert. 2001 wechselte er in die Lokalredaktion Eisleben, 2002 nach Merseburg. 2004/05 arbeitete er in der Politikredaktion, anschließend in Dessau. Seit 2007 ist er wieder in der Lokalredaktion Eisleben tätig und hier hauptsächlich für die Lutherstadt zuständig.
Später seien die Texte dann per Fernschreiber übermittelt worden. Ihr Büro hatte die Lokalredaktion in einem Haus in der Unteren Bahnhofstraße direkt an der Wipper, wo unter anderem die Gewerkschaft ihren Sitz hatte. Nach der Wende zog die Redaktion ein paar Häuser weiter in das einstige Hotel „Kaiserhof“, wo zu DDR-Zeiten die SED-Kreisleitung gesessen hatte, und 1997 schließlich in den Freimarkt.
Eine Schreibmaschine für die Redakteure aus Frechen
Bereits kurz nachdem sich im Januar 1990 die „Freiheit“-Redaktion für unabhängig von der SED erklärt hatte, zeichnete sich die mögliche Partnerschaft mit dem Kölner Dumont-Verlag ab. „Ich persönlich hatte da gleich ein gutes Gefühl, weil Dumont ja als liberal galt“, sagt Watzek. Um sich ein bisschen kennenzulernen, habe es einen Redakteursaustausch gegeben, erinnert sie sich.
So kam ein Kollege aus Frechen nach Hettstedt und umgekehrt. Das Problem: „Wir hatten noch keine Computer, sie schon.“ Deshalb sei dem Hettstedter in Frechen erst einmal eine Schreibmaschine hingestellt worden.
An eine besondere Kuriosität in der Übergangszeit kann sich Watzek auch noch gut erinnern. „Wir haben als Redakteure eine Zeit lang auch Anzeigen angenommen.“ Denn nach dem Aus der staatlichen Werbeagentur Dewag musste bei der Zeitung erst eine Anzeigenabteilung aufgebaut werden. (mz)
